Marguerite Marcus, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und Familientherapeutin, kam 1959 als jüngstes von vier Kindern in Berlin zur Welt. Die Wurzeln ihrer Familie kann sie bis in das 17. Jahrhundert in Mitteldeutschland zurückverfolgen: Einer ihrer Vorfahren bekam im 18. Jahrhundert einen Schutzbrief, um sich als Schneider in Bernburg an der Saale niederzulassen. Die Urgroßeltern väterlicherseits kamen Mitte des 19. Jahrhunderts von Halle nach Berlin. Die anderen Großeltern stammten aus Posen, Hammelburg und Genesen (auch Provinz Posen – damals deutschsprachig). Sie alle lebten vor und während des Ersten Weltkriegs schon in Berlin.
Vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs konnte Marguerite Marcus‘ Mutter, Ingeborg Baumann, mit 17 Jahren nach England flüchten. Ihre Eltern Mieze und Richard
1947 heiratete Ingeborg in Paris ihre Jugendliebe aus Berlin: Gerhard Marcus, welcher zuvor der Judenverfolgung durch Flucht nach Frankreich und schließlich in die Schweiz entkommen war. Das Paar bekam in Frankreich zwei Söhne, bevor es 1951 nach Berlin zurückkehrte und dort 1955 und 1959 Eltern von zwei Töchtern wurde.
Die Familie von Marguerite Marcus ist liberal-religiös. Sie selbst, wie auch ihre Familie, ist Mitglied der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, in der ihre Mutter 35 Jahre lang der Repräsentantenversammlung angehörte; gemeinsam mit Jeanette Wolff, Heinz Galinski und Hans Rosenthal. Marguerite Marcus besuchte das Französische Gymnasium und studierte Medizin an der Freien Universität Berlin. Später bildete sie sich im Bereich Familien- und Traumatherapie fort. Während ihres Studiums war sie Mitglied in einer der ersten jüdisch-feministischen Gruppen, dem „Schabbeskreis“, und besuchte zweimal die Sommeruniversität für jüdische Studien in Heidelberg. Dort traf sie Prof. Rabbinerin Eveline Goodman-Thau,
Als junge Ärztin hat sie 1988 den 1. internationalen Kongress für Medizin und Halacha in Berlin mitorganisiert.
1998 eröffnete Marguerite Marcus die Gemeinschaftspraxis Externer Link: „Problem-los-gelassen, Praxis für systemische Beratung und Therapie“. Ihr Schwerpunkt dort liegt auf der Familientherapie mit Holocaustüberlebenden und deren Familien, der Angehörigen der Zweiten und Dritten Generation. Sie ist auch als Fachärztin für Kinder und Jugendmedizin tätig. 2017 übernahm sie über den Verein Flüchtlingspaten Syrien e.V. eine Patinnenschaft für einen syrischen Jugendlichen. Marguerite Marcus hat zwei Söhne, Milan (geb. 1997) und Miro (geb. 1999). Sie lebt in Berlin-Wilmersdorf, besucht vorwiegend die Synagoge am Fraenkelufer (Friedrichshain-Kreuzberg) und engagiert sich seit 2019 bei der Reformgemeinde Beit Haskala.
Publikationen (Auszug): Kontaminiertes Geld, in: Nea Weissberg und Jürgen Müller-Hohagen (Hg.), Beidseits von Auschwitz. Identitäten in Deutschland nach 1945, Berlin 2015. Sowie in beratender Funktion bei: Es war einmal ein Töpfchen, dem israelischen Kinderbuchklassiker von Alona Frankel aus dem Jahr 1975, erschienen in Berlin 2020.