"Gerechtigkeit schafft Frieden“ – unter diesem Motto treffen sich Anfang September 1949 Tausende Menschen in Bochum zum 73. Deutschen Katholikentag. 600.000 Menschen feiern den Abschlussgottesdienst auf dem zentralen Festplatz, vor der Kulisse der stadtbildprägenden Hochöfen und Fördertürme. Vor diesem Hintergrund sollen die „brennenden sozialen Fragen der Gegenwart“ behandelt werden. Dafür steht auch der Veranstaltungsort – Bochum hat nicht einmal mehr einen Bahnhof. Eigens für die Gläubigen ist deshalb der provisorische „Katholikentagsbahnhof“ errichtet worden. Hier treffen 75 Sonderzüge ein, die eine möglichst problemlose Anreise der Besucherinnen und Besucher garantieren sollen. Fast zweitausend von ihnen kommen in privaten Quartieren unter, trotz der meist ohnehin beengten Wohnverhältnisse. Um diese zu verbessern, sammeln Freiwillige Spenden für das „Katholikentagsdorf“ – eine geplante Siedlung in Bochum-Harpen. Dort entstehen bis 1951 31 Wohnhäuser.
Ein besonders bemerkenswerter Schauplatz des Treffens ist die ehemalige Kanonenhalle des Stahlkonzerns „Bochumer Verein“. Diese bietet Platz für über 50.000 Menschen. Auf einen Nebeneffekt weist Der Spiegel hin: Die im Krieg erbauten Hallen würden durch die Gläubigen gleichsam „entmilitarisiert“. Tatsächlich setzt das Unternehmen seine Unterstützung des Katholikentages erfolgreich als Argument gegen weitere Demontagen auf seinem Werksgelände ein.
Weiterführendes Material
Informationen zur politischen Bildung (IzpB):
Interner Link: Gemeinsame deutsche Nachkriegsgeschichte 1945–1990, 2024 .Söhren Rörmann:
Interner Link: Siegerin in Trümmern? Kirchliche Vergangenheitspolitik in der unmittelbaren Nachkriegszeit , Deutschlnd Archiv, 6.02.2017.