Rund um den Bahnhof Friedrichstraße ist immer viel los: Reisende aus nah und fern, Menschen auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause – hier lassen sich Neuigkeiten bestens an das interessierte Publikum bringen. Kein Zufall also, dass die erste Zeitung, die im sowjetischen Sektor allein im Straßenverkauf angeboten wird, hier zu haben ist. Die BZ am Abend erscheint erstmals am 15. Juli 1949. Augenscheinlich soll sie einen Bedarf decken, den Neues Deutschland, Berliner Zeitung und andere Zeitungen im sowjetischen Einflussbereich nicht erfüllen. Komprimierte Neuigkeiten und Unterhaltung, mehr Bilder und Buntes – eine Boulevardzeitung soll sie sein, die ihr Publikum stärker emotional anspricht. Damit konkurriert sie mit den West-Berliner Blättern.
Den Anfang macht eine Titelseite mit einem in England angeblich verbotenen, weil unvorteilhaften Foto des britischen Premierministers Attlee, der von einem Clown auf die Glatze geküsst wird. Fast eine Seite von insgesamt nur sechs steht für Lesermeinungen zur Verfügung, viele Texte beschäftigen sich mit den alltäglichen Nöten der Menschen. So lautet eine Meldung in der ersten Nummer auf Seite fünf: Es seien „10 waggons mit heidelbeeren aus der tschechoslowakei in berlin eingetroffen stop sie werden ab heute in den konsumfilialen verkauft stop ein teil der 55-tonnen-lieferung wird an altersheime und kinderheime verteilt. preis: 70 pf. je pfund.“ Die Zeitungsverkäuferinnen und -verkäufer in der Uniform der Deutschen Post gehören nunmehr fest zum Ost-Berliner Straßenbild – nicht nur am Bahnhof Friedrichstraße.
Weiterführendes Material
Informationen zur politischen Bildung (IzpB):
Interner Link: Gemeinsame deutsche Nachkriegsgeschichte 1945–1990, 2024 .