Elli Schmidt (geb. 9. August 1908 in Schöneberg; gest. 30. Juli 1980 in Ost-Berlin) war eine deutsche Frauenpolitikerin und bedeutende Politikerin der KPD, SED - bereits seit 1935 gehörte die 27-jährige Schmidt als einzige Frau dem Zentralsekretariat (ZK) der KPD an und war 1950 Kandidatin des Politbüros des ZK der SED.
Sie gehörte zum KPD-Führungsquintett, welches 1945 aus dem Exil, aus Moskau nach Berlin zurückkehrte. Sie wurde Vorsitzende des Zentralen Frauenausschusses von Berlin und Leiterin des Frauensekretariates der KPD. Sie war von 1946 bis Januar 1949 Mitglied im ZK der SED und führte zusammen mit Käthe Kern bis 1949 paritätisch das SED-Frauensekretariat. Schmidt war als Stadtverordnete von Berlin aktiv tätig. Sie gehörte als Hauptakteurin zu der 1946 gebildeten SED-internen DFD-Gründungskommission, engagierte sich im Gründungskomitee und wurde im März 1947 in den DFD-Bundesvorstand gewählt. Im März 1948 wurde sie zusammen mit Dr. Barbara von Renthe-Fink (parteilos) und Wilhelmine Schirmer-Pröscher (LDP) zur Vorsitzenden des Demokratischen Frauenbundes Berlin (DFB) gewählt. Von 1949 bis 1953 übernahm sie den Vorsitz des DFD. Sie war Abgeordnete der Volkskammer der DDR und ihr wurde die Leitung der „Kommission zur Ausarbeitung des Gesetzes über den Mutter- und Kinderschutz und die Rechte der Frau“ sowie der Vorsitz der „Staatlichen Kommission für Handel und Versorgung“ übertragen. Im Zusammenhang mit der Zaisser-Herrnstadt-Opposition nach dem Volksaufstand am 17. Juni 1953 kam es durch den SED-Parteivorstand zur Amtsenthebung der einflussreichen Frauenpolitikerin, so dass sie alle ihre politischen Ämter aufgeben musste. Von 1954 bis 1967 leitete Schmidt das Institut für Bekleidungskultur beziehungsweise das Deutsche Modeinstitut und akzeptierte diese Position im Sinne der Parteidisziplin. 1956 wurde sie politisch rehabilitiert, kam aber nie wieder auf die politische Bühne der DDR zurück. Schmidt starb 72-jährig am 30. Juli 1980 in Ost-Berlin.
Emmy Damerius-Koenen (geb. 15. März 1903 in Berlin-Rosenthal; gest. 21. Mai 1987 in Ost-Berlin) war eine deutsche Journalistin und Frauenpolitikerin (KPD, SED). 1945 aus dem Exil in England nach Deutschland zurückgekehrt, engagierte sie sich frauenpolitisch in Berlin und im Land Sachsen. Sie setzte sich für die Schaffung kommunaler Frauenausschüsse ein und agierte seit 1946 als zweite Vorsitzende des Frauenausschusses des Landes Sachsen. Zusammen mit Elli Schmidt war sie aktive Ideengeberin für den zu bildenden Frauenbund. Sie wirkte im DFD-Gründungskomitee und war seit März 1947 stellvertretende DFD-Vorsitzende. Im September 1947 leitete sie die DFD-Delegation bei der Sitzung des Exekutivkomitees der Internationalen Demokratischen Frauenföderation (IDFF) in Stockholm. 1948 wurde Damerius-Koenen zur DFD-Vorsitzenden gewählt, bevor sie ihr Amt bereits im April 1949 aus angeblich gesundheitlichen Gründen niederlegte. Tatsächlich stand sie als sogenannte Westemigrantin im Visier der SED. Ab 1950 arbeitete sie als Redakteurin und später als stellvertretende Chefredakteurin im Verlag „Die Wirtschaft“ in Ost-Berlin. Anschließend war sie von 1958 bis 1963 als freischaffende Journalistin zusammen mit Wilhelm Koenen tätig. Ihren Ruhestand verbrachte sie in Ost-Berlin, wo sie am 21. Mai 1987 verstarb.
Maria Rentmeister (geb. 27. Januar 1905 in Oberhausen-Sterkrade; gest. 10. Mai 1996 in Berlin) war eine deutsche Frauen- und Kulturpolitikerin (KPD, SED). Nach ihrer Entlassung aus dem Zuchthaus Anrath bei Krefeld im Januar 1945 (1939 wurde sie in den Niederlanden verhaftet und wegen Vorbereitung zum Hochverrat am 15. Juli 1941 zu vier Jahren Zuchthaus in Deutschland verurteilt) erlebte sie das Kriegsende in Dessau. Im Mai 1945 wurde der 40-Jährigen die Berliner KPD-Leitung als Kulturreferentin übertragen. Wenig später übernahm sie die Leitung des Hauptfrauenausschusses in Berlin. In den Folgejahren war sie Stadtverordnete von Berlin, Mitglied im Zentralen Frauenausschuss der SBZ und im DFD-Gründungskomitee aktiv. 1946 wurde Rentmeister in den SED-Parteivorstand gewählt. Mit Gründung des DFD wurde sie Mitglied im Bundesvorstand. Ab November 1947 wirkte sie hauptamtlich als Generalsekretärin und war maßgeblich an einer Vielzahl gleichstellender Gesetze zu Rechts- und Verfassungsfragen beteiligt. Im September 1947 nahm Rentmeister als federführende Delegierte und Rednerin an der Exekutivtagung der IDFF in Stockholm teil. 1948 leitete sie die DFD-Delegation beim II. Weltkongress der IDFF in Budapest. Bereits im Oktober 1949 verlor sie sämtliche Funktionen, angeblich „auf eigenen Wunsch“. Tatsächlich hatte die SED ein kritisches Auge auf die selbstbewusste Genossin und sogenannte Westmigrantin geworfen. Ihr wurden Eigenmächtigkeiten und Disziplinlosigkeit vorgeworfen. So schwer ihr der Abschied aus der Frauenpolitik fiel - sie wurde mit offenen Armen wieder als Kulturpolitikerin begrüßt und in Leitungsfunktionen berufen. Hier wirkte sie von November 1949 bis 1958 engagiert mit an der Wiederbelebung des kulturellen Lebens und am Aufbau internationaler kultureller Beziehungen der DDR in Ost und West. Nach fast zehn Jahren wurde sie vom Posten abgelöst, wiederum war der Parteiführung unter anderem eine Tendenz zur Verbürgerlichung suspekt, und eine zu starke Westbindung im Kulturaustausch. 1960 beendete Rentmeister ihre berufliche Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen. Als Leiterin der „Forschungsgruppe der Frauenbewegung bei der Bezirksleitung der SED, Berlin“ veröffentlichte sie ab 1963 zahlreiche Zeitschriften- und Zeitungsartikel, arbeitete an Sammelbänden mit und trat mehrfach als Referentin auf. Im Alter von 91 Jahren verstarb sie am 10. Mai 1996 in Berlin. Siehe auch Akteurinnenessay: https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/akteurinnen (erscheint voraussichtlich Ende 2023).
Käthe Kern (geb. 22. Juli 1900 in Darmstadt; gest. 16. April 1985 in Ost-Berlin) war eine deutsche Frauen- und Sozialpolitikerin (SPD, SED). Seit Oktober 1945 amtierte sie als Frauensekretärin der SPD und führte ab April 1946 paritätisch mit Elli Schmidt bis 1949 das SED-Frauensekretariat. Sie war Mitglied im Zentralen Frauenausschuss der SBZ und im DFD-Gründungskomitee aktiv. 1947 wurde sie zur stellvertretenden Vorsitzenden des DFD gewählt, arbeitete dort in der Rechtskommission mit und erwarb sich als Vorsitzende des Verfassungsausschusses im Frauenbund sowie in dem 1948 vom Deutschen Volksrat (SBZ) einberufenen Verfassungsausschuss maßgebliche Verdienste. Von 1949 bis 1970 übernahm sie die Leitung der Abteilung „Mutter und Kind“ beziehungsweise „Sozialwesen“ im Ministerium für Gesundheitswesen der DDR. Kern war bis 1984 Vorsitzende der DFD-Fraktion der Volkskammer der DDR und bis zu ihrem Tod 1985 Mitglied im DFD-Bundesvorstand. Zu ihrer Rolle im antifaschistischen Widerstand siehe: Ludger Fittkau, Man lebt ja nicht um seiner selbst willen. Die Frauenrechtlerin Käthe Kern und der 20. Juli 1944, Berlin 2023.
Helene Beer (geb. 6. Dezember 1895 in Berlin; gest. nach 1965) war eine deutsche Frauenpolitikerin (LDP). Seit August 1945 hatte sie im Zentralen Frauenausschuss von Berlin das Amt einer von vier Vorsitzenden inne und war zugleich Leiterin der Abteilung Frauen des LDP-Landesvorstandes Berlin. Sie war Mitglied im DFD-Gründungskomitee und agierte von 1947 bis 1949 als stellvertretende Vorsitzende des DFD. In dem im Frühjahr 1948 vom Deutschen Volksrat einberufenen Verfassungsausschuss agierte sie zusammen mit Käthe Kern. 1950 zog sich Beer aus der politischen Arbeit zurück und übersiedelte später nach Denunziationserfahrungen in den Westteil Berlins.
Wilhelmine Schirmer-Pröscher (geb. 9. Juli 1889 in Gießen; gest. 2. März 1992 in Berlin) war eine deutsche Frauenpolitikerin und die bedeutendste Politikerin der LDP - 1945 Gründungsmitglied und dort bis 1990 aktiv im Parteivorstand tätig. Sie wirkte im Zentralen Frauenausschuss der SBZ, war Mitglied im DFD-Gründungskomitee und arbeitete als Berliner Stadträtin. Im März 1948 wurde sie zusammen mit Elli Schmidt (SED) und Dr. Barbara von Renthe-Fink (parteilos) zur Vorsitzenden des Demokratischen Frauenbundes Berlin (DFB) gewählt. Von 1948 bis 1990 war Schirmer-Pröscher stellvertretende Vorsitzende des DFD. Im Mai 1948 nahm sie an der Exekutivtagung der IDFF in Rom teil. Als Stadträtin des Ressorts Gesundheitswesen im Magistrat von Ost-Berlin amtierte sie von 1948 bis 1953 und füllte dort von 1953 bis 1967 das Amt der stellvertretenden Bürgermeisterin aus. Sie war ab 1949 Abgeordnete sowie von 1971 bis 1990 Alterspräsidentin der Volkskammer. Schirmer-Pröscher wurde 103 Jahre alt.
Prof. Dr. Paula Hertwig (geb. 11. Oktober 1889 in Berlin; gest. 31. März 1983 in Villingen-Schwenningen) war eine deutsche Akademikerin und Frauenpolitikerin (parteilos). Nach Kriegsende engagierte sie sich ab 1946 im DFD-Gründungskomitee und wurde mit Gründung des Frauenbundes in den Bundesvorstand gewählt. 1947 übernahm sie den Vorsitz des DFD-Landesverbandes Sachsen-Anhalt für ein Jahr. Ab 1946 wurde Hertwig zur ersten Professorin am Lehrstuhl für Allgemeine Biologie an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle berufen (die Biologin habilitierte sich 1919 als erste Frau an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin auf dem Gebiet der Zoologie). Im selben Jahr nahm die Leopoldina-Akademie sie in ihre Reihen auf. Bis zu ihrem 70. Lebensjahr forschte und lehrte Hertwig in Halle an der Saale. 1983 starb sie in Villingen im Schwarzwald, wo sie seit 1972 bei Verwandten lebte.
Dr. Anne-Marie Durand-Wever (geb. 30. Oktober 1889 in Paris; gest. 14. September 1970 in Overath-Heiligenhaus) war eine deutsche Gynäkologin und Frauenpolitikerin (parteilos). 1945 ergriff sie die Chance, mit Hilfe der Frauenausschüsse ihre frauenpolitische Arbeit der 1920er-Jahre als Pionierin der Empfängnisregelung wie auch der Sexualaufklärung fortzusetzen. Sie hielt zahlreiche Vorträge zur Gesundheitspolitik, leitete zugleich die Kommission für Gesundheitsfragen und war Mitglied im DFD-Gründungskomitee. 1947 wurde Durand-Wever zur ersten Vorsitzenden des DFD gewählt. Schon 1948 legte sie ihr Amt aus angeblich gesundheitlichen Gründen nieder. Tatsächlich kritisierte sie die Abkehr vom überparteilichen Prinzip im DFD. Später, 1952, wurde sie Mitbegründerin und Vizepräsidentin von pro familia in der Bundesrepublik. Siehe auch: https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/angebote/dossiers/218-und-die-frauenbewegung/dr-anne-marie-durand-wever, letzter Zugriff am 05.11.2023.
Ausführlicher zu den einzelnen Biografien siehe u.a. Bühler, Eigenmächtig, frauenbewegt, ausgebremst, S. 456f. Im vorliegenden Beitrag konnten diese nur verkürzt und auf ihre frauenpolitischen Aktivitäten nach 1945 dargestellt werden.