Eine alltägliche Szene in den Jahren nach dem Krieg: Ostpreußische Flüchtlinge treffen am Bahnhof Meldorf ein. Viele gelangen noch während der Kriegshandlungen hierhin, andere kommen in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Sie stoßen dabei nicht nur auf die angestammte Wohnbevölkerung, sondern auch auf aus den Städten evakuierte Menschen und Angehörige der Wehrmacht, die hier gestrandet sind. Später kommen Vertriebene aus Gebieten östlich von Oder und Neiße und Flüchtlinge aus der Sowjetischen Besatzungszone hinzu. So erreicht die Bevölkerungszahl im späteren Bundesland Schleswig-Holstein Anfang 1949 einen Höchststand: Fast eine Million Menschen mehr als 1944 werden erfasst.
In Süderdithmarschen, wo Meldorf liegt, leben im Mai 1946 40.000 Menschen mehr als 1944. Die Stadt greift in dieser Situation zu ungewöhnlichen Mitteln. Ende November 1949 geht folgende Meldung durch die Presse: „Die Ratsherren von Meldorf in Süderdithmarschen haben beschlossen, das Rathaus zu verpfänden, um mit dem Bau von zwanzig Flüchtlingswohnungen beginnen zu können.“ Allem Anschein nach hat das Flüchtlingssiedlungsgesetz vom 24. Juni 1949 noch nicht die gewünschte Erleichterung gebracht. Aber: Langfristig gelingt die Integration der Vertriebenen und Flüchtlinge in die Gesellschaft der Bundesrepublik: Viele von ihnen werden in Regionen weitergeleitet, in denen Arbeitskräfte gesucht werden – ins Ruhrgebiet oder nach Baden-Württemberg.
Weiterführendes Material
Andreas Kossert: Wann ist man angekommen?
Interner Link: Flüchtlinge und Vertriebene im Nachkriegsdeutschland , Deutschlandarchiv, 30.11.2016.Informationen zur politischen Bildung (IzpB):
Interner Link: Gemeinsame deutsche Nachkriegsgeschichte 1945–1990, 2024 .