Einmal eine andere Stimme und Perspektive, "befangen in meiner Vergangenheit". Von Eberhard Aurich, er war von 1983 bis 1989 Kopf des SED-Jugendverbands FDJ (Freie Deutsche Jugend), deren Leiter Horst Schumann 1965 Biermann ein generelles Auftrittsverbot in der DDR erteilte. Aurich studierte damals noch und erfuhr, wie es auch verboten wurde, Biermann zu hören. Dass die DDR Biermann 1976 sogar ausbürgerte, konnte er nicht nachvollziehen, weil ihn die Frage wurmte: "Gab es das nicht schon einmal in Deutschland?". Folgende Betrachtung schrieb Aurich (76), der noch immer in einem Berliner Plattenbau lebt, nach einem Ausstellungsbesuch im Deutschen Historischen Museum (DHM). Einer Partei gehört der ehemalige SED-Funktionär schon seit 1990 nicht mehr an.
Den Namen Wolf Biermann hörte ich im Herbst 1965 erstmals. Gerade hatte ich mein Studium am Pädagogischen Institut Zwickau begonnen, wollte Lehrer für Deutsch und Staatsbürgerkunde werden, scheinbar eine ziemlich ideale Kombination, um mich zu Wolf Biermann, Lyrik und Politik zu äußern. In der Zeitung Neues Deutschland (ND) las ich am 5. Dezember 1965 einen Artikel von Klaus Hoepcke , der schon damals den Wolf ziemlich massakrierte. Wir Studenten hatten keine Ahnung, was Biermann von sich gegeben hatte. Wir kannten nur die Zitate im Verriss des ND.
Eine Mitstudentin aus Berlin wollte uns helfen und besorgte ein paar Gedichte, um sie während einer FDJ-Versammlung als Diskussionsanregung zu präsentieren. Wir hatten die Rechnung ohne den zufällig anwesenden FDJ-Bezirkssekretär gemacht, er unterband kurzerhand den lyrischen Vortrag und die Debatte. Über solche Leute rede man nicht, die kann man nur verurteilen, so das Fazit dieses Versuchs einer Aufklärung.
Es blieb in unseren Köpfen schließlich das Dogma des ND-Redakteurs:
„Der Skeptizismus hindert Biermann, den Humanismus unseres Staates zu begreifen. Offensichtlich will Biermann den Sozialismus ohne politische Führung aufbauen. … Biermann … ist Anhänger der Spontaneität.“
Befangen in meiner Vergangenheit
Er verfolge eine anarchistische Philosophie, belle seine selbstgefällige Ich-Sucht heraus, er wiederhole nur die Postulate des bürgerlichen Individualismus. Wie sich das real ausdrückte, blieb für uns als Studenten dennoch im Dunkeln. Verurteilung statt Auseinandersetzung, Postulate statt Argumente wie in Stalins Zeiten. Im Deutschen Historischen Museum fand ich jetzt diesen Zeitungsausschnitt wieder, Anlass für meine Erinnerung und Meinung, zugegeben: befangen in meiner Vergangenheit.
Die Lebensgeschichte des "Wolfs" hat mit der meinigen in der DDR wenig zu tun. Als Sohn eines von den Nazis in Auschwitz ermordeten jüdischen Antifaschisten kam er kurz vor dem 17. Juni 1953 von Hamburg in die DDR, um nach eigener Aussage als Kommunist hier am Sozialismus mitzuwirken und das Vermächtnis seines Vaters zu erfüllen. Warum wollte er nicht im Westen für den Sozialismus und gegen Nazis kämpfen? Ein Wessi-Kommunist in der DDR? Ich kenne viele Kommunisten in der BRD, diese wollten nie in die DDR! Was verstand er unter Sozialismus oder Kommunismus? Warum wurde er von der KPD geschickt, warum blieb seine Mutter in Hamburg? Fühlte er sich vielleicht schon damals als ein Besser-Wessi? Was wollte er? Nazis wie im Westen bekämpfen?
In der DDR gab es im Gegensatz zur BRD keine Nazis in der Regierung, was nicht hieß, dass ehemalige Nazis nicht am Aufbau des neuen Staates mitwirkten. Mit wem sonst sollte er denn auch aufgebaut werden? Mein Vater zum Beispiel, NSDAP-Mitglied bis 1945, arbeitete von 1946 bis 1985 als Bauarbeiter und hat sich zeit seines Lebens geschämt, mal als Jugendlicher Nazi gewesen zu sein. Kannte der Wolf solche Leute überhaupt? Und durfte ich mich nach Meinung dieses Wolfs als Sohn eines früheren Nazis eigentlich als Staatsbürgerkunde-Lehrer bewerben und später sogar FDJ- und SED-Funktionär werden? Mit wem zusammen wollte er denn eine neue Gesellschaft aufbauen? Warum schaute er so von oben herab auf seine nunmehrigen Mitbürger, waren die alle nur „dideldumm“ oder „trullarabbaridibum“?
Was war eigentlich wahrer Sozialismus?
Was stellte sich der Wolf unter „wahren Sozialismus“ vor, einen ohne Kapitalisten, aber auch ohne sozialistische Partei? Woher rührte sein Hass auf die DDR-Genossen? Warf er ihnen gar vor, bei den Nazis im KZ oder der Emigration im Gegensatz zu seinem Vater überlebt zu haben? Warum hatte er kaum Respekt vor dem hiesigen Aufbauversuch? Und hatte er Ahnung, warum es überhaupt zu zwei deutschen Staaten kam und nicht nur deutsche Kommunisten hier das Sagen hatten, sondern auch noch ein paar andere Mächte mitspielten?
Ich suchte Antworten auf diese Fragen in der Ausstellung, ich fand aber keine. Ich las dort auch einige frühe Gedichte aus den 1960er Jahren erstmals. Hätten die mich damals aktiviert und begeistert? Wozu und wofür? Eher weniger. Ich gestehe es ehrlich: Manche hätte ich auch in meiner FDJ-Organisation nicht zur Aufführung gebracht. Nur meckern, war nie mein Ding, etwas wirklich tun schon eher. Was in dieser Zeit in der Berliner Boheme geschah, was er als „Bänkelsänger“ im Berliner Ensemble und dem Arbeiter- und Studententheater bat trieb, war uns in der Provinz (ich war Student in Zwickau und wohnte in Karl-Marx-Stadt) ohnehin unbekannt.
Als stolzer Besitzer eines aus FDJ-Studenten-Erntehelfer-Geld erworbenen Plattenspielers kaufte ich 1965 die wunderbare Schallplatte „Jazz und Lyrik“ vom berühmten Konzert am 13. November 1964 in der Kongresshalle am Berliner Alex, auf der unter anderem Manfred Krug die Ballade gegen die Rassendiskriminierung in den USA vom Briefträger William L. Moore von Wolf Biermann vortrug. Ich wunderte mich damals sehr, dass in der Plattenbeilage ein Bild vom Wolf auftauchte. War der eigentlich dabei oder nur der Autor? Jetzt weiß ich es, das Deutsche Historische Museum hat mir geholfen, Biermann sang dort sogar, nur nicht auf der Platte. Von den 5.000 Platten durften wohl Tausend 1966 nicht mehr verkauft werden. Ich habe noch eine!
Nach 1965 wurde es hier still um den "Wolf". Im Museum las ich jetzt erstmals die Weisung des damaligen FDJ-Chefs Horst Schumann aus dem Jahr 1965, dass er zu FDJ-Veranstaltungen überall Auftrittsverbot hatte.
Aber das 11. Plenum des ZK der SED 1965 hatte ohnehin rigoros und beschämend das kulturelle Schaffen eingeschränkt, nicht nur für heulende Wölfe, auch für die FDJ, die DEFA, für Verlage und andere gesellschaftliche Bereiche.
Streifte der Wolf eigentlich noch durch die politischen Wälder oder versteckte er sich? Auch nach dem Mauerbau durfte er in den 1960er-Jahren zunächst sogar noch im Westen auftreten, 1964 und 1965 zum letzten Mal,wieso eigentlich? Es erschienen später dort auch Platten, die offenbar in seiner Ostberliner Wohnung aufgenommen worden waren. Er kassierte dafür Devisen, wie im Museum in Bild und Ton ausgewiesen. Immerhin: Trotz Verbots (ein erstes temporäres gab es bereits 1963, dem 11. Plenum des ZK der SED im Dezember 1965 folgte dann das endgültige Aus) gelang ihm 1973 während der Weltfestspiele der Jugend und Studenten trickreich in Eigeninitiative ein spontaner Aufritt nahe der Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz, nach seinen Schilderungen verknüpft mit langen Disputen mit FDJ-Mitgliedern.
Er hatte viele Freunde und Freundinnen. In der Chausseestraße gegenüber der Ständigen Vertretung der BRD gingen sie ein und aus, wie auch im Museum gezeigt. Sein wichtigster politischer Freund war damals Robert Havemann, der von den Nazis zum Tode verurteilte Antifaschist, Chemiker, Hochschulprofessor und Parteikritiker, bis die Partei es ihm verbot, sich in ihre Politik einzumischen. 1982 wird er dem im Sterben liegenden Freund noch ein pazifistisches Lied vorsingen.
Um das tun zu können, hatte er einen ziemlich schleimig-unterwürfigen Brief an Honecker geschrieben, nachlesbar im Museum. Darin versicherte er, sich mit niemand sonst zu treffen und den Besuch ganz geheim zu halten. Das muss den Parteichef oder seine Frau mächtig gerührt haben. Er durfte kommen. Florian Havemann, der Sohn seines Freundes, der 1968 im Gegensatz zu ihm öffentlich gegen den Einmarsch in die CSSR protestiert hatte, wurde dafür eingesperrt. Als er 1971 aus der DDR flüchtete, widmete ihm der Wolf sein Lied „Enfant perdu“, welches ich im Museum mir im Original anhören konnte, bezichtigte ihn, den „kleinen Flori“, darin als Verräter am Sozialismus.
Welchen Sozialismus hatte denn der „kleine Flori“ verraten, den der DDR-Partei oder den des Wolfs? Mit Sybille Havemann sowie der bekannten Schauspielerin Eva-Maria Hagen war der Wolf etliche Zeit privat zusammen. Der Historiker Interner Link: Stefan Wolle schreibt dazu im Begleitbuch zur Ausstellung, die Partei und das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) hätten „gezielt Indiskretionen“ verbreitet und „einen voyeuristischen Blick“ in das verrufene Privatleben des „sittenlosen Taugenichts“ gegeben, wozu für das MfS auch abfällige Bemerkungen über seine Beziehungen und unehelichen Kinder zählten. Hätte man dies im Museum nicht auch thematisieren und richtigstellen können, wenn es denn Verleumdung war? Eigenartig, dass dieses Thema in der Ausstellung unterbleibt.
Kein Sänger der Massen?
Wölfe gab es ansonsten in der DDR nur im Märchen oder im Zoo. Auch den lebendigen Wolf kannte in der DDR außerhalb Berlins kaum noch jemand, auch interessierte er eigentlich nur wenige. Er selbst schrieb schon früh:
„Das Kollektiv liegt schief/Ich bin der einzelne/das Kollektiv hat sich von mir isoliert.“
Seine Lyrik, die von Hermlin und Eisler wohl gelobt wurde, blieb weitestgehend unverstanden. Warum eigentlich? Zu kritisch, zu distanziert, zu viel Spott? Zu viel Mauer, zu viel Gerede von Genossen? Wirkten seine Äußerungen in gewisser Weise nicht so ähnlich wie unsere Parteipropaganda, nur mit umgekehrten Vorzeichen? Zu weit weg vom realen Leben? Nervten seine Verse? Obwohl, das muss man zugestehen, gute Künstler ja auch einen Nerv treffen wollen. Aber die Interessen der normalen Menschen waren einfach irdischer, sie wollten besser leben, eine eigene Wohnung haben, ihre Familie ernähren können, sie wollten reisen, ja, sie wollten frei ihre Meinung äußern – auch – falls nötig – gegen Biermann! Sie wollten nicht agitatorisch wie kleine Kinder behandelt werden, von niemandem.
Plötzlich jaulte aber das ganze Land auf, an jenem Tag im Herbst 1976, als die Parteiführung ihn nach seinem Kölner Konzert am 13. November 1976, dem Geburtstag seines Vaters, am 16. November „ausbürgerte“. Die Meldung in der Aktuellen Kamera im Museum lässt den Besucher der Ausstellung heute noch gruseln. Allein die Aberkennung der Staatsbürgerschaft, also „Ausbürgerung“ schreckte auf. Gab es das nicht schon einmal in Deutschland? Brecht, Tucholsky, Remarque, Friedrich Wolf und viele mehr, insgesamt dokumentiert sind für die Nazizeit über 39.000 Personen. Dieses Ausmaß kannten wir damals nicht, aber dieses fatale Vorgehen, kritische oder unbequeme Geister Geister einfach loszuwerden. Das ging uns durch den Kopf.
Die Proteste der Schriftsteller und anderen Intellektuellen folgten prompt, das ist im Museum natürlich dokumentiert. War das eigentlich eine Solidarität mit Biermann oder vor allem ein Protest gegen die Willkür des Staates, gegen die damit verbundene Drohung auch an andere Künstler? Und warum sind die Äußerungen anderer Intellektueller gegen den Protest ihrer Kollegen nicht in der Ausstellung vertreten? Weil eventuell einige ihre Zustimmung zur Entscheidung der Führung später bereut haben?
Der Parteiräson verpflichtete politische Elite
Und warum fehlt der Hinweis darauf, dass die politische Elite in der DDR im Parteiapparat, in den Massenorganisationen und in den Medien darauf festgelegt wurden, der Ausbürgerung zuzustimmen? Meine Frau musste beim DDR-Fernsehen eine solche Erklärung unterschreiben, andernfalls wäre sie aus der Partei geflogen. Ich selbst war Zeuge, wie der FDJ-Chef Egon Krenz vor FDJ-Funktionären den Wolf einen „Verräter, egal ob aus Absicht oder aus Schwäche“ nannte und zur Wachsamkeit besonders unter Studenten aufrief, was ich zu dieser Zeit vorbehaltlos unterstützt habe.
Es ist doch bekannt, dass eigentlich die meisten den Wolf gar nicht mochten, erst die Entscheidung seiner Jäger zur Ausbürgerung die Solidarität mit ihm in ungeahnter Weise provozierte. Das führte sogar zum Aderlass namhafter Künstler der DDR: Manfred Krug, Angelika Domröse, Hilmar Thate, Katharina Thalbach, Jutta Hoffmann, Bettina Wegner … Ein großer Verlust, der uns alle tief traf.
Warum sah diese Reaktion die politische Führung der DDR nicht voraus? Und umgekehrt, hatte Biermann nicht voraussehen können (oder wollen), dass die DDR-Staatsspitze so überreagiert? Florian Havemann schreibt in seinem Buch ausführlich über entsprechende Überlegungen des Wolfs, die bei mir viele Fragen aufwerfen. Im Museum bekam ich darauf aber keine Antworten. Weiß das Museum darüber nichts? Oder kratzen die dort publizierten Wahrheiten zu sehr am Image des antikommunistisch-kommunistischen Helden, des Wolfs?
"Monster unterm Bett"
Welches respektloses Wolfsgebrüll im Untergrund war denn in der DDR von solcher Bedeutung, dass es zu solch spektakulärer Maßnahme führen musste? Wovor hatte die Partei Angst? War Ausbürgern denn eine weniger drastische Lösung als Einsperren, wenn denn rechtlich nach Gesetzeslage der DDR nötig? Was war 1976 anders als 1966? Da lehnte Honecker doch eine solche Maßnahme als „nicht zweckmäßig“ noch ab.
Katja Hoyer schreibt in ihrer DDR-Geschichte, dass die DDR die Angst vor subversiven Kräften nie überwunden hatte, „die DDR hörte niemals auf, sich vor „Monstern unterm Bett“ zu fürchten.Katja Hoyer: Diesseits der Mauer. Eine neue Geschichte der DDR, S. 375 Manchmal lag eben da auch ein Wolf.
Die Legende hält sich seither, dass diese Ausbürgerung der Sargnagel der DDR war. Das ist meiner Meinung nach falsch. Deren gab es viel mehr. Eine solche Behauptung lenkt aber wunderbar von den eigentlichen politischen Hintergründen des Zusammenbruchs der DDR ab, die für viele viel zu kompliziert sind, um sie zu verstehen oder verstehen zu wollen.
In diesem Jahr beschloss die SED ein neues Parteiprogramm, das auf einen illusorischen Übergang zum Kommunismus zielte. Das war der Auftrag der sowjetischen Führung. Dass vorher mal eine längere Übergangszeit Sozialismus diskutiert worden war, galt plötzlich nicht mehr. Jetzt sollte nicht nur sozialistische, sondern sogar kommunistische Erziehung Bildung und Kultur bestimmen. Das war der Todesstoß für realistische Bestrebungen in der Partei und vernichtete viele Zukunftsvisionen der Jugend und entsprach keineswegs ihren Wünschen.
Die Ausstellung im Deutschen Historischen Museum trägt den Titel „Wolf Biermann. Ein Lyriker und Liedermacher in Deutschland“. Eine bescheidene Titulierung, gut so! Man findet dort seine Gitarre, sein Harmonium vom Kölner Konzert 1976, Stasi-Dokumente, seine kleinen Bunker, in denen er seine Tagebücher versteckte und jede Menge Fotos, man kann viele Lieder hören und lesen, Museum eben. Ich habe 25,00 EUR ausgegeben, um das Begleitbuch zur Ausstellung zu erwerben. Unverständlich bleibt mir aber, warum in der Bundesrepublik um einen angeblichen Kommunisten seit Jahren so ein Hype und Kult gemacht wird, kritische Stimmen aber unterbleiben.
Ein Höhepunkt im Museum ist die Aufzeichnung über das Auftreten Wolf Biermanns im Deutschen Bundestag 2014, immerhin auf persönliche Einladung des damaligen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert von der CDU: Seine Rede von „Drachenbrut“ und „elenden Rest“ als Beschimpfungen für die Partei der Linken zeigte auch viel von seinem Wesen: Er will immer noch ein Menschheitserretter sein, ein besonderes Individuum, ein Narziss, wenn auch kein Jüngling mehr.
Seine aktuellen Äußerungen wirken auf mich auch nach wir vor von „Hass auf Ossis“, auf „DDR-Deutsche“ geprägt, es seien „kaputte Menschen“, sie seien „chronisch seelenkrank“, weil sie zwei Diktaturen überlebt haben, was seiner Meinung nach von Generation zur Generation weitergegeben werde. Gibt es von ihm eine Aussage zur AfD? Ich kenne keine relevante, auch im Museum war nichts zu finden. Oder sind für ihn Ostdeutsche alle AfD?
Er hat wohl den DDR-Bürgern nie verziehen, dass viele ihn gar nicht gemocht haben, bei denen seine oft überheblich und respektlos wirkenden Äußerungen nicht gut ankommen sind.
Er singt er heute auf Kirchentagen und auch im Bundestag immer wieder seine „Ermutigung“ von 1966. Darin heißt es:
Du, lass dich nicht verhärten In dieser harten Zeit Die allzu hart sind, brechen Die allzu spitz sind, stechen Und brechen ab zugleich.
1966 hätte ich wohl diesen Gedanken nicht zugestimmt. Auch ich wollte da noch bessere Zeiten. Und nicht darauf warten. Im Deutschen Historischen Museum heult "der Wolf" noch bis Januar 2024. Nach der jüngsten Löwenhysterie in diesem Frühsommer in Berlin stellt sich die Frage: Ein wirklicher Wolf? Nein, nach Nina Hagen: „Eben, Wolf Biermann!“
Zitierweise: Eberhard Aurich, "Ein Wolf im Museum", in: Deutschland Archiv, 11.11.2023. Link: www.bpb.de/542596. Einen weiteren Text des Autors über seine eigene Funktionärs-Vergangenheit in der DDR finden sie Interner Link: hier. Alle Beiträge im DA sind Recherchen und Meinungsbeiträge der jeweiligen Autorinnen und Autoren, sie stellen keine Meinungsäußerung der Bundeszentrale für politische Bildung dar. (hk)
Die am 11. und 12 im Deutschen Historischen Museum (DHM) gezeigten Videos der bpb mit und über Biermann aus den Jahren 1971 bis 1991 finden Sie teilweise auch hier: Interner Link: Einer der Anfänge vom Ende der DDR - Die Biermann-Ausbürgerung 1976. Fünf zeithistorische Filmberichte aus "Kennzeichen D". Deutschland Archiv vom 15.11.2022.
Eberhard Aurich (75) vollzog einen Musterparteikarriere in der DDR, die er sich heute selbst nicht erklären kann. Er war als Kind in Karl-Marx-Stadt zunächst bei der Pionierorganisation Ernst Thälmann aktiv und wurde 1960 Mitglied der FDJ. Nach einer Berufsausbildung mit Abitur als Betonfacharbeiter studierte er von 1965 bis 1969 an der Pädagogischen Hochschule Zwickau mit Abschluss als Diplomlehrer für Deutsch und Staatsbürgerkunde. Mit 21 Jahren wurde er 1967 Mitglied der SED.
Von 1969 an war er hauptamtlicher Mitarbeiter der "Freien Deutschen Jugend" (FDJ), zunächst bei der Bezirksleitung Karl-Marx-Stadt (heute wieder Chemnitz), von 1972 bis 1977 bei der Abteilung Studenten im Zentralrat der FDJ. Von 1977 bis 1980 war er 1. Sekretär der FDJ-Bezirksleitung Karl-Marx-Stadt und wurde 1979 Mitglied des Büros des Zentralrates der FDJ. Hier wurde er 1980 zweiter und seit 1983, als Nachfolger von Egon Krenz, Erster Sekretär des Zentralrates der FDJ. Außerdem war Aurich von 1981 bis 1989 Mitglied im Zentralkomitee der SED, bis 1990 Abgeordneter der Volkskammer und von 1986 bis 1990 Mitglied des Staatsrates der DDR. Ende November 1989 trat er bei Neuwahlen der FDJ-Spitze nicht mehr an. 1991 verließ er die PDS.
Von 1990 bis Ende 2011 war Aurich Geschäftsführer eines Verlages, der eine Zeitschrift und Bücher für Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwächen herausgibt. Heute engagiert sich ehrenamtlich im Köpenicker Allende-Viertel in Berlin für sozial Schwache, alte Menschen und Flüchtlinge. 2020 veröffentlichte er im Selbstverlag sein Buch "Zusammenbruch, Erinnerungen, Dokumente, Einsichten"
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