Im März 2018 trafen sich die Schriftstellerin Jana Hensel und der Soziologe Wolfgang Engler im Studio des Berliner Medienunternehmens Zeitzeugen TV zu einem Gespräch über ostdeutsche Erfahrungswelten. Ihr Dialog wurde mitgeschnitten und für ein Buchprojekt des Aufbau-Verlags transkribiert. Dieses Video gibt ein Konzentrat des Gesprächs wieder, das die Publizistin Maike Nedo moderierte.
Beide vertreten allein durch ihr Geburtsjahr unterschiedliche ostdeutsche Generationen. Wolfgang Engler, geboren 1952, hat die DDR seit ihren Anfangsjahren bis zu ihrem Untergang miterlebt. Er besitzt eine ostdeutsch geprägte Vita mit reichlich DDR-Erfahrung im Gegensatz zu der erst 1976 geborenen Jana Hensel. Ihre DDR-Erinnerungen speisen sich aus der späten Phase der DDR. Als ostdeutsche Teenagerin absolviert sie während des Wiedervereinigungsprozesses Abitur und Studium.
Wolfgang Engler dagegen wird mit der Abwicklung wissenschaftlicher und künstlerischer Institutionen konfrontiert und versucht sich seitdem dem Phänomen „ostdeutsch“ soziologisch zu nähern. So vertreten beide unterschiedliche Erfahrungshorizonte in Bezug auf die DDR-Gesellschaft und deren Wandel. Was zum einen zu Gemeinsamkeiten, aber auch zu differenzierten und konträren Ansichten über das „Ostdeutschsein“ führt. So entstand ein offenes und authentisches Streitgespräch über eine Gesellschaft, die innerhalb kürzester Zeit kollektives Eigentum wieder in Privateigentum und eine Parteidiktatur in ein demokratisches System transformieren musste. Warum dabei biografische Brüche nicht ausblieben, wieso Rechtspopulistinnen und -populisten erstarkten und ob ostdeutsche Erfahrungen nostalgische Verklärung sind, darüber streiten Jana Hensel und Wolfgang Engler.