Die Thüringenhalle hat sich ein weiteres Mal als Austragungsort für Boxwettkämpfe bewährt. „Boxsportliche Erfurter Festtage mit vorbildlicher Organisation“ habe man dort gesehen, freut sich die Berliner Zeitung am 25. Oktober 1949. Bei den soeben beendeten Ostzonenmeisterschaften haben sich in den acht Gewichtsklassen überwiegend die sehr jungen Boxtalente durchgesetzt. Aus Berlin ist ein gemischtes Team aus Ost- und West-Berliner Sportlern angereist. Der kurz zuvor von den Weltfestspielen aus Budapest zurückgekehrte Ost-Berliner Heinz Henatsch setzt sich im Mittelgewicht gegen seine fünf Konkurrenten durch.
Einer der jungen Meister ist der 1949 gerade 21-jährige Ost-Berliner Hans Robak. Er dominiert bis Ende der 1950er-Jahre in seiner Gewichtsklasse, dem Halbschwergewicht. Fünfmal wird er Meister, mehrfach Vizemeister. Zur Legende wird Robak im Dezember 1953 aber nicht in Erfurt oder andernorts in der DDR, sondern in Hamburg: Als „Ersatzmann“ für den verletzten Europameister Ulli Nitschke reist er in die Bundesrepublik, um im „Kampf des Jahres“ gegen den westdeutschen Champion anzutreten. Er macht seine Sache so gut, dass er das anfangs skeptische Publikum völlig auf seine Seite zieht: „Unter dem tosenden Beifall der Zuschauer wurde schließlich der Punktsieg des DDR-Boxers verkündet“, behauptet die in Halle (Saale) erscheinende SED-Zeitung Freiheit. In der DDR kommen zu den Kämpfen des „eisernen Hans“ – so Robaks Spitzname – regelmäßig Tausende Besucherinnen und Besucher.
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Elke Kimmel: