Seit 2010 publiziert Eva Lezzi Kinder- und Jugendbücher, darunter die Bilderbuchreihe um den in Berlin lebenden jüdischen Jungen Beni und seine Familie, die sie mit der Künstlerin Anna Adam realisiert, die auch das gemeinsame Naturbuch „Lilly und Willy“ (2022) mit Collagen ausgestattet hat. In ihren Jugendromanen „Die Jagd nach dem Kidduschbecher“ (2016) und „Kalter Hund“ (2021) widmet sich Eva Lezzi transkulturellen Erfahrungen auch aus muslimischen und türkisch-deutschen Perspektiven.
Derzeit arbeitet sie unter anderem an einer Kindergeschichte zum vielfältigen jüdischen Leben in Berlin, die im Dezember 2022 bei der Berliner Landeszentrale für Politische Bildung erscheinen wird. 2020/21 war Eva Lezzi Stipendiatin an der Akademie für Kindermedien. Hier fand sie mit der Drehbuchautorin Anna Maria Praßler zu einem Schreibduo. Der von den beiden entwickelte Filmstoff „Johanna und die Maske der Makonde“ über koloniale Raubkunst und Restitution erhielt im Jahr 2022 eine Drehbuchförderung von „Der besondere Kinderfilm“.
Eva Lezzi unterrichtet regelmäßig Kurse und Seminare zu kreativem Schreiben an Schulen und Universitäten. Als freie Kuratorin hat sie für die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum die Ausstellung „Jüdisches Berlin erzählen. Mein, Euer, Unser?“ (Dezember 2021 bis Juni 2022) co-kuratiert.
Sie hat an verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen geforscht und an deutschen wie internationalen Universitäten unterrichtet. Von 2013 bis 2019 war sie Referentin am Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk (ELES). Seit 2020 arbeitet Eva Lezzi selbstständig als Kuratorin, Dozentin und Autorin.
Sharon Adler: Du bist in New York geboren, in Zürich aufgewachsen und lebst seit dem Studium die meiste Zeit in Berlin, dem Geburtsort deiner 1935 geborenen Mutter. Was hat sie während deiner Kindheit und Jugend über diese Zeit erzählt – war ihre Geschichte Teil der Gegenwart deiner Kindheit und Jugend?
Eva Lezzi: Meine Mutter hat später – da hatte sie schon ihre drei Kinder – Psychologie studiert, ist Psychoanalytikerin geworden und war selbst über viele Jahre in Analyse. In meiner Kindheit hat sie mit ihrem Vater, der insgesamt mehr als fünf Jahre Sachsenhausen und Auschwitz überlebt hat, schmerzhafte Gespräche geführt. Ich bin also in einer Familie groß geworden, in der die Vergangenheit der Mutter und ihr Schicksal als Überlebende durchaus präsent waren. Zu einem eigenen Forschungsthema wurde die Shoah erst mit meiner Dissertation. Da ging es natürlich um objektivierbare, insbesondere literaturwissenschaftliche Fragen, aber dennoch spielte die eigene Familienerfahrung auch immer wieder mit hinein.
Sharon Adler: Wie ist es deiner Mutter gelungen, zu überleben? Wann hast du damit angefangen, zum Leben und Überleben deiner Mutter und dem Schicksal deiner Großmutter zu recherchieren – und was konntest du in Erfahrung bringen?
Beschäftigung mit Traumata durch Literatur
Sharon Adler: Aufgrund deiner persönlichen Familiengeschichte hast du dich auch wissenschaftlich mit den Spätfolgen der Shoah beschäftigt und mit einer Studie zur Literatur von jüdischen Überlebenden promoviert: „Zerstörte Kindheit. Literarische Autobiographien zur Shoah“. Was bedeutet die Gattung der literarischen Autobiographie für das Verständnis der Situation von Child Survivors?
Eva Lezzi: Das ist eine große und schwierige Frage. Zum einen habe ich für meine eigene literatur- und kulturwissenschaftliche Studie psychologische und psychoanalytische Forschungen, die es längst gab, einbezogen. Das heißt, ich habe schon eine bestimmte Perspektive eingenommen. Als genuin eigene Forschungsleistung habe ich literarische Erzählformen untersucht, mit denen die spezifischen Erlebnisweisen und Perspektiven von Kindern literarisch evoziert werden können. Die Autobiografik zur Shoah galt lange als Zeugnisliteratur, die vor allem dazu dient, den Holocaust historisch aufzuarbeiten. Das heißt, es ging auch um das Erklären von historischen und politischen Zusammenhängen.
Das Erleben eines Kindes ist natürlich anders. Es kommt nicht mit einer ausgeprägten Weltsicht in die Situation hinein, sondern befindet sich noch in einem Stadium, in dem die eigene Weltsicht und Identität erst ausgebildet werden. Bei der Literatur von überlebenden Kindern und Jugendlichen sind es häufig kleine Details, vielleicht auch historisch irrelevante Details, die eine große Rolle spielen. Auch das, was ich über meine eigene Mutter erzählt habe, spielt in dieser Literatur eine große Rolle: nämlich der Verlust von Eltern, Abschiede und traumatische Trennungen von Familienkontexten, auch von Geschwistern. All dies wird literarisch natürlich in ganz unterschiedlicher Weise dargestellt. Ein Autor, mit dem ich mich intensiv beschäftigt habe, ist Georges-Arthur Goldschmidt. Er hat in Frankreich im Versteck und unter falscher Identität in einem christlichen Internat überlebt und dabei verschiedene Gewalterfahrungen machen müssen. In all seinen autobiografischen Romanen bleibt er quasi in traumatischen Schleifen hängen und kommt – poetisch schreibend – immer wieder auf ähnliche Episoden zurück. Ruth Klüger hingegen nimmt mit ihrer Autobiografie „weiter leben. Eine Jugend“ eine mehrperspektivische Erzählstimme ein, die nicht nur Kindheits- und Jugenderinnerungen in Ghetto und KZ umschließen, sondern auch Reflexionen seitens der erwachsenen Autorin. Sie erzählt assoziativ und sprunghaft und setzt sich – auch in einer dezidiert feministischen Weise – mit zeitgenössischen Erinnerungsformen und -diskursen auseinander.
Sharon Adler: Welchen Einfluss haben die Kindheitserinnerungen der Eltern auf die Erfahrungen der Zweiten Generation?
Eva Lezzi: Dazu gibt es viele Fragen, darunter: Wie wird in den Elternhäusern über den Holocaust gesprochen? In meinem Elternhaus wurde darüber gesprochen, in anderen nicht. Was genau haben die Überlebenden erlitten? Emigration oder KZ-Haft? In welchem Nachkriegskontext leben sie? Haben sie verständnisvolle Partner*innen gefunden? Oder kommt diese Rolle den eigenen Kindern zu? Das hört man auch häufig, dass die Kinder die Eltern bemuttern oder bevatern müssen, weil die Eltern vielleicht auch in den eigenen Partner*innen – seien es ihrerseits Überlebende oder nicht – nicht unbedingt das Verständnis finden, was sie vielleicht suchen. Dann spielt natürlich auch eine Rolle, in welchem gesellschaftlichen oder politischen Kontext die Überlebenden leben. In welchem Land wohnen sie, und inwieweit fühlen sie sich in der Nach-Holocaust-Zeit aufgehoben? Oder ist da nochmal eine Verlorenheit zu spüren, die sich eventuell auf ihre eigenen Kinder überträgt?
Auch stellt sich die Frage, wer überhaupt zur Zweiten Generation oder zur Dritten gehört. Übergänge sind fließend, generationelle Zugehörigkeiten verschieben sich immer wieder. Meine Mutter beispielsweise hat sich gefragt, ob sie als Child Survivor zur Ersten Generation oder als Tochter eines Vaters, der fast sechs Jahre Konzentrationslager überlebt hat, zur Zweiten gehört. Channah Trzebiner hat ihr autobiographisches Buch „Die Enkelin – oder Wie ich zu Pessach die vier Fragen nicht wusste“ dezidiert aus der Perspektive einer Enkelin geschrieben. Sie ist jedoch teilweise bei den Großeltern aufgewachsen und ihr Erzählen enthält auch Elemente, die wir aus der Literatur der sogenannten Zweiten Generation kennen.
Sharon Adler: Du forschst und publizierst auch zu der speziell weiblichen Perspektive auf Erinnerung an die Shoah. In deiner Arbeit „Geschichtserinnerung und Weiblichkeitskonzeptionen bei Esther Dischereit und Anne Duden“ hast du die Behandlung der weiblichen Erinnerung an den Holocaust in Esther Dischereits „Joëmis Tisch“ und Anne Dudens „Das Judasschaf“ untersucht und verglichen. Kannst du die Ergebnisse deiner Forschungen zu dieser Thematik bitte zusammenfassen?
Eva Lezzi: In diesem Artikel zu zwei autobiographisch gefärbten Romanen analysiere ich das Zusammenspiel von verschiedenen Erinnerungskontexten: jüdische, christliche, literarische, diskursive, geschlechtsspezifische, biografische, politische. Weiblichkeit und Opferpositionalität überlagern sich in beiden Texten: sowohl in Anne Dudens Erzählung über eine nichtjüdische Protagonistin als auch bei Esther Dischereit, die eine jüdische Perspektive einnimmt. Beide Bücher setzen sich in einer sehr vielschichtigen Weise mit der Shoah und der Zeit des Nationalsozialismus auseinander. Ausgehend von der Titelmetapher „Judasschaf“ und der ausgeprägten christlichen Ikonographie konnte ich in Dudens Text jedoch auch untergründig wirkende antisemitische Züge ausmachen.
Weiblichkeitskonstellationen in literarischen Texten und Fragen zu Geschlecht und Gender interessieren mich nicht nur im Hinblick auf den Holocaust. Meine Habilitationsschrift, die 2013 erschienen ist, hat den Titel „‘Liebe ist meine Religion!‘ Erotische Verhältnisse zwischen Juden und Christen in der deutschsprachigen Literatur des 19. Jahrhunderts.“ In den hier analysierten Texten spielen Überlagerungen von Geschlechterbildern und Identitätsentwürfen ebenfalls eine große Rolle. Angefangen von den Texten von jüdischen Salonièren um 1800 bis zu antisemitischen Schriften um 1900.
Sharon Adler: Was hat dich an deinen Forschungen zum 19. Jahrhundert besonders fasziniert und beeindruckt? Warum waren interreligiöse Liebesbeziehungen im 19. Jahrhundert ein wichtiges Thema für dich?
Eva Lezzi: Es fasziniert mich als Literaturwissenschaftlerin immer wieder, Texte von jüdischen und nichtjüdischen männlichen und weiblichen Autor*innen vergleichend zu lesen und nach der Wirkung, dem Zusammenspiel und den Reibungen zwischen unterschiedlichen Traditionen zu fragen. Und es freut mich auch, auf Autor*innen zu stoßen, die vorher noch nicht oder weniger bekannt waren. In diesem Fall war das Sarah Guggenheim, die Tochter von Samson Raphael Hirsch, dem Begründer der sogenannten Neo-Orthodoxie. Sarah Guggenheim hat im 19. Jahrhundert unter männlichen Pseudonymen in neo-orthodoxen Zeitschriften publiziert. Was mich am 19. Jahrhundert fasziniert, ist unter anderem die innerjüdische Diversifizierung zwischen liberalen, säkularen und orthodoxen jüdischen Autor*innen und ihren Publikationen. Für alle waren heterosexuelle Liebesbeziehungen zwischen Juden und Christen ein Faszinosum, da sie Probleme der Zeit abgebildet haben.
Eine große konträre Debatte betraf beispielsweise die Zivilehe, die im Deutschen Reich 1875 eingeführt wurde und eine Eheschließung zwischen Juden und Christen ohne vorherige Konversion überhaupt erst ermöglichte. Bei der literarischen Darstellung von Liebesbeziehungen ging es demnach immer auch um die Frage: Wieviel Akkulturation und Emanzipation gibt es und sind sie gewünscht? Sarah Guggenheim hat mit der klassischen deutschsprachigen Literatur, etwa mit Bildern und Motiven von Lessing gearbeitet, aber diese für orthodox-jüdische Belange fruchtbar gemacht. Das Titelzitat meiner Studie – „Liebe ist meine Religion!“ – stammt aus einem ihrer Texte und ist von ihr durchaus kritisch und ironisch gemeint.
Sharon Adler: Seit 2010 publizierst du Kinder- und Jugendbücher, die sich besonders mit jüdischen Lebenswelten beschäftigen. Mit deiner Bilderbuchreihe um den jüdischen Jungen Beni und seine Familie giltst du laut der Fachzeitschrift JuLit als „wichtigste Autorin der neuen deutschsprachigen jüdischen Kinder- und Jugendliteratur“. Mit Blick auf die jüdische Leser*innenschaft: Welche Identifikationsfiguren möchten du und die Künstlerin Anna Adam , mit der du die Beni-Reihe produzierst, liefern?
Eva Lezzi: Wir zeigen Judentum als in sich vielfältig und wandelbar. Ob und inwiefern wir damit auch Identifikationsfiguren schaffen, weiß ich nicht. Das müssen die Leser*innen beurteilen. Wir möchten heutigen jüdischen Alltag darstellen – für jüdische ebenso wie für nichtjüdische Leser*innen. Diversität spielt für uns eine große Rolle. Benis Eltern sind religiös gemischt, was vielen heutigen (jüdischen) Familien entspricht, aber in der jüdischen Kinderliteratur kaum thematisiert wird. Benis Mutter ist jüdisch, der Vater christlich, die Familie hat sich entschieden, in einer liberalen Weise nach der jüdischen Tradition zu leben. Onkel Micha und seine Familie leben orthodox und möchten Aliyah machen. Der andere Bruder der Mutter, Onkel Jakob, sieht die israelische Politik eher kritisch und hält sich kaum an jüdische Traditionen. Die Illustratorin Anna Adam und ich zeigen heutiges jüdisches Leben in Deutschland. Das war 2010 auf dem deutschen Buchmarkt noch eine große Ausnahme. Die Beni-Bücher eröffneten das Kinderbuch-Programm im Hentrich und Hentrich Verlag, und auch der Ariella Verlag wurde erst 2010 als jüdischer Kinderbuchverlag gegründet. Uns waren dabei auch ganz alltägliche, nicht religiös konnotierte Elemente wichtig. Dem achtjährigen Beni, aus dessen Perspektive die Bücher erzählt sind, bedeutet sein Skateboard mehr als das Kerzenzünden bei den Großeltern an Schabbat. Es ist einfach ein Junge von heute.
Die Zusammenarbeit zwischen Anna Adam und mir ist sehr intensiv. Ich schreibe die Texte und sie macht die Bilder, und wir bleiben in diesem Prozess in einem stetigen Austausch. Annas Bilder sind dreidimensionale Collagen, die im Studio abfotografiert werden. Diese Collagen sind oft als Dioramen aufgebaut und bieten Einblicke in ganze Lebenswelten. Anna Adam arbeitet mit Upcycling, also mit gefundenen Gegenständen, aus denen sie Figuren und Bildelemente baut. Diese Technik führt bei ihr zu sehr witzigen, inspirierenden und häufig unerwarteten Bildkompositionen. Ihre Bilder überraschen jüdische wie nichtjüdische Leser*innen und zeugen zugleich von einem tiefen jüdischen Wissen, aus dem sich ihr ganz eigener Humor speist.
Sharon Adler: Mit Blick auf die nichtjüdische Leser*innenschaft: Welche Bilder von jüdischen Lebensrealitäten sollte deiner Meinung nach deutschsprachige jüdische Kinder- und Jugendliteratur – auch im Kontext Schule transportieren?
Eva Lezzi: In Schulcurricula ist die Shoah, soweit ich weiß, leider nach wie vor das einzige verpflichtende jüdische Thema. In unserem ersten Beni-Buch „Beni, Oma und ihr Geheimnis“, das vor zwölf Jahren in seiner ersten Auflage erschienen ist, wird der Holocaust zwar auch thematisiert, jedoch nicht anhand einer ikonischen Figur wie Anne Frank oder auf eine so problematische Weise wie im seinerzeit aktuellen Film „Der Junge im gestreiften Pyjama“. Problematisch erschien mir der Film aus mehreren Gründen, so unter anderem, weil er aus dem Kind einer Täterfamilie ein jüdisches Opfer macht und weil er visuell bis in die Gaskammer hineinführt.
In den Beni-Büchern taucht die Shoah als heutige innerfamiliäre Erinnerung auf und ist eingebettet in viele weitere, den jüdischen Alltag betreffende Themen. Benis Großeltern haben den Holocaust in unterschiedlicher Weise überlebt. Ihre Erinnerungen sind schmerzhaft, auch wenn sie Beni – und somit den kindlichen Leser*innen – von den Großeltern möglichst behutsam erzählt werden. Trotzdem träumt er nachher schlecht und darf dann zu den Großeltern ins Bett. Das war mir persönlich wichtig, dass Beni geborgen wird durch körperliche Nähe und Vertrautheit. Er wird dem Wissen um die Verfolgung der Juden und Jüdinnen nicht einfach ausgesetzt.
Wenn ich schreibe, dann weiß ich natürlich, dass es eine jüdische und eine nicht-jüdische Leserschaft gibt. Aber das Glossar in den Beni-Büchern ist nicht nur für nicht-jüdische Leser*innen interessant und aufschlussreich. Wir haben gezielt auch andere Begriffe aufgenommen – Skateboardtricks beispielsweise oder französische Liedtexte. So wird nicht nur Jüdisches als erklärungswürdig und daher irgendwie fremd ausgestellt. Aber selbst bei religiösen Inhalten wissen nicht alle jüdischen Leser*innen prinzipiell mehr als nicht-jüdische. Zum Beispiel hat Anna Adam in „Chaos zu Pessach“ die Plagen – etwa die wilden Tiere – in ihrer so eigenen fantasie- und humorvollen Weise dargestellt. Als ich in einer katholischen Schule im Siegerland gelesen habe, erkannten die Schüler*innen alle ägyptischen Plagen sofort aufgrund ihres Religionsunterrichts und hatten großen Spaß daran. Kontakt zu jüdischen Kindern oder jüdischen Lebenswelten hatten sie dennoch keinen.
Sharon Adler: In dem Band „Beni und die (nervige) Bat Mitzwa“ stehen seine Schwester Tabea und die Zeremonie in der Synagoge anlässlich ihrer religiösen Mündigkeit im Fokus. Was erfahren eure Leser*innen in diesem Band über weibliches jüdisches Leben, über die Rolle von jungen Frauen innerhalb der jüdischen Gemeinschaft?
Eva Lezzi: Was wichtig ist: Zwischen den Generationen hat eine Veränderung stattgefunden! Die Mutter von Beni und Tabea hatte keine Bat Mitzwa, zu ihrer Zeit war das im deutschen Judentum nicht möglich. Es gibt mittlerweile auch in orthodoxen Synagogen Rituale für die Bat Mitzwa von Mädchen, die dann am Freitagabend unter anderem die Kerzen zünden. Aber Tabea wird beschrieben als Mädchen, das in einer liberalen Synagoge aus der Tora lesen darf, das auch seine Textstelle selbst auslegt und genau die gleiche Rolle und Funktion wie ein Junge bekommt, der Bar Mitzwa hat. Das ist das neu. „Beni und die Bat Mitzwa“ ist nicht nur eine jüdische Perspektive, sondern steht auch innerhalb des Judentums für einen bestimmten Zweig, nämlich für das liberale Judentum.
Sharon Adler: Wie wird der Akt der Bat Mitzwa in dem Buch dargestellt?
Eva Lezzi: In der beschriebenen Bat-Mitzwa-Szene bekommen auch Oma und Opa eine Aliyah, das heißt, sie werden zur Tora aufgerufen und sagen dort Segenssprüche. Für den Opa ist dies ein vertrauter Vorgang, für die Oma als Frau ist es das erste Mal. Für sie ist es daher sehr aufregend. Wirklich ungewöhnlich in der beschriebenen Szene ist jedoch, dass auch Tabeas nichtjüdischer Vater eine Aliyah bekommt. Das ist tatsächlich ein utopisches Element in dem Buch, denn in der jüdischen Einheitsgemeinde in Deutschland ist es (noch) nicht üblich, dass Nicht-Jüd*innen mit zur Tora aufgerufen werden können. Unser Buch möchte so innerjüdisch etwas anstoßen, zumindest anregen oder als utopische Möglichkeit darstellen.
Tabea liest ihre Parascha, ihren Tora-Abschnitt, auf Hebräisch vor, und gibt nachher eine ganz persönliche Interpretation dieser Tora-Stelle. Hier liegt für mich als Autorin das Faszinierende am Schreiben über Bar Mitzwa oder Bat Mitzwa: Je nachdem, wann im jährlichen Tora-Lesezyklus die Jugendlichen mit ihrer Feier dran sind, bekommen sie eine ganz bestimmte Stelle zum Lesen. Dies eröffnet für mich als Autorin einen großen Spielraum: Welche konkrete Bibelstelle, die natürlich von der Jahreszeit her passend sein muss, wähle ich für Tabea und wie wird sie diese kommentieren? Wie kann ich Tabeas Auslegung thematisch in meine Geschichte einbinden? Ich habe mich für eine Parascha entschieden, in der die Beziehung zwischen Moses und seinen Geschwistern Myriam und Aaron wichtig ist. So zieht sich das Thema „Geschwister“ auf verschiedenen Ebenen durch das ganze Buch.
Sharon Adler: Wann habt ihr euch dazu entschieden, dass Tabea ihre Bat Mitzwa und nicht Beni seine Bar Mitzwa bekommt?
Eva Lezzi: Es war Annas Idee und Wunsch, dass wir Tabea mal ins Zentrum rücken. Wenn die ältere Schwester Tabea im Mittelpunkt stehen soll, dann lag das Thema „Bat Mitzwa“ nahe, weil wir die Bücher auch entlang solcher wichtigen Feste oder Lebenszyklen wie Schabbat, Pessach oder eben Bat Mitzwa gestalten. Für mich als Autorin war die Herausforderung, dass ich trotzdem aus Benis Perspektive schreibe. Die Beni-Bücher sind ja als Serie konzipiert – da muss ich beim Erzählduktus und bei Beni bleiben. Aus der Sicht des jüngeren Bruders ist die Bat Mitzwa nervig, weil Tabea die ganze Aufmerksamkeit von der ganzen Familie bekommt und sich alles nur noch um sie dreht. Ich habe übrigens von jüdischen Kindern die Rückmeldung bekommen, dass es wohltuend sei, dass mal an die jüngeren Geschwister gedacht wird. Die finden es nicht immer nur toll, wenn ihre älteren Geschwister bei der Bar oder Bat Mitzwa so im Mittelpunkt stehen.
Sharon Adler: Aktuell arbeitest du an einer Kindergeschichte zum vielfältigen jüdischen Leben in Berlin, „L’Chaim, Merle“, die Ende 2022 bei der Berliner Landeszentrale für politische Bildung erscheinen wird. Welche Aspekte der Vielfalt möchtest du vermitteln?
Eva Lezzi: In „L’Chaim, Merle“ zeige ich die Vielfalt jüdischen Lebens in Berlin auch dadurch, dass ich die Sichtweise von ganz unterschiedlichen Figuren einnehme. Merle ist eine 20-jährige Berlinerin mit jüdischem Urgroßvater, Yoram ein junger, hier lebender Israeli. Dann gibt es in der Geschichte eine geflüchtete Familie aus der Ukraine. Ich erzähle sowohl aus der Perspektive der Mutter als auch der Tochter Natalia. Die elfjährige Natalia findet in Valentin einen Freund. Valentins Eltern kamen als sogenannte Kontingentflüchtlinge aus Russland nach Berlin, er selber ist bereits in Berlin geboren. Der kleine orthodoxe Simon wiederum liebt eine schwarze Katze, die frei durch alle Schauplätze der Geschichte spaziert. Illustriert wird diese Geschichte von Florian Schmeling, die Berliner Landeszentrale für politische Bildung hat uns zusammengeführt.
Im Moment findet in Deutschland erneut eine starke, nicht nur religiös begründete innerjüdische Diversifizierung statt, die ich in dem Buch spiegle. Aufgrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine spricht man hier nicht mehr, wie seit den 1990er Jahren, vom „postsowjetischen Judentum“, sondern beispielsweise von ukrainischen oder russischen Juden und Jüdinnen. Das Zusammenleben in den Jüdischen Gemeinden ist teilweise spannungsgeladen, auf der anderen Seite findet sich eine überwältigende Hilfsbereitschaft für die neu Ankommenden.
Der Krieg beschäftigt mich die ganzen letzten Wochen und Monate ohnehin sehr, und ich bin dankbar, dass ich durch die Landeszentrale diese Möglichkeit bekommen habe, für Kinder über die ganz unmittelbare Gegenwart zu schreiben. Auch darüber, was es heißt, flüchten zu müssen.
Sharon Adler: 2021 hast du für die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum die Ausstellung „Jüdisches Berlin erzählen. Mein, Euer, Unser?“ co-kuratiert. Welches Konzept steht dahinter, was wurde gezeigt?
Eva Lezzi: Uns Kuratorinnen – Anja Siegemund, Stefanie Höpfner und mir – ging es darum, ein möglichst vielstimmiges Berlin zu zeigen. Es gab drei Ausstellungsräume: Für den ersten Raum haben wir einen Aufruf an jüdische und nicht-jüdische Berliner*innen getätigt, dass sie einen Gegenstand, der für ihr jüdisches Berlin steht, einreichen und uns zugleich seine Geschichte erzählen. Aus diesen Gegenständen ist ein vielstimmiges großes Mosaik an Geschichten und Erinnerungen entstanden. Im zweiten Raum haben wir dann gezielter eigene Themen gesetzt, die für verschiedene Stadien und Konstellationen der jüdischen Geschichte Berlins stehen. Unter der Regie von Ute Aichele ist hieraus eine große filmische Installation entstanden. Wieder kamen neben jüdischen auch nichtjüdische Zeitzeug*innen zu Wort, etwa bei der Beschreibung des Jüdischen Krankenhauses als wichtiger Berliner Institution. Für den dritten Raum haben wir fünf Frauen aus Kunst und Wissenschaft gebeten, gemeinsam über die Frage zu diskutieren, was ihr jüdisches Berlin sei, wie das jüdische Berlin der Zukunft aussehen könnte und welche Formen des Erinnerns den öffentlichen Raum hier prägen (sollten). Das Gespräch haben wir filmisch aufgezeichnet, es lief im letzten Raum der Ausstellung.
Im Hinblick auf Vielstimmigkeit war uns beispielsweise ganz wichtig, dass in allen drei Räumen auch das sogenannte postsowjetische Judentum repräsentiert ist, mit Dingen, mit Erzählungen, mit dem eigenen Blick auf die jüdische Geschichte, der eben nicht unbedingt ein Blick auf die Shoah ist, sondern vielleicht auf den Großen Vaterländischen Krieg oder auf Migrationserfahrungen. Die Ausstellung ist vor dem russischen Angriff auf die Ukraine entstanden und eröffnet worden. Ich habe sie mir später noch einmal angeschaut, und da ist mir aufgefallen, wie wahnsinnig viel sich in den vergangenen Monaten verändert hat. Auch Gesprächspartner*innen, die sich heute beispielsweise als ukrainische Jüd*innen verstehen, sprechen in der Ausstellung noch von sich als postsowjetische Jüd*innen.
Sharon Adler: Welche Gegenstände haben dich besonders berührt?
Eva Lezzi: Das war unter anderem ein Stoffbeutel in Regenbogenfarben und mit einem Davidstern, den uns eine Interviewpartnerin mitgebracht hat, um damit ihre queere jüdische Identität zu zeigen. Sie hat erzählt, wie schwierig es für sie ist, in Schubladen gesteckt zu werden und die Brüchigkeit und Vielfältigkeit der eigenen Identität in verschiedenen Kontexten zu leben oder immer nicht ganz zugehörig zu sein. Sie ist queer, sie ist postsowjetische Jüdin und sie ist sogenannte Vater-Jüdin. Sie ist links, aber kritisiert anti-israelische Statements in der linken Bewegung. Das heißt, sie eckt immer wieder an und erzählt davon in einer sehr knappen, dichten Weise. Das hat uns sehr beeindruckt. Diese Tasche symbolisiert das Queere und Vielfältige – dafür steht ja auch der Regenbogen – auf eine selbstbewusste Weise.
Am Serviettenring von Charlotte Salomons Mutter Franziska fasziniert mich, dass wir auch Gegenstände ausgeliehen bekommen haben und zeigen durften, die ihrerseits eine große Migrationsbewegung hinter sich haben und schon durch verschiedene Hände gegangen sind. Der silberne Serviettenring mit den Initialen FS wurde unserer Gesprächspartnerin von Charlotte Salomons Stiefmutter, der Sängerin Paula Salomon-Lindberg, geschenkt. Mit diesem Serviettenring erinnert die Leihgeberin an das Schicksal der Malerin Charlotte Salomon, die 1943 in Auschwitz ermordet wurde, an deren Eltern und an die Stiefmutter, die in den Niederlanden im Versteck überlebte. Der Ring birgt dadurch, dass er von Hand zu Hand gegeben wurde, ganz viele Geschichten in sich. Das hat uns berührt. Auch, weil wir gemerkt haben, dass es der Leihgeberin nicht leichtgefallen ist, uns diesen Serviettenring für die Dauer der Ausstellung zu überlassen, weil sie ihn täglich zu Hause nutzt. Insgesamt ging es uns als Kuratorinnen darum, den Blick offen und wach zu halten für die Geschichten und Gegenstände der Menschen, die auf uns zukommen und uns ihre Geschichten anvertrauen
Sharon Adler: Was ist dein jüdisches Berlin, wofür steht es, was macht es aus?
Eva Lezzi: Was mir an Berlin gefällt, ist die Vielfalt und Diversität von Menschen, und damit meine ich nicht nur jüdische. Ich bin immer wieder fasziniert von den unterschiedlichen Geschichten, Migrationskontexten, Neuanfängen, Traditionen, Sprachen, die hier zusammenstoßen. In „L‘Chaim, Merle“ erzähle ich diese Vielfalt primär als jüdische. Aber für mich persönlich macht Berlin aus, dass es über die Grenzen von einzelnen Gemeinschaften hinaus verschiedene Begegnungen ermöglicht.
Sharon Adler: In deinem Buch „Die Jagd nach dem Kidduschbecher“ stehen zwei 13jährige Mädchen im Mittelpunkt, von denen eine Jüdin und eine Muslima ist. Welche Konflikte und welche Lösungsmöglichkeiten wolltest du in diesem Kontext aufzeigen?
Eva Lezzi: Die beiden Berlinerinnen Rebekka und Samira sind best friends forever – bis 2014 der Israel-Gaza-Krieg erneut ausbricht und plötzlich zwischen den beiden, der Jüdin und der Muslima, Misstrauen entsteht. In der Rahmenhandlung geht um das Verschwinden eines Kidduschbechers aus dem Elternhaus der jüdischen Familie. Samira wird fälschlich für sein Verschwinden verantwortlich gemacht. An irgendeinem Punkt müssen die beiden Mädchen zusammenarbeiten, um den gestohlenen Kidduschbecher wieder aufzutreiben. Dabei fangen sie auch an zu verstehen, dass in ihren Elternhäusern der Israel-Gaza-Krieg unterschiedliche Traumata, Erfahrungen, Erinnerungen und Betroffenheiten weckt. Zum Schluss des Romans ist ihre Freundschaft vielleicht sogar noch tiefer geworden. Das Plädoyer des Buches liegt darin, dass auf hiesigen Schulhöfen ein Zusammenleben möglich ist – trotz kriegerischer Auseinandersetzungen in den Herkunftsländern der unterschiedlichen Familien.
Es war mir wichtig, in „Die Jagd nach dem Kidduschbecher“ auch von einem jüdischen Freund von Rebekka zu erzählen, für dessen Familie der sogenannte Krim-Krieg große Bedeutung hat. Erstens, weil der Krieg in der Ukraine leider damals schon aktuell war, und zweitens, weil ich die Thematik nicht auf den Nahost-Konflikt reduzieren wollte. Es gibt so viele weltpolitische Konflikte – beispielsweise auch zwischen Türken und Kurden –, die auf Berliner Schulhöfen zu aggressiven Auseinandersetzungen führen können. Wenn es in der Literatur zu jüdischen Themen immer nur um den Nahost-Konflikt geht, wird das allzu leicht vergessen.
ELES und Dagesh
Sharon Adler: Von 2013 bis 2019 warst du Referentin am Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk (ELES), dem jüdischen Begabtenförderwerk. Welche Bereiche waren dir als ELES-Referentin besonders wichtig und was waren die Herausforderungen?
Eva Lezzi: Das ELES-Studienwerk fördert seit 2010 insbesondere jüdische Stipendiat*innen und war damals also noch ein ganz junges Studienwerk. Ich war beim ELES die erste Referentin für Promovierenden-Förderung und bekam daher die Chance, diese aufzubauen. Ich habe beispielsweise spezifische Seminare entwickelt, bei denen Promovierende aller Disziplinen für ein paar Tage zusammenkommen und sich über Probleme und Hürden wissenschaftlichen Arbeitens austauschen können. Promovieren kann eine sehr einsame Tätigkeit sein, auch daher ist es so wichtig, dass sich die Promovierenden gegenseitig kennenlernen und unterstützen.
Der zweite Bereich, den ich seit 2016 initiiert, aufgebaut und geleitet habe, ist das intermediale Kunstprogramm DAGESH , mit dem wir Sichtbarkeit für die von ELES geförderten Künstler*innen schaffen wollten. Es ging uns darum, gesellschaftliche Diskurse über jüdische Kunst anzustoßen, künstlerische Veranstaltungen wie Filmmatineen, Literaturfestivals oder Ausstellungen auszurichten und die Künstler*innen miteinander zu vernetzen.
Es hat mir große Freude gemacht, Stipendiat*innen beim ELES zu fördern und ihre Entwicklung zu begleiten. Mit einigen bin ich bis heute in Kontakt. Trotzdem war es mir Ende 2019 – noch vor Corona – wichtig, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen.
Sharon Adler: Was sind für dich die jüdischen Aspekte von Kunst, Kultur und Literatur?
Eva Lezzi: Jüdische Aspekte können in der Religion und in der jüdischen Tradition liegen. Aber wenn wir an die Vielfalt jüdischen Lebens allein in Berlin denken, so gehören so viel mehr Themen zur jüdischen Kunst: Migrationserfahrungen, sprachliche Vielstimmigkeit, historische Erinnerungen. In Kunst und Literatur können diese so unterschiedlichen Themen in unerwarteter Weise miteinander verbunden werden. Manchmal lassen sich jüdische Aspekte aber auch in einer bestimmten Sichtweise auf den Alltag ausmachen oder in der Anspielung auf Werke jüdischer Künstler*innen.
Sharon Adler: Worin siehst du heute die größten Herausforderungen für jüdische Künstlerinnen im Kultur- und für jüdische Schriftstellerinnen im Literaturbetrieb?
Eva Lezzi: Ich antworte auf diese Frage als Autorin: Eine große Herausforderung für mich persönlich liegt darin, mich nicht vereinnahmen zu lassen. Also bei der eigenen Stimme und eigenen Themen zu bleiben, auch wenn innerjüdisch oder gesamtgesellschaftlich gerade andere Trends gefragt sind. Natürlich lasse ich mich als Autorin von öffentlichen Debatten und Büchern von Kolleg*innen inspirieren, und doch muss ich meine eigenen Themen setzen. So war die erneute Eskalation des Nahost-Konflikts 2014 ein Schreibimpuls für „Die Jagd nach dem Kidduschbecher“ – in einer Zeit, in der das öffentliche Gespräch zwischen Jüd*innen und Muslim*innen sehr verhärtet war und beinahe unmöglich schien. Mit meinem zweiten Jugendroman „Kalter Hund“ habe ich eine türkisch-deutsche Protagonistin ins Zentrum gestellt. Das Buch erschien Anfang 2021, als auch die Debatte um kulturelle Aneignung auf einem Höhepunkt war. Die größte Herausforderung für uns Schriftstellerinnen – nicht nur jüdische – liegt vielleicht darin, offen zu bleiben für vielfältige Themen und Perspektiven und uns nicht einengen zu lassen auf ein eng abgestecktes Feld, das uns aufgrund unserer „Identität“ zugeteilt wird.
Auf dem Literaturmarkt interessieren mich persönlich im Moment insbesondere die Werke von postsowjetisch-jüdischen Autor*innen wie Sasha Marianna Salzmann, Lena Gorelik oder Katja Petrowskaja. Es ist diesen Autorinnen gelungen, sowohl inhaltlich als auch ästhetisch eine eigene Stimme zu finden und diese vernehmbar in den literarischen Kanon einzufügen. Das ist großartig.
Sharon Adler: Wie kann es gelingen, jüdische Aspekte im gesamtgesellschaftlichen wie im innerjüdischen Kontext sichtbar zu machen?
Eva Lezzi: Einerseits braucht es große kulturelle Events wie das 1995 von Nicola Galliner ins Leben gerufene Jüdische Filmfestival Berlin und Brandenburg, das jüdische wie nichtjüdische Besucher*innen kontinuierlich mit jüdischen Filmen vertraut macht. Wichtig sind auch einmalige öffentliche Veranstaltungen wie das Festival Jüdischer Literaturen, das der ELES-Geschäftsführer Jo Frank und ich im Dezember 2019 in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Berlin auf die Beine gestellt haben.