Rückblick in die Geschichte der Familie Herzberg
Der Junge ist vier Jahre alt. Ganz hinten in der Wohnung weint das Baby. Er steht auf, sucht den Schalter. Aber es geht kein Licht an. Stromausfall. Schon wieder. Barfuß, die Füße zitternd vor Kälte, durchquert er den stockdunklen Flur zum Zimmer der Eltern, in dem seine kleine Schwester weint. Er tastet nach Streichhölzern und einer Kerze. Gibt dem Baby die Flasche und wickelt es. Er wirft die volle Windel auf den Boden und nimmt eine frische. Er weiß, wie man Windeln wechselt: Man befestigt sie mit einer Sicherheitsnadel an den Seiten. Dann legt er sich neben seine kleine Schwester ins Elternbett und wartet auf ihre Rückkehr. Er wird nicht einschlafen, bis sie zurück sind. Wahrscheinlich von einem Parteitreffen. Wir schreiben das Jahr 1948 .
Ursula und Hans Herzberg, beide Jahrgang 1921, sind seit Kurzem wieder in Deutschland. Sie haben entschieden, sich in der sowjetischen Zone niederzulassen. Als Jugendliche hatte sie in Berlin und er in Hannover gelebt, und ihre Eltern hatten es geschafft, sie nach England zu schicken. Der Familie von Hans war es gelungen, Nazideutschland rechtzeitig zu verlassen, doch Ursulas Mutter wurde nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet Warum kehrt man in ein Land zurück, aus dem man fliehen musste, in dem die Eltern verfolgt und getötet wurden? Die Antwort auf diese Frage findet sich in ihren Memoiren. Diese wiederum hat ihr ältester Sohn Wolfgang, 1944 in Leicester geboren, in seine eigenen Erinnerungen integriert, die nun veröffentlicht worden sind.
Hans und Ursula waren 1939 in England angekommen und verließen das Land gemeinsam im Jahr 1947. Sie lernten sich in der von der KPD geförderten Jugendbewegung deutscher Flüchtlinge „Freie Deutsche Jugend“ (FDJ) in Großbritannien kennen. Den Glauben hatten damals beide schon verloren, und Zionisten waren sie schon in ihrer Jugend nicht gewesen. Erst im Exil entwickelten sie ein politisches Bewusstsein. Es waren die Kommunisten, die den Nationalsozialismus und den Antisemitismus bekämpften. Das sollte ihre Partei werden. Sie heirateten sehr jung und bekamen sofort ein Kind. Schnell sollte es gehen: nicht mehr allein sein, wieder eine Familie gründen, nachdem sie die eigene verloren hatten oder, genauer gesagt, nicht wussten, wo ihre Angehörigen waren und ob sie überhaupt noch lebten. In der Tat sollte die Familie von Hans, die sich in Südafrika niedergelassen hatte, ihn nach dem Krieg wiederfinden. Sie schlug dem Paar vor, auch dorthin zu ziehen. Doch in ein Land zu gehen, in dem schwarze Hausdiener ihr Kind in einem Haus mit Swimmingpool großziehen würden? Unvorstellbar! Dann lieber auf dem Schutt eines zerstörten Deutschlands den Sozialismus aufbauen!
Ankunft und erste Jahre in Berlin
Was die beiden dann in Berlin vorfinden, entspricht nicht ihren Erwartungen. Ursula wird in diesem und anderen Zusammenhängen mehr als Hans über die verschiedenen Enttäuschungen sprechen. Sie wird auch erzählen, welche Gefühle es in ihr auslöst, unter Menschen leben zu müssen, die allesamt Nazis gewesen sein könnten. Sie wird Jura studieren. Es geht darum, die alten Nazi-Führungskräfte aus der Zeit des „Dritten Reichs“ so schnell wie möglich zu ersetzen. Ursula wird Staatsanwältin und fühlt sich nützlich. Sie ist sich sicher: In diesem Deutschland, wo nun das Fundament des Sozialismus steht, werden die Menschen sich verändern. Wahrscheinlich, denkt sie, werden bald sogar die Gefängnisse überflüssig.
Hans wiederum findet dank seiner Englischkenntnisse Arbeit im Journalismus – zunächst bei der Nachrichtenagentur ADN und später bei Radio Berlin International (RBI), einem Sender, bei dem zahlreiche Remigranten wie er arbeiten. Er wird seinen Beruf lieben und ihn bis zur Rente linientreu ausüben. Hans Herzberg macht sich weniger Gedanken als Ursula.
Der Junge ist nun achtJahre alt. Er versteht, dass etwas passiert sein muss: Sein Vater verhält sich merkwürdig. Stalin ist tot. In der Schule sagt ein Klassenkamerad: „Ein Mörder weniger!“ Wolfgang wird es der Lehrerin melden. Der Klassenkamerad fliegt von der Schule. Man erfährt dann, dass seine Familie wenig später in den Westen gegangen ist. Drei Monate später, am 17. Juni 1953, gehen die Arbeiter auf die Straße. Sie protestieren gegen die Erhöhung der Arbeitsnormen und fordern den Rücktritt der DDR-Regierenden. Einige fordern sogar, dass sie gehängt werden sollen – wahrscheinlich geschieht das unter Mithilfe von Provokateuren, die aus dem Westen geschickt werden, aber die Gefahr ist real. Für die Remigranten und Remigrantinnen wecken die Massen auf der Straße Erinnerungen an die Massen, die wenige Jahre zuvor Hitler zugejubelt haben. Ursula schließt sich mit den Kindern in der Wohnung ein. Sie hat Angst. Sie ist erst beruhigt, als die sowjetischen Panzer kommen. Sie fahren durch Weißensee, den Stadtteil, in dem sie wohnen. Das Kind kommt heraus, um sie zu begrüßen. Sie sind die Retter.
Mit neun oder zehn Jahren erfährt er von seiner jüdischen Herkunft. In der Schule sagt ihm ein kleines Mädchen, dass sie nicht mehr mit ihm spielen darf, weil er Jude ist. Das hat ihr die Mutter gesagt. Wenig später, im Pionierlager, wird er auch physisch lernen, was das für ihn bedeutet: Plötzlich umringen ihn ein paar Jungen, werfen ihn im Zelt auf ein Feldbett und ziehen ihm Hose und Unterhose aus. Im Licht einer Taschenlampe spreizen sie ihm die Beine. Fünf oder sechs Bengel beugen sich über ihn und belustigen sich an seinem beschnittenen Penis. Er wird sich beschweren, seine Peiniger müssen ihre Sachen packen und gehen. Doch daheim werden sie ihn nach dem Ferienende schon wieder erwarten. Sie werden ihn lehren, was es bedeutet, eine Petze zu sein! Die Schule muss eine Eskorte aus großen Schülern organisieren, die ihn begleiten. An die Namen seiner Beschützer kann er sich noch 60 Jahre später erinnern.
Ist es die Scheidung seiner Eltern, die ihn im 15. Lebensjahr lehrt, dass nicht nur das Familienparadies aufgehört hat zu existieren, sondern dass auch im Sozialismus manches im Argen liegt? Hans Herzberg hat seine Frau und die drei gemeinsamen Kinder verlassen – für eine Frau, die Mitglied der NS-Jugendorganisation Bund Deutscher Mädel war. Eine zweifache Kränkung für Ursula, die ihren Kindern den Umgang mit der Frau verbieten wird. Hans geht mit ihnen ins Kino, ins Museum, ins Restaurant. Und er zahlt Unterhalt, ohne mit der Wimper zu zucken. Alles andere wäre in der DDR auch schwierig gewesen, denn Unterhaltszahlungen wurden direkt vom Einkommen abgezogen. Darüber hinaus wird er ein Jahr lang in eine Fabrik geschickt, um sich „in der Produktion zu bewähren“. Man zerstört nicht ungestraft eine Familie. Die Partei mischt sich als moralische Instanz ins Privatleben ein. Anschließend kehrt er in seine alte Tätigkeit beim Radio zurück, als sei nichts gewesen.
Der jugendliche Wolfgang schlägt sich in der Schule irgendwie durch – wenn man ehrlich ist, mehr schlecht als recht. Er räumt ein, dass er wohl sitzengeblieben wäre, hätten nicht mehrere Lehrkräfte eine positive Einstellung gegenüber Schulkindern jüdischer Abstammung gehabt. Er muss sich also keine Gedanken machen. Er weiß, dass er aus demselben Grund später auch studieren kann, so wie alle Kinder von Antifaschistinnen und Antifaschisten, Opfern des NS-Regimes oder Arbeitern und Bauern – und ganz im Gegensatz zu denen aus einem Intellektuellen- oder Pastorenhaushalt. Einige Lehrkräfte hat er in guter Erinnerung. Bei der Studienwahl fällt ihm die Entscheidung zwischen Kunst und Wissenschaft nicht leicht, doch schließlich schreibt er sich für Kulturwissenschaften ein – ein Fach, in dem er beides verbinden kann.
Sobald der dogmatische Vater das Haus verlassen hat, erwacht sein kritischer Geist. Die Mutter fördert das zwar nicht, doch sie lässt ihn gewähren. Sie hat auch Zweifel. Nicht generell am sozialistischen Projekt, wohl aber an seiner Umsetzung.
Auf jeden Fall ist sie, wie sie so in der Rauchwolke ihrer Cabinet-Zigaretten an der Schreibmaschine sitzt, wie jede andere alleinerziehende Mutter dreier Kinder, überfordert. Wolfgangs Freundeskreis besteht überwiegend aus Töchtern und Söhnen von Remigrantinnen und Remigranten, wie seine Eltern es sind. Auch sie sind jüdischer Herkunft, ohne dass dies eine besondere Bedeutung hätte. Eine Begegnung mit dem rebellischen Sänger Wolf Biermann bestärkt ihn in seiner Kritik am DDR-Regime und der kleinbürgerlichen, engstirnigen Gesellschaft, die das kommunistische Deutschland hervorgebracht hat. Biermann ist fortan sein Freund und Vorbild, doch im Gegensatz zu ihm würde Wolfgang niemals riskieren, ins Ausland zu gehen. Irgendwann überlegt er wohl auch, in die Partei einzutreten. Schließlich entscheidet er, dass man außerhalb ihres antidemokratischen Zentralismus mehr Möglichkeiten zur Rettung dessen hat, was am Sozialismus noch zu retten ist. Zum Beispiel so wie Biermann, der seine aufsässigen Texte und Gedichte vertont. Als später sein jüngerer Bruder André Rocksänger wird, schreibt Wolfgang ihm die Texte der besten Lieder der Gruppe Pankow – frech, voller unterschwelliger Regimekritik, an der Grenze zur Subversion. Zum Umsturz rufen sie allerdings nicht auf. Vielmehr vertonen sie die Eintönigkeit des Alltags und erinnern so an Hans im Glück: Auch hier geht es nicht nur um Traurigkeit und Langeweile, sondern auch um gesellschaftliche Unzufriedenheit und all die Unzulänglichkeiten, vor denen die DDR-Führung wie ein Vogel Strauß den Kopf in den Sand steckt. Nein, hinter der Mauer war längst nicht alles grau in grau. Die erotischen Nächte in Inge Pawelczyk beweisen das. Das Lied wurde verboten – allerdings nicht, wie der Texter glaubte, wegen der Prüderie der Kader. Der wahre Grund ist in einer Stasiakte nachzulesen, die viele Jahre später freigegeben wurde: Den Namen Inge Pawelczyk hatte die Band willkürlich einem Telefonbuch entnommen. Die reale Inge war eine Schulleiterin, die es bestimmt nicht lustig gefunden hätte, als enthemmtes junges Mädchen besungen zu werden. Dieses und etliche andere Lieder müsste man eigentlich in eine künftige, unideologische DDR-Forschung einbeziehen.
Wolfgangs intellektuelle Leitfiguren sind auch nicht zu verachten: Zu ihnen zählt der Soziologe Dietrich Mühlberg, der fragt: „Sartre oder Marx?“; ebenso Wolfgang Heise, der einzige Philosoph, auf den die DDR stolz sein kann und dem der Autor einige lesenswerte Seiten widmet. Diese intellektuellen Begegnungen werden keineswegs von irgendeinem Diplom gekrönt, doch sie haben mit Sicherheit Einfluss auf den wichtigsten Beitrag Wolfgang Herzbergs zur Kulturgeschichte der DDR: der Dokumentarliteratur in Verbindung mit der Praxis einer Oral History.
Bei seiner Arbeit als Kulturhausleiter im Berliner Glühlampenwerk hat er, angeregt von der Kuwi (Kulturwissenschaft) die Idee, ehemalige Fabrikarbeiter, die nun Rentner sind, zu ihrem beruflichen Weg und ihrem Leben zu befragen, das lange vor der NS-Zeit begonnen hatte. Es war eine Möglichkeit, etwas anderes zu erzählen als die schöne, glatte Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung und ihrer antifaschistischen Helden. Mithilfe dieser Erzählungen lässt sich das Private mit dem Politischen verknüpfen, wie es der britische Historiker Paul Thompson 1978 in The Voice of the Past: Oral History befürwortet hatte. Wolfgang wendet diese Methode bei zwei Werken an: So war es. Lebensgeschichten zwischen 1900 und 1980 (1985) und später, als er angefangen hat, sich für jüdische Themen zu interessieren, Überleben heißt Erinnern. Lebensgeschichten deutscher Juden (1990). Die 1980er-Jahre wird er einmal als produktivste Zeit seines Lebens bezeichnen.
Lange bleibt er allerdings nicht Kulturhausleiter. Zunächst einmal hat er zum Leidwesen des Parteisekretärs das Portrait des Staatschefs Erich Honecker von der Wand des Betriebsclubs abgehängt, um es durch Poster von John Lennon und Che Guevara zu ersetzen. Noch gravierender ist, dass er sich für einen jungen Mitarbeiter der Fabrik einsetzt, der nicht studieren darf. Der Vorwand: Er habe eine Tüte mit einem Werbeaufdruck einer westlichen Marke verwendet. Wolfgang erzählt seiner Mutter Ursula davon. Die empfiehlt, der junge Mann solle sich einen Anwalt nehmen. Tatsächlich landet die Angelegenheit dann vor Gericht. Die Sanktion der Schlichtungskommission der Partei wird zurückgewiesen und der Parteisekretär somit bloßgestellt. Der antwortet darauf mit dem historischen Satz: „Wer hat denn hier die Macht, die Arbeiterklasse oder die Justiz?“
Generationenkonflikte
In den meisten Remigranten-Familien hat die junge Generation angefangen, sich gegen die Eltern zu wenden und immer regimekritischer zu werden. So ist es auch bei den Familien Herzberg und der des SED-Kulturfunktionärs Horst Brasch: Ein Generationenkonflikt wird von einem großen politischen Konflikt überlagert. Die Beziehung zwischen Wolfgang und seinem Vater verschlechtert sich: Im Sommer 1968, kurz nachdem die Sowjets in Prag einmarschiert sind, schreit er ihn an: „Euch müsste man alle absetzen!“ Blind vor Wut hebt Hans Herzberg einen Stuhl hoch und zerschmettert ihn vor den Augen seines Sohnes.
Zehn Jahre später sitzt Wolfgang mit seinem Vater im Auto. Sie sind auf dem Rückweg vom Leipziger Dokumentarfilmfest, und der Sohn betet sämtliche Verfehlungen des Regimes herunter. Es ist Nacht und es fällt Schneeregen. Der Vater muss sich aufs Fahren konzentrieren, während sein Sohn auf dem Beifahrersitz Vorwurf um Vorwurf ausspuckt, ihn beschuldigt, bei Radio Berlin International Propaganda zu produzieren. Hans drückt die Nase an die Windschutzscheibe, schweigt und kämpft sich durch den Nebel. Als sein Sohn ihn schließlich fragt, ob er weiß, wie miserabel die Versorgung mit Obst, Gemüse und Fleisch ist, sagt er nur: „Bei uns am Alex kriegst du alles.“ Wolfgang quittiert das mit einem Kichern. Auf der restlichen Strecke bis Berlin schweigen die beiden, und am Ende der Fahrt knallt die Autotür.
Nach dem Untergang der DDR
Die Eingliederung der DDR in die alte Bundesrepublik bringt nicht die ersehnte bessere Zukunft. Wolfgang stellt fest, dass jene, die schon im alten Regime besonders gut angepasst waren, sich ebenso gut ins neue System einfügen. Er selbst bleibt ein Rebell – niemals einverstanden, niemals angekommen. Ein Aufenthalt am Leibnitz-Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) in Potsdam hinterlässt bei ihm einen bitteren Nachgeschmack: Jene Historiker, die aus dem Westen in den Osten Deutschlands gegangen sind, wo es Posten zu besetzen gab, haben überhaupt kein Interesse an einem Dialog mit ihren Kollegen im Osten. Im Gegenteil: Sie erzählen ihnen, was sie erlebt haben. Wolfgang macht weiter, führt Interviews und veröffentlicht mehrere Bücher, die jedoch – bis auf sein berühmt gewordenes Gespräch mit Erich Honecker im November 1989 (Der Sturz, mit Reinhold Andert, 1990) – in der Öffentlichkeit nur wenig Anklang finden.
Eine Frage wird ihn so sehr quälen, dass er am Ende dieses Buch schreibt: Haben seine Eltern jahrzehntelang für nichts und wieder nichts gelebt? Ursula schreibt nach der Wende: „Lange Monate war ich sehr niedergedrückt und der Meinung, dass die vergangenen 40 Jahre umsonst gewesen waren.“
Die DDR ist verschwunden, Nationalismus, Fremdenhass und Judenfeindlichkeit sind wieder da. Ursula, die bis 2008 leben wird, findet vor diesem Hintergrund gegen Ende ihres Lebens ihre jüdische Identität wieder: „Heinrich Heine liegt mir mehr als Goethe.“
Hans leidet stärker unter dem Ende des kommunistischen Systems. „1989 war für mich traumatisch“, sagt er. Er gibt sehr ungern Fehler zu und betont weiter seinen Stolz, jenen Staat mit aufgebaut zu haben, den es nun nicht mehr gibt. Weder Ursula noch Hans wird die Ideale der eigenen Jugend infrage stellen.
Möchte ihr Sohn ihr Andenken retten, indem er das letzte Kapitel seines Buches dem Beitrag jüdischer Remigrantinnen und Remigranten zum kulturellen Erbe der DDR widmet? Ja, aber es geht um mehr als das: Auch er selbst bleibt überzeugt von der marxistischen Analyse, doch die mal herablassenden, mal anklagenden Urteile westlicher Ignoranten über die Juden in der DDR verletzen ihn. Er macht sich an eine Überblicksdarstellung bedeutender jüdisch-deutscher Intellektueller, die auf verschiedensten Gebieten tätig waren wie Anna Seghers, Arnold Zweig, Stefan Heym und viele andere (und es ist erstaunlich, wie viele Namen er dabei aufzählt). Jüdisch & Links ist ein Werk, das gewiss als jüdischer Beitrag zum kulturellen Erbe der DDR gesehen werden sollte. Doch es wäre angemessen, mit Namen wie Brecht und jenen Erben der Remigrantinnen und Remigranten wie Christa Wolf oder Heiner Müller – egal ob jüdisch oder nicht –– auch viel allgemeiner über den Beitrag der DDR-Intellektuellen zur deutschen Kultur zu sprechen.
Jüdisch & Links bewegt sich zwischen Autobiografie und Dokumentarliteratur, zwischen Emotionen und Überzeugungen. Zu bemängeln ist nur, dass eine bessere redaktionelle Bearbeitung durch den Verlag dem Werk gutgetan hätte.
Zitierweise: Sonia Combe, „Jüdisch & Links von Wolfgang Herzberg“, in: Deutschland Archiv, 28.3.2023, Link: www.bpb.de/519561
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