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Mutti, erzähl doch mal von der DDR

Christoph Janz

/ 3 Minuten zu lesen

Ein DDR-Projekt der 9. Klasse der Regionalen Schule Gingst konnte wegen der Corona-Pandemie nicht wie geplant stattfinden. Die Schülerinnen und Schüler haben sich im Homeschooling trotzdem mit dem Thema beschäftigt. Ein Interview mit eigenen Fragen zu verschiedenen Themen erarbeitete Christoph Janz, der mit seiner Mutter, Simone Janz-Rosenfeld, über ihre Schulzeit in der DDR sprach, sie ist Jahrgang 1979.

Christophs Mutter, Simone Janz, gehörte in der DDR-Zeit zu den Jungpionieren. Sie steht auf dem Foto ganz links in der ersten Reihe.

Christophs Mutter, Simone Janz, gehörte in der DDR-Zeit zu den Jungpionieren. Sie steht auf dem Foto ganz links in der ersten Reihe. (© Privat)

Christoph: Wie alt warst du in der Zeit der DDR?

Frau Janz: Als die DDR ihre Grenzen öffnete war ich erst zehn Jahre alt.

Da warst du ein Schulkind. Könntest du mir was aus dieser Zeit erzählen?

Ja klar. Jeden Morgen hat ein Schüler beim Lehrer gemeldet, dass die Klasse bereit für den Unterricht ist. Außerdem gab es noch den Pioniergruß und den Gruß der Freien Deutschen Jugend. Jeden Morgen sagte der Lehrer: „Seid bereit!” und die Schüler antworteten: „Immer bereit!”

Und was ist mit diesem Fahnenappell, von dem wir vor unserem Projekt gehört haben?

Ja, die gab es regelmäßig an den Schulen. Immer dann versammelte sich die ganze Schule auf dem Schulhof. Der Direktor sprach dort zum Lehrpersonal und zu den Schülern und Schülerinnen. Es wurden fast immer Lob und Tadel ausgesprochen. Es gab auch einen Treppen-Appell. Das war genau das Gleiche; nur nicht mit der ganzen Schule, sondern nur mit der Unter- oder Oberstufe. Die Schüler trafen sich dann im Schulgebäude.

Was war noch typisch für den DDR-Schulalltag?

Es gab noch die Pioniernachmittage, an denen wir Altstoffe sammelten, diese ablieferten und Geld für die Klassenkasse bekamen. Das war eine gute Idee, weil wir dadurch immer ein paar Finanzen für eine Klassenaktivität hatten.

Kannst du mir zu den Schulzeiten von damals berichten?

Damals hatten wir immer von Montag bis Samstag Unterricht. Dafür gab es aber acht Wochen Sommerferien. Alle Schulen begannen in der Regel ab 7 Uhr mit dem Unterricht. Das war sehr früh, aber die meisten Eltern mussten auch früh zur Arbeit. Wir hatten ähnlich viele Stunden am Tag wie ihr heute, sechs oder sieben. Am Sonnabend aber nur bis zum Mittag. An den Nachmittagen gab es Arbeitsgemeinschaften, zum Beispiel mit sportlichen, musischen oder künstlerischen Angeboten. Die Teilnahme war freiwillig.

Simone Janz am Tag der Einschulung in der Polytechnischen Oberschule in Bergen-Süd.

Simone Janz am Tag der Einschulung in der Polytechnischen Oberschule in Bergen-Süd.

(© Privat)

Okay. Das war es mit dem Thema Schule. Jetzt kommt eher das Thema Freizeit. Konnte man gut verreisen?

Ja. Man konnte damals gut verreisen. Aber es war für alle DDR-Bürger sehr stark eingeschränkt. Wenn jemand ins Ausland reisen wollte, konnte er nur in sozialistische Länder wie Bulgarien oder Ungarn fahren. Viele wollten auch an die Ostsee, wo ein Urlaubsplatz immer hart umkämpft war. In den so genannten Westen durften nur Rentnerinnen und Rentner mit besonderer Genehmigung fahren.

Man hört immer, dass es früher nicht alles gab. Wie war das mit dem Einkaufen, hat man alles bekommen?

Das stimmt. Man hat nicht immer alles so bekommen, wie du es heute kennst. Für viele Produkte musste man in langen Schlangen anstehen, um sie noch zu bekommen. Bananen gab es zum Beispiel nur zwei-mal im Jahr. Eine Dose Pfirsiche hat 14 Mark der DDR gekostet. Im Vergleich dazu kostete eine Wohnung (3-4 Raum) 90 Mark im Monat.

Hattest du einen Fernseher? Und gab es viele Programme?

Frau Janz: Ich hatte einen Fernseher, es gab jedoch nur zwei Programme DDR 1 und DDR 2. Die liefen auch nur zu bestimmten Uhrzeiten. Das war aber nicht so schlimm, weil wir viel mit unseren Freunden draußen spielten und fast keine Zeit dafür hatten.

Vielen Dank für das Interview und die Bilder.

Zitierweise: Christoph Janz, "Mutti, erzähl doch mal von der DDR", in: Deutschland Archiv, 30.09.2021, Link: Externer Link: www.bpb.de/340956. Sein Beitrag ist der Schülerzeitung "Gingster Welle" der Reginalen Schule Gingst" entnommen. Weitere Schülerzeitungstexte unter Interner Link: diesem Link

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