Charlotte Knobloch ist die Tochter des Rechtsanwalts und späteren bayerischen Senators Fritz Neuland. Ihre Mutter Margarethe konvertierte vor der Hochzeit zum Judentum. Nach der Scheidung der Eltern 1936 wurde Charlotte neben ihrem Vater von ihrer Großmutter Albertine Neuland erzogen, die 1944 im KZ Theresienstadt ermordet wurde. Die ehemalige Hausangestellte ihres Onkels, Kreszentia Hummel, rettete Charlotte schließlich. Sie nahm sie im Sommer 1942 für drei Jahre auf dem Bauernhof ihrer Eltern im mittelfränkischen Arberg auf und gab sie als ihr uneheliches Kind aus. Für diese Rettung wurde Hummel 2017 posthum als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet. 1945 kehrte Charlotte Neuland mit ihrem Vater nach München zurück. 1951 heiratete sie Samuel Knobloch (1922–1990), einen Überlebenden des Krakauer Ghettos. Das Paar bekam drei Kinder, einen Sohn (Bernd) und zwei Töchter (Sonja und Iris). Charlotte Knobloch gründete die deutsche Sektion der Women’s International Zionist Organisation (WIZO) mit und war Schatzmeisterin des Jüdischen Frauenbundes in Deutschland. 1985 wurde Charlotte Knobloch Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Während ihrer Zeit als Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München wurde ab 2003 in München das neue Jüdische Zentrum mit Gemeindezentrum und Synagoge für die auf rund 9.500 Mitglieder angewachsene Gemeinde der Stadt errichtet. Die neue Münchner Hauptsynagoge Ohel Jakob wurde am 9. November 2006 eröffnet, das Gemeindezentrum sowie das von der Stadt München erbaute und betriebene Jüdische Museum folgten im März 2007. Am 7. Juni 2006 wurde sie als Nachfolgerin von Paul Spiegel zur Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland gewählt. Am 7. Februar 2010 erklärte sie, nicht erneut für dieses Amt kandidieren zu wollen, um einen Generationswechsel zu ermöglichen. Am 28. November 2010 wurde Dieter Graumann zu ihrem Nachfolger gewählt. Charlotte Knobloch war am 23. Mai 2009 Mitglied der 13. Bundesversammlung, für die sie auf der Wahlliste der CSU nominiert worden war. Am 27. Januar 2021 hielt Charlotte Knobloch – neben Marina Weisband – eine vielbeachtete Rede bei der Gedenkstunde zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag.
Auszeichnungen
2005 wurde Charlotte Knobloch für ihr Engagement zur Aussöhnung von Juden und Nicht-Juden und ihr langjähriges Wirken für die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern zur Ehrenbürgerin von München ernannt. Im Jahr 2008 erhielt sie den Georg-Meistermann-Preis der Stadt Wittlich. 2008 wurde sie mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 2010 mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. 2010 erhielt sie den Eugen-Bolz-Preis, 2009 die Ehrendoktorwürde der Universität Tel Aviv. 2011 wurde sie zur Ehrensenatorin der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg ernannt. 2016 zeichnete die Eugen-Biser-Stiftung sie für ihr Wirken für die jüdisch-christliche Verständigung mit dem Eugen-Biser-Preis aus. Am 13. November 2021 verleiht das Jüdische Museum Berlin Charlotte Knobloch gemeinsam mit dem Architekten Daniel Libeskind den „Preis für Verständigung und Toleranz“.
Publikationen:
Charlotte Knobloch (mit Rafael Seligmann), In Deutschland angekommen. Erinnerungen, München 2012. Ellen Presser, In München geboren. Aus München vertrieben. In München zu Hause? Erinnerungen und Erfahrungen der Münchner Jüdin Charlotte Knobloch, in: Jüdisches Leben in München. Lesebuch zur Geschichte des Münchner Alltags. Geschichtswettbewerb 1993/94, hrsg. von der Landeshauptstadt München, München 1995, S: 237–244. Eine biografische Filmdokumentation: Dominik Wessely, 2017: Charlotte Knobloch – Ein Leben in Deutschland.
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