Thomas Mann wird am 10. Mai mit seiner Tochter Erika nach Deutschland abreisen, um in Frankfurt am Main den Feierlichkeiten des Goethe-Jahres beizuwohnen“ – das melden die Badischen Neuesten Nachrichten am 9. Mai 1949. Die Nachricht vom Besuch des in den USA lebenden Schriftstellers kommt überraschend, denn noch Anfang des Jahres hat der Exilant eine Einladung nach Leipzig abgelehnt. Wird er, nachdem er den Frankfurtern zugesagt hat, auch ins thüringische Weimar fahren? Dort will man ihm nicht nur die Ehrenbürgerwürde der Stadt verleihen. Er soll außerdem mit dem Goethe-Nationalpreis 1949 geehrt werden.
Problematisch daran ist nicht nur, dass beide Städte die Festveranstaltung gern auf den 28. August 1949 legen wollen, auf den Geburtstag Goethes. Sondern: Weimar liegt in der sowjetischen Zone, Frankfurt (Main) aber in der Bundesrepublik, die aus der amerikanischen, britischen und französischen Zone hervorgegangen ist. Im Westen Deutschlands ist die Preisverleihung an Thomas Mann umstritten. Viele Westdeutsche nehmen ihm übel, dass er ins Exil gegangen und nicht zurückgekehrt ist. Ganz anders in Weimar: Als Thomas Mann am 1. August 1949 dort eintrifft, sind keine Misstöne zu hören. Für die Verantwortlichen ist es ein Erfolg, dass der Schriftsteller im Nationaltheater dieselbe Rede hält, mit der er am 25. Juli in der Frankfurter Paulskirche den Goethepreis entgegengenommen hat. Mann betont auch in Weimar, dass seine Reise ganz Deutschland gelte. Am 28. August ist er längst auf der Heimreise.
Weiterführendes Material
Informationen zur politischen Bildung (IzpB):
Interner Link: Gemeinsame deutsche Nachkriegsgeschichte 1945–1990, 2024 .Elke Kimmel:
Interner Link: 1949: Ablenkung in schwieriger Zeit Sport, Kultur und Freizeit, Deutschland Archiv , 02.07.2024 .