"Aus sozialer Not wird in der Interner Link: Deutschen Demokratischen Republik keine wirkliche Befähigung mehr verkümmern.“ Es bleibt in der DDR nicht bei diesem vollmundigen Versprechen, das die Berliner Zeitung Ende Oktober 1949 zitiert. Im Laufe des Jahres 1949 entstehen an vielen Universitäten in der Interner Link: Sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR die sogenannten Arbeiter- und Bauern-Fakultäten, kurz ABF. Die zum Wintersemester 1949/50 an der Universität Greifswald eingerichtete ABF wird nach dem dänischen Schriftsteller „Martin Andersen Nexø“ benannt. Die Studierenden sind junge Menschen, die nach der Volksschule bereits im Berufsleben gestanden haben. Sie erhalten leistungsbezogene Stipendien und sollen in maximal drei Jahren die Hochschulreife erreichen und anschließend studieren. Damit sollen jene Bevölkerungskreise erreicht werden, die zuvor kaum Zugang zu höherer Bildung hatten. Eine traditionell wichtige Forderung der Arbeiterparteien wird damit eingelöst.
Aber dahinter steckt mehr: Der junge Staat braucht eine neue Bildungselite, der er vertrauen kann. Gegenüber den Bildungsbürgern herrscht große Skepsis. Die regierenden Sozialisten unterstellen, dass die Nationalsozialisten gerade aus diesem Milieu ihre Anhänger rekrutiert haben. Zudem sind viele gut ausgebildete Menschen in die Westzonen geflüchtet – eineInterner Link: Abwanderung, die auch mit der Gründung der DDR kein Ende nimmt. Die ABF stehen in der Propaganda für die vorgebliche Bildungsgerechtigkeit im neuen Staat. Bis 1962 durchlaufen 35 000 junge Menschen diese Anstalten.
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