Weit über eine Million Männer allein in den westlichen Besatzungszonen haben den Zweiten Weltkrieg nur mit körperlichen Verstümmelungen überlebt. Als Kriegsversehrte sind sie noch lange im Straßenbild vieler Städte präsent. Manche versuchen sich als Straßenmusiker, andere verkaufen Zeitungen oder Drogerieprodukte, wieder andere betteln. Es gibt kaum Einrichtungen, die sich darum kümmern, sie mit mehr als einem Dach über dem Kopf, Essen und Kleidung zu versorgen. Angesichts der vielen körperlich gesunden Kriegsheimkehrer, die in Arbeit vermittelt werden müssen, scheint die Zukunft der Versehrten sekundär. Handwerker und Gewerbetreibende lehnen Auszubildende, die nicht „richtig zupacken“ können, meist ab.
Die Betroffenen sind darauf angewiesen, sich selbst zu organisieren. Ganz im Norden Deutschlands gründen sechs Kriegsinvalide 1945 das Husumer Versehrtenwerk. In notdürftig eingerichteten Werkstätten führen sie Reparaturen aus und stellen einfache Gebrauchsgegenstände her. Damit verdienen die Beschäftigten neben geringen Unterstützungsleistungen etwas Geld. Im Laufe der Zeit entstehen eine Schuhmacherei, eine Tischlerei, eine Malerei, eine kleine Elektrowerkstatt und eine Holzschuhfabrikation. Jüngere Kriegsversehrte erhalten hier häufig ihre erste Ausbildung, weil sie gleich nach der Schule an die Front befohlen wurden. Die Frage der Finanzierung kann 1949 geregelt werden: Das Versehrtenwerk wird Einrichtung der inneren Propstei Husum-Bredsted. Die Integration der Kriegsversehrten in den regulären Arbeitsmarkt bleibt schwierig.
Weiterführendes Material
Informationen zur politischen Bildung (IzpB):
Interner Link: Gemeinsame deutsche Nachkriegsgeschichte 1945–1990, 2024 .Online-Dossier Nationalsozialismus,
Interner Link: Themenschwerpunkt Deutschland nach 1945. , 2011