"Weil der Sieger schreibt die Geschichte."
"Weil der Sieger schreibt die Geschichte. Ist nun mal so."
Mit diesen Worten bilanziert der 17-jährige Dennis
Im Mittelpunkt des vorliegenden Beitrages
Das Projekt Zeitgeschichte und Geschichtsbewusstsein
Grundlage der folgenden Ausführungen zum Geschichtsbewusstsein von Schülern sind Gruppendiskussionen und Einzelgespräche, die für das Projekt "Zeitgeschichte und Geschichtsbewusstsein" erhoben wurden.
Geschichtsbewusstsein ist jedoch nicht allein als ein zeitliches, es ist auch als ein mediales Konglomerat zu begreifen. Es stützt sich auf unterschiedliche Formen und Medien der Aneignung von Vergangenheit, die sich auf die mündliche Überlieferung im Familienkontext bis hin zur Geschichte im Internet erstreckt. Um diese vielfältigen Quellen des Geschichtsbewusstseins geht es in dem Projekt "Zeitgeschichte und Geschichtsbewusstsein".
Worauf greifen Schüler heute zurück, wenn sie Aussagen über die Geschichte der DDR treffen? Wie komponieren junge Menschen Vorstellungen und Bilder über die Vergangenheit aus so unterschiedlichen Versatzstücken wie Geschichtsbüchern, Spielfilmen und eigener Erfahrung? Wie verhalten sich Informationen aus der eigenen Familie zu solchen aus der Schule? Wie wird Geschichte angeeignet, und auf welche Weise machen sich Schülerinnen und Schüler ein Bild von der Vergangenheit, das für sie plausibel und sinnhaft ist? Kulturwissenschaftlich gewendet lautet diese Frage auch, welche Medien der Erinnerung an die DDR-Vergangenheit sind für Schüler heute bedeutsam?
Für die NS-Vergangenheit hat die Forschungsgruppe "Tradierung von Geschichtsbewusstsein" einige der genannten Fragen vor einigen Jahren ausgiebig erforscht und diskutiert. Anhand von Einzelinterviews und Gruppendiskussionen, die im Kontext dieses Projekts mit ost- und westdeutschen Familien durchgeführt wurden, konnte gezeigt werden, wie die Geschichte von Nationalsozialismus und Holocaust von einer Generation an die nächste weitergegeben wird.
Das DDR-Projekt für das ich in Ost und West mit Schülern von der ersten bis zur 12. Klasse gesprochen habe, ist in dieser Hinsicht anders gelagert. Ziel meiner Untersuchung zum DDR-Geschichtsbewusstsein ist eine genaue Beschreibung alltags- und geschichtskultureller Vermittlungsformen. Dies schließt die familiäre Überlieferung mit ein, sie ist aber nicht der Ausgangspunkt der Untersuchung. Daher habe ich keine Familien befragt, sondern Schüler in Gruppen von jeweils vier bis acht Teilnehmern aufgefordert, davon zu erzählen, was sie mit dem Kürzel "DDR" verbinden, was ihnen zu diesem Teil der deutschen Geschichte einfällt. Diese Interviews wurden an Grund- und Hauptschulen sowie an Gymnasien in einer niedersächsischen Kleinstadt sowie in Berlin durchgeführt.
Es kann hier kein umfassender Überblick über die bisherigen Ergebnisse gegeben werden, doch soll eine Sequenz aus einem Interview den Ausgangspunkt bilden, um den schon erwähnten Widerspruch zwischen privatem Familiengedächtnis und öffentlichem Diktaturgedächtnis genauer zu betrachten. Hierzu soll der eingangs zitierte Dennis noch einmal zu Wort kommen.
Ein Interview-Beispiel
Dennis gehört zu den ältesten Schülern im Sample. 2006 besuchte er die 12. Klasse eines Gymnasiums und war ebenso wie die meisten seiner Mitschülerinnen und Mitschüler ein "89er" – geboren also in jenem Jahr, als die Mauer fiel. Die ausgewählte Sequenz zeigt etwas, das für die interviewten ostdeutschen Schüler und ihren Blick auf die DDR-Vergangenheit typisch zu sein scheint: nämlich dass sie sich intensiver mit dem Spannungsverhältnis von Geschichte und Gedächtnis beschäftigen, als dies bei westdeutschen Schülern der Fall ist. Das gilt vor allem für ostdeutsche Gymnasiasten ab der 10. Klasse, die auf eine große Bandbreite von Medien der Erinnerung zurückgreifen und die für alltagskulturelle Relikte der DDR-Vergangenheit ein besonders großes Interesse aufbringen.
Doch nun zu dem, was Dennis im Gespräch sagt, bevor er zu dem Fazit kommt, dass "der Sieger die Geschichte schreibt". An jener Stelle der Gruppendiskussion berichten die Schüler davon, was sie durch Fernsehen und Kino über die DDR erfahren haben, und Dennis führt aus:
Ja auch die ganzen Diktatoren hatten sie ja gerade erst beim ZDF glaube ich, und dann jetzt auch über die Stasi und also irgendwelche Stasidokumentationen und über die/ irgendwelche ist ja egal, die machen ja generell viel oder also gehen immer von der Thematik aus, wobei ich die manchmal auch persönlich etwas einseitig dargestellt finde. Ich meine, ich kann's natürlich niemals so historisch nachempfinden oder auch gar nicht recherchieren. Ich hab wie gesagt, da auch nicht gelebt und bin auch ein '89er-Jahrgang, hab noch nichts mitbekommen. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass dann, wenn dann immer, wenn dann immer die Meinung von einzelnen Leuten gehört wird, die dann logischerweise oppositionell tätig waren, die eben auch schlechte Erfahrungen mitgemacht haben, dass es jetzt nicht ganz das richtige Bild wirklich wiedergibt, wie man dort gelebt hat. [...] Das ist ja nicht so, genauso wie bei "Das Leben der Anderen", dass man jetzt davon ausgeht, dass ein Großteil der Bevölkerung überwacht wurde. Das kann man ja generell bei Historien sehen. Auch bei der Nazizeit war es ja nicht so, dass/ auch wenn natürlich da die Verbrechen noch viel größer waren, dass da auch automatisch die ganze Bevölkerung drunter zu leiden hatte. Das muss man ja schon mal so sagen. Also na im Zuge des Zweiten Weltkrieges dann logischerweise schon. Aber jetzt unter dem Regime selber? [...] Wenn man auch seine Großeltern fragt: Wie ging's dir selber? – unabhängig von irgendwelchen Bespitzelungen oder von irgendwelcher politischen Tätigkeit. Das ist ja immer die Frage, wie man sich da stellen sollte, und dann denke ich, dass es dann meistens, dass die Antworten dann besser ausfallen würden, als sie in den Medien immer dargestellt werden. Weil der Sieger schreibt die Geschichte. Ist nun mal so.
Die Ausführungen von Dennis sind nicht einfach. In ihnen widerspiegelt sich jene Herausforderung, die die Auseinandersetzung mit der deutschen Zeitgeschichte unweigerlich mit sich bringt: Die DDR ist nicht zu trennen von der doppelten deutschen Diktaturgeschichte, die überkomplex und schwierig ist.
Um die Bedeutung dieser Interviewsequenz zu erschließen, sei sie zunächst im Rahmen meines Gesamtprojekts verortet.
Dennis beginnt mit Fernseh-Dokumentationen zur DDR-Geschichte, sogenannte "Stasidokumentationen". Einzelne Dokumentationen kann er – wie die meisten seiner Mitschüler – nicht benennen. Meik Zülsdorf-Kersting hat dieses Phänomen in seiner Studie zur geschichtskulturellen Sozialisation von Jugendlichen herausgearbeitet. TV-Dokumentationen werden in der Regel "gezappt", und in Gesprächen mit Jugendlichen lässt sich meist wenig über die besagten Dokumentationen herausfinden.
Oft ist das anders, wenn es um Spielfilme geht. Auch das zeigen die Ausführungen von Dennis. Den Spielfilm "Das Leben der Anderen" kann er klar benennen, ebenso wie seine Mitschüler in Ost wie West "Good Bye Lenin!", "Sonnenallee", "Der Tunnel", "NVA" und andere Filme anführen können. Interessant dabei ist, dass Dennis den Film "Das Leben der Anderen" als Beleg für seine Sicht auf die DDR in Anspruch nimmt. Es war nicht so, dass die ganze Bevölkerung überwacht wurde, "es war genauso wie bei 'Das Leben der Anderen'", dass ganz spezifische "Andere" überwacht wurden.
Anders als Geschichtsspielfilme wird der Schulunterricht selbst von den Schülern in der Regel nicht ausdrücklich als Kontrasthorizont herangezogen. Er bleibt in den Schülerdiskussionen oft merkwürdig blass – das gilt allerdings für die von mir befragten ost- wie westdeutschen Schüler gleichermaßen. Auch verzichten die Schüler bei ihren Ausführungen in der Regel auf Daten und andere Zahlen. Das kann ein Indiz dafür sein, dass sie kaum weitergehende politikgeschichtliche Kenntnisse haben. Dennis allerdings liefert an einer anderen Stelle des Interviews eine relativ ausführliche Erzählung über den Aufstand in der DDR 1953, dessen mediale Darstellung er als undifferenziert und einseitig einordnet. Als Beleg für seine eigene Sicht der Dinge verweist er auf kritische Leserbriefe in einer Tageszeitung, die er aufmerksam verfolgt hat.
Die einseitige Darstellung der DDR in den Medien ist sein Hauptthema, und man hat den Eindruck, dass er in seinem Alltag nach Indizien sucht, die diese Sicht der Dinge belegen. Dabei bezieht er eine große Bandbreite von persönlichen und medialen Erfahrungen in seine Argumentation mit ein. Und der von nicht wenigen Historikern, Politologen und Pädagogen als langerwartete kritische DDR-Darstellung apostrophierte Film "Das Leben der Anderen" wird hier in einer ganz anderen Art und Weise gesehen und gedeutet als gemeinhin angenommen.
Sehr deutlich wird an Dennis' Äußerungen allerdings auch, an welchem übergeordneten Rahmen er seine Vorstellungen von der DDR-Vergangenheit orientiert. Es sind gegenläufige Familienerzählungen und -erinnerungen, die dazu führen, dass er die Vermittlung von Zeitgeschichte in erster Linie als Widerspruch empfindet, ein Widerspruch, der in seiner Familie – mit Blick auf die NS-Vergangenheit – eine Tradition hat.
Der Widerspruch von Diktatur und Familiengedächtnis in historischer Perspektive
Auch vor 1989 wurde das Geschichtsbewusstsein von Jugendlichen in der DDR untersucht, weil man sich hiervon, wie es damals hieß, "Aufschluss über die Wirksamkeit geschichtsideologischer Bemühungen" versprach. So wurde etwa 1988 vom Zentralinstitut für Jugendforschung in Leipzig eine Studie durchgeführt, die im Wesentlichen auf anonymen Befragungen beruhte. Sie galt – nicht zuletzt aufgrund ihres für die DDR-Führung deprimierenden Ergebnisses – zu DDR-Zeiten als "vertrauliche Verschlusssache". Die zum Thema "Faschismus" befragten Jugendlichen zeigten zwar überwiegend großes Interesse an der neueren Geschichte, das staatliche Informationsangebot schien jedoch an den Bedürfnissen der Jugendlichen vorbeizugehen. Die Studie konstatierte, dass das geringe Vertrauen der Jugendlichen in die offizielle Geschichtsdarstellung "bei der Aufnahme ideologierelevanter Informationen" wie ein "Filter" wirke.
Richtet man den Blick aus dem Jahr 1988 wieder auf die Debatte über das Geschichtsbewusstsein ostdeutscher Jugendlicher 20 Jahre später dann fällt auf, dass im Wesentlichen die gleichen Quellen für mangelndes Geschichtsbewusstsein verantwortlich gemacht werden: Familienüberlieferungen und Medien lassen den Geschichtsunterricht auch jetzt immer noch blass aussehen.
Hervorgehoben sei hier allerdings – in Hinblick auf die NS-Vergangenheit – ein anderer Punkt. Den Widerspruch zwischen öffentlichem Diktaturgedächtnis und Familiengedächtnis gibt es in Ost- wie Westdeutschland, es hat ihn schon früher gegeben und es gibt ihn auch heute noch.
Diese Perspektive wird in der Debatte über das Geschichtsbewusstsein in den Neuen Ländern nicht hinreichend berücksichtigt. Diktatur- und Politikgeschichte, Sozial- oder Alltagsgeschichte sind wichtige Zugänge zur DDR-Geschichte, aber die DDR ist mehr: Sie ist auch eine Erinnerungsgeschichte. Diese Erkenntnis ist hier weniger aus postmodernen Überzeugungen gespeist als aus der Realität einer vielfach gebrochenen Vergangenheitsdeutung, die sich auch in den Äußerungen von Schülern widerspiegelt, die erst nach der Wiedervereinigung (oder der "Rückkehr der Geschichte") geboren wurden. In ihren Äußerungen zeigt sich nicht nur die alltagsweltliche Tradierung von DDR-Geschichte, sondern eben auch die Tradierung biografischer Zäsurerfahrungen, gepaart mit Spuren des geschichtskulturellen Umbruchs nach 1989.
Geschichtskulturelle Entwicklungen und Umbrüche aufzugreifen und für pädagogische Bemühungen fruchtbar zu machen, ist keine leicht zu bewältigende Herausforderung und im knapp bemessenen Geschichtsunterricht in der Regel sicherlich schwer realisierbar. Wie notwendig und sinnvoll es allerdings sein kann, sich dieser Aufgabe zu stellen, zeigt die Gedenkstätte Buchenwald. Dort wurde den zwei realgeschichtlichen Ausstellungen zum Konzentrations- und Speziallager eine über die Geschichte der Erinnerung an das Konzentrationslager Buchenwald an die Seite gestellt.
Tradierung von DDR-Geschichte in Ost und West
Die Projektgruppe "Grenzerfahrungen" des Gymnasiums Lüchow besucht die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße. Das Projekt wurde 2009 mit dem Einheitspreis der Bundeszentrale für politische Bildung ausgezeichnet. (© Gymnasium Lüchow, Projekt "Grenzerfahrungen")
Die Projektgruppe "Grenzerfahrungen" des Gymnasiums Lüchow besucht die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße. Das Projekt wurde 2009 mit dem Einheitspreis der Bundeszentrale für politische Bildung ausgezeichnet. (© Gymnasium Lüchow, Projekt "Grenzerfahrungen")
Die Interviews mit Schülern zeigen, dass Eltern und Großeltern auf ganz unterschiedlichen Ebenen eine wichtige Rolle für die Vermittlung von Geschichtsbewusstsein spielen. Es gibt Schüler in der niedersächsischen Provinz, die mehr von Berlins Denkmälern und Gedenkstätten gesehen haben als Schüler, die in Berlin leben. Geschichtsbewusstsein hat auch etwas mit Zeigen und mit konkreten Orten zu tun. In der Regel sind es Gymnasiasten, die mit ihren Eltern beim "Sightseeing" in Berlin "Zeichen der Teilung" aufsuchen und die von ihren Eltern schon bei der Fahrt nach Berlin darauf hingewiesen werden, wo früher die Grenze war.
Wenn wir hier von Geschichtskenntnissen sprechen, dann meinen wir im Wesentlichen kulturelles und soziales Kapital.
Bei den interviewten ostdeutschen Gymnasiasten sind familiäre Geschichtspraktiken natürlich ebenfalls vorhanden. Hier gibt es Familien, die über Dokumentationen diskutieren, die Gedenkstätten aufsuchen oder ihre Stasi-Akten sichten. Die alltagsgeschichtliche Entsprechung ist aber hier eben auch eine, die das "wahre Leben im Falschen" betont. Hier mischen sich herkunftsgeschichtliche Reminiszenzen mit Lokalpatriotismus und Diktaturverharmlosung – der Grat ist schmal. Diese Zwiespältigkeit spiegelt sich auch in den Schüleräußerungen wider. Keiner will die DDR wiederhaben, aber man will sich nicht ihrer Pauschalverurteilung anschließen. Alle diese Rückblicke unterschiedslos unter dem Schlagwort "Ostalgie" zu subsumieren ist jedoch unangemessen und macht "Ostalgie" zum Kampf- und Denunziationsbegriff.
Wie mit Widersprüchen umgehen?
Die Frage ist, wie können Schulen und andere Bildungseinrichtungen auf diesen Zwiespalt im Umgang mit der DDR-Geschichte reagieren?
Folgt man Klaus Schroeder und Monika Deutz-Schroeder, die 2008 eine äußerst umfangreiche Untersuchung zu den Geschichtskenntnissen von Schülern durchgeführt haben, dann ist die Antwort relativ einfach. Man stärkt die Rolle der DDR im Geschichtsunterricht und bringt Jugendliche in Gedenkstätten, um das "antagonistische Verhältnis zwischen dem harten politischen Kern der jeweiligen Diktatur und den persönlichen Erinnerungen auf[zu]brechen".
Ebenso wichtig wie die Rolle von Geschichtskenntnissen und Gedenkstätten für das Geschichtsbewusstsein einzuschätzen ist, so irreführend scheint dieser Ansatz zu sein, der primär auf der Annahme fußt, das "falsche" Geschichtsbewusstsein der Schüler ließe sich durch die Konfrontation mit der "wahren" Geschichte einfach korrigieren. Ziel des Geschichtsunterrichts sollte ein kritisches Geschichtsbewusstsein sein. Bezogen auf die DDR heißt dies, dass diese als Diktatur wahrgenommen, dass aber auch konstruktiv und glaubwürdig mit Widersprüchen umgegangen wird. Dazu muss man Widersprüche allerdings zunächst einmal zur Kenntnis und vor allem ernst nehmen.
Schülergruppe im Außenbereich der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße. (© Jürgen Hohmuth / Stiftung Berliner Mauer)
Schülergruppe im Außenbereich der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße. (© Jürgen Hohmuth / Stiftung Berliner Mauer)
Schüler sollen in die Lage versetzt werden, über Geschichte zu kommunizieren: Geschichten zu erzählen, sie aber auch zu hinterfragen und ihren Konstruktionscharakter zu erkennen.
Jörn Rüsen schreibt dem historischen Lernen auch den Erwerb von Motivationskompetenz zu. Motivationskompetenz "darf auf keinen Fall heißen, dass die Betroffenen auf normative Gesichtspunkte festgelegt oder gleichsam gesinnungsethisch ausgerichtet werden."
Die intentionale Bescheidenheit in der Vermittlung eines reflektierten Geschichtsbewusstseins heißt nicht, ein Nichtwissen bzw. die Indifferenz von Schülern in Hinblick auf die Unterschiede von Demokratie und Diktatur achselzuckend hinzunehmen. Reflektiertes Geschichtsbewusstsein ist ohne Sachwissen nicht denkbar. Es ist allerdings leichtfertig, die Vermittlung demokratischen Geschichtsbewusstseins in Inhalt und Methode aufzusplitten. Die Form, in der historisches Wissen kommuniziert wird, ist von ihrem Inhalt nicht zu trennen. Der methodische Zugang, mit dem Wissen und Kompetenzen vermittelt werden, muss daher in sich ein durch und durch demokratischer sein.