Der Berliner Filmemacher Thomas Grimm hatte den früheren westdeutschen SPD-Politiker Egon Bahr (geboren 1922) und den bekannten ostdeutschen Kabarettisten Peter Ensikat (geboren 1941) im April 2006 für zwei Tage in ein Fernsehstudio eingeladen. Dort sollten die beiden einander ihr Leben erzählen. Die Lektüre von Peter Ensikats Buch „Das Schönste am Gedächtnis sind die Lücken“ stiftete die Idee dazu, einige dieser Lücken zur deutsch-deutschen Geschichte in einem Doppelinterview zu schließen. Das Spannende an diesem biographischen Dialog war nicht nur die Ost-West-Besetzung, sondern auch der Altersunterschied. Mit Egon Bahr und Peter Ensikat, saßen sich zwei Generationen gegenüber, die vieles eben nicht gemeinsam erlebt und erfahren hatten. So entstand auf beiden Seiten Neugier auf das Leben des anderen.
In den beiden Passagen aus ihrem Gespräch, die das Deutschland Archiv zeigt, diskutieren Ensikat und Bahr, was sie jeweils über die erste und letzte freie Wahl zur DDR-Volkskammer, ihren Ausgang, den Prozess zur Deutschen Einheit und das bis 2006 Erreichte denken. Es ist ein lebhaftes Gespräch, in dem beide ihre Sicht auf den Weg zur Einheit formulieren und auch über vergebene Chancen sprechen. Sich einander nach vier Jahrzehnten Teilung wirklich zu verstehen kann schnell zu einem Lippenbekenntnis werden, wenn man nicht die spezielle ostdeutsche Lebenserfahrung mit einbezieht, da sind sich beide einig. Und da die Diskutanten dem Humor nicht abgeneigt sind und gern zuspitzen, liefern sie eine bemerkenswerte Bewertung der politischen Abläufe der 1990er Jahre zum Beispiel auch zum Umgang mit den Stasi-Akten, zur Erinnerungskultur und zur „Abwicklung“ von DDR-Wissenschaftlern.