"Jetzt läuft alles besser als zuvor“, so fasst ein Betriebsrat von den „Märkischen Ölwerken“ in Wittenberge Anfang August 1948 die Ereignisse der vergangenen Wochen zusammen. Am 5. Mai hatte eine Explosion die Stadt erschüttert. Ursache dafür war eine chemische Reaktion in der Extraktionsanlage des größten Ölwerkes in der Interner Link: Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) gewesen. Was dann folgt, ist eine gemeinsame Wiederaufbauleistung sämtlicher Betriebe und Belegschaften in der Elbestadt, einzelne Ersatzteile werden gar aus den westlichen Zonen herangeschafft. Schon Mitte Juli kann die neue Extraktionsanlage in Betrieb genommen werden. Die Erträge aus der Ölfruchternte 1948 sind gesichert. Das ist deshalb wichtig, weil es zwar viele Ölmühlen in der SBZ gibt, diese aber – anders als die Wittenberger Mühle – rein mechanisch arbeiten. Über zehn Prozent Öl bleiben dabei im Schrot zurück und können nur als Viehfutter verwendet werden. Angesichts der Versorgungsprobleme in Ostdeutschland ist dies eine Verschwendung, die um jeden Preis verhindert werden muss.
Auch die weiteren Nachrichten aus Wittenberge sind vielversprechend: Die Ölproduktion soll ab Herbst 1949 verdoppelt, die Gesamtanlage um eine Margarinefabrik ergänzt werden. Zu diesem Zeitpunkt ist das Unternehmen bereits seit längerer Zeit Interner Link: Volkseigener Betrieb (VEB). Zuvor ist es wie ein Großteil der gewerblichen Unternehmen in der SBZ durch die Sowjetische Militäradministration enteignet worden. Die Übertragung in Volkseigentum 1948 bedeutet faktisch, dass die Ölmühle der Partei- und Staatsführung untersteht.
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