"Wer sinn widder do und dunn, wat mer künne!“ So lautet das Motto des ersten von den Besatzungsbehörden genehmigten Rosenmontagszuges in Köln am 28. Februar 1949. Seit 1939 hatte es keinen offiziellen Karnevalsumzug mehr gegeben. Im Jahr zuvor haben die „Roten Funken“ – einer der Karnevalsvereine – einen kleinen, illegalen Festzug veranstaltet, und mehr oder weniger heimliche Prunksitzungen hat es schon ab 1946 wieder gegeben. 1949 aber darf auch offiziell gefeiert werden: Über eine Million Zuschauerinnen und Zuschauer sehen sich die Parade an. Viele sind mit Sonderzügen angereist, um die 15 aufwändig geschmückten Festwagen zu sehen und ein paar „Kamelle“ zu ergattern. Als Tribünenplätze werden vielfach die Trümmerberge entlang der Strecke genutzt. Der Schlager der Stunde ist Karl Berbuers „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“. Er bekommt sogar einen eigenen Festwagen. Tenor: Kein Wort vom Krieg und von Naziverbrechen, sondern ironische Anspielungen darauf, dass man nun nicht mehr in Deutschland lebe, sondern in Besatzungszonen. Stolz sei man dennoch, man habe schließlich Kultur. Die Rede des Karnevalsprinzen weist in dieselbe Richtung: „Angesichts der Wunden, die der schreckliche Krieg unserer geliebten Mutter Colonia zugefügt hat, haben wir ein Recht darauf, die Menschen für einige Tage ihre Sorgen vergessen zu machen und ihnen Freude und Frohsinn zu spenden“, sagt er. Andernorts sieht man das ähnlich: Auch in Düsseldorf, Duisburg, Mainz und vielen anderen Städten wird gefeiert, was das Zeug hält.
Weiterführendes Material
Informationen zur politischen Bildung (IzpB):
Interner Link: Gemeinsame deutsche Nachkriegsgeschichte 1945–1990, 2024 .Elke Kimmel:
Interner Link: 1949: Ablenkung in schwieriger Zeit Sport, Kultur und Freizeit, Deutschland Archiv , 2.07.2024.Karl Heinz Kirchner:
Interner Link: Neubeginn: "Alltag" in Nachkriegsdeutschland, Online Dossier Nationsozialismus , 2005.