Aus Meyers Taschenlexikon, 1965 in fünfter Auflage vom Volkseigenen Betrieb (VEB) Bibliographisches Institut Leipzig herausgegeben, erfuhr der DDR-Bürger kurz und knapp das Wesentliche über Antisemitismus, Zionismus und Israel. Zum Stichwort "Antisemitismus" hieß es dort, die feindliche Haltung gegenüber Juden habe „unter dem Hitlerfaschismus zu extremstem Rassenchauvinismus und planmäßiger Ausrottung der Juden“ geführt. Und weiter: „Der Antisemitismus diente stets der Ablenkung der Massen von der Schuld der Ausbeuterklassen an sozialen und politischen Mißständen und war oft Vorwand zur Unterdrückung fortschrittlicher Bewegungen.“ Während Antisemitismus in der DDR als Verbrechen in der Verfassung definiert sei, werde er in Westdeutschland wieder öffentlich propagiert, berüchtigte Antisemiten seien im Bonner Staat „selbst an führender Stelle“ zu finden.
Zum Begriff „Zionismus“ hieß es lakonisch: „reaktionäre, nationalistische Bewegung in der jüdischen Bourgeoisie, die gegen Ende des 19. Jahrhundert entstand und in enger Bindung zum britischen und USA-Imperialismus die Schaffung eines jüdischen Nationalstaates (Israel) in Palästina forderte. Der Zionismus leugnet den Klassenkampf.“
Folgerichtig wurde der Wissensdurst der Werktätigen der DDR im Artikel zu Israel über Lage und Landesnatur, Bodenschätze und Erwerbszweige mit den wesentlichen politischen Merkmalen gestillt und der Staat folgendermaßen charakterisiert: 1948 entstanden auf Beschluss der Vereinten Nationen, im selben Jahr Gründung einer kommunistischen Partei, 1948/49 Kämpfe mit mehreren arabischen Staaten, 1956 „israelisch-britisch-französische Aggression gegen Ägypten, ständige Spannungen mit benachbarten Staaten“. Die Diktion machte klar, dass Israel der Störenfried der Region sei.
Die Lexikonartikel über Antisemitismus und Zionismus bezeichneten gleichzeitig die Parameter eines Feindbildes, das durch die Schrecken von Imperialismus und Klassenkampf bestimmt war, Judenfeindschaft ausschließlich dem Westen zuwies und die Errungenschaften aufgeklärten Geschichtsverständnisses und daraus resultierender politischer Praxis für das eigene Lager reklamierte
Antizionismus als Staatsdoktrin
Wie der kommunistische Widerstand gegen den Nationalsozialismus die Staatsgründung der DDR im Herbst 1949 als antifaschistische Antwort auf den Weststaat legitimieren sollte, so wurde nach einer kurzen Anfangsphase Antizionismus zu einem Bestandteil der Staatsdoktrin des Oststaats.
„Das von den USA unterstützte Israel dient seit Jahren dem internationalen Monopolkapital als aggressiver Militärstützpunkt und ständiger Unruheherd im Nahen Osten. Westliche Kreise haben die israelische Armee mit modernsten Waffen ausgerüstet. Heute sieht die ganze Welt, wozu das geschah.“
Unter Anspielung auf das Luxemburger Abkommen der Adenauer-Regierung mit Israel zur Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts an Juden, aber im vollkommenen Missverständnis über dessen Inhalt,
„den aggressiven Kreisen Israels mehr als drei Milliarden D-Mark sogenannter Reparationen, die Israel in seinem Kampf gegen die nationale Unabhängigkeitsbewegung der Völker des Nahen Ostens verwendet. Auch auf den Londoner Suezkonferenzen unterstützte die Bundesregierung den Standpunkt der Kolonialmächte und wandte sich gegen die berechtigten Ansprüche Ägyptens. Der kolonialistische Standpunkt der Bundesregierung trägt nicht dazu bei, das Ansehen des ganzen deutschen Volkes in der Welt zu stärken.“
Im Werben um die Gunst der arabischen Staaten
„Während die Deutsche Demokratische Republik, wie Sie sicher wissen werden, zu Israel keinerlei Beziehungen hat, trägt die Regierung der Bundesrepublik durch sogenannte Reparationszahlungen wesentlich zur materiellen und moralischen Stärkung Israels bei, dessen Rolle in der imperialistischen Politik der Feindschaft gegen die Araber wiederholt klar zum Ausdruck kam.“
Die von der Sowjetunion vorgegebene Nahostpolitik des sozialistischen Lagers machte Israel zum Objekt eines Stellvertreterkonfliktes zwischen der Bundesrepublik und der DDR. Der mit der Hallstein-Doktrin bewehrte Alleinvertretungsanspruch Bonns wurde in Ostberlin mit Feindschaft gegen Israel und Buhlen um die Freundschaft der arabischen Nachbarstaaten pariert. Ein anderes Argument gegen den Feind im Westen war das Herauskehren der tief empfundenen moralischen Überlegenheit des östlichen Staates und seiner Gesellschaft im Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit. Die Behauptung der erfolgreichen Überwindung des Faschismus kaschierte zugleich das leidige Problem, dass die DDR der Weltöffentlichkeit gegenüber ständig in Argumentationsnot war, weshalb sie Restitutionsleistungen an Holocaustopfer ablehnte. Dass die DDR zu angemessener Entschädigung ökonomisch nie in der Lage war, blieb den Verantwortlichen schmerzlich bewusst bis zur Endzeit 1988/89, in der der Staatsratsvorsitzende Erich Honecker des erhofften außenpolitischen Erfolges wegen die Summe von einer Million US-Dollar als Einmalzahlung der DDR an Israel ins Gespräch brachte.
Von SED-Politikern wurde deshalb, sekundiert von Repräsentanten der jüdischen Gemeinden der DDR (die damit erwartete Anpassungsleistungen erbrachten) allezeit und unermüdlich das Mantra deklamiert, der Antisemitismus sei in der DDR mit den Wurzeln ausgerottet, stehe aber im Bonner Weststaat, der von Faschisten penetriert sei, in voller Blüte. Wenige Tage nach dem Beginn des Eichmann-Prozesses in Jerusalem sandte Rabbiner Martin Riesenburger im April 1961 im Namen der Ostberliner Jüdischen Gemeinde ein Telegramm an den Präsidenten der Vereinigten Staaten, John F. Kennedy, mit Beschwörungsformeln über Bonn im Empörungsgestus:
„Ich bin zutiefst erbittert darüber, daß in westdeutschen Amtsstellen jene SS- und Naziführer in großer Zahl leitend tätig sind, die wie Eichmann und Staatssekretär Globke schuldig sind der Ermordung von über sechs Millionen meiner Schwestern und Brüder. Angesichts solcher Tatsachen protestiere ich gegen die Behauptung Dr. Adenauers vor seiner Reise in die USA, es gäbe in Westdeutschland keinen Nazigeist mehr.“
„Alarmierender Antisemitismus“ in Westdeutschland wurde auch auf einer internationalen Pressekonferenz des Verbandes der jüdischen Gemeinden der DDR im Februar 1967 konstatiert. Der Präsident Helmut Aris nannte in der Eröffnungsansprache auch den Grund: „Neonazismus und Antisemitismus sind in Westdeutschland möglich, weil im Bonner Staat Judenfeinde und Judenmörder an den Schalthebeln der Macht stehen!“
Antisemitische Wellen
Der Westen brandmarkte den Antizionismus als spezielle Form des Antisemitismus im Gewand der Israelfeindschaft. Als die judenfeindliche Welle des Spätstalinismus der 1950er Jahre, die mit den Ärzteprozessen in Moskau begann, dem das Slansky-Tribunal in Prag folgte, die DDR erreichte, verließen viele Juden die sozialistische Welt.
Das Bild vom Agressorstaat
Im Juni 1967, als die Bürger der Bundesrepublik ihre Solidarität mit Israel im sogenannten Sechstagekrieg auf der Straße demonstrierten, positionierte sich die Führung der DDR vehement gegen den „Agressorstaat“
„Angesichts des Israelischen Versuchs, mit einer neuen Aggression im Nahen Osten die physische Vernichtung des palästinensischen Volkes durchzusetzen, erwies die DDR auch weiterhin der PLO und den libanesischen Patrioten ihre konsequente solidarische Unterstützung, die u.a. ihren materiellen Ausdruck in der Rettung vieler verwundeter Patrioten fand.“
Die praktizierte Solidarität wurde mit weitreichender Wirkung propagandistisch verwertet und prägte sich im Bild von Opfern und Tätern ein. Die Metapher „Aggressorstaat“ überlebte die DDR und ist in mancherlei Varianten auch heute noch im alltäglichen Gebrauch – und keineswegs nur in Ostdeutschland. Eine davon ist das Diktum, Israel führe einen „hemmungslosen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser“.
Jüdische Gemeinden unter Druck
Die Repräsentanten der wenigen Juden der DDR machten die verlangten Konzessionen an die SED, wenn sie sich über Israel äußerten wie der Vorsitzende der Erfurter Gemeinde, der Ende der 1960er Jahre erklärte:
„Schließlich sind wir ein sozialistischer Staat und Israel ist noch ein kapitalistischer Staat. Das erschwert eine harmonische Beziehung. Wir müssen realistisch sein und die Politik unserer Regierung unterstützen.“
Konzilianter wurde über den Besuch einer israelischen Delegation in der Magdeburger jüdischen Gemeinde berichtet. Im Nachrichtenblatt der jüdischen Gemeinden war zu lesen:
„Natürlich war es auch für uns interessant zu erfahren, wie heute der Bürger im Staat Israel lebt. Wenn man das Gehörte vergleicht, dann kann man sagen: ‚In der DDR haben Bürger jüdischen Glaubens eine gesicherte Zukunft, können ihr Leben entsprechend ihren Wünschen gestalten und ihren Lebensabend in Frieden und Geborgenheit verbringen. Inflation und Arbeitslosigkeit sind für uns Fremdwörter. Mit diesen Problemen müssen aber unsere Glaubensgenossen in Israel ständig leben und fertig werden.“
Eindeutig positionierte sich dagegen der Vorsitzende der Ostberliner Jüdischen Gemeinde, Peter Kirchner, 1982 angesichts verbreiteter, aber offiziell nicht wahrgenommener Manifestationen von Antisemitismus:
„Wenn ein heranwachsender Jugendlicher fast täglich – aus politischen Gründen – mit negativen Daten über die israelischen Juden gefüttert wird, kann er kaum umhin, diese negative Zeichnung auch auf die Juden in seiner Umgebung zu übertragen.“
Zum Jahrestag der Novemberpogrome ließ sich 1982 der Vorsitzende der Dresdner jüdischen Gemeinschaft und Präsident der jüdischen Gemeinden in der DDR, Helmut Aris, im regierungskonformen Ton vernehmen:
„Wenn ich die seitdem verflossenen 44 Jahre überblicke und an das grausame Morden zwölfjähriger Hitlerherrschaft denke, so erfüllt es mich mit Freude und Dankbarkeit zugleich, heute in einem deutschen Staat leben zu können, in dem der Antisemitismus mit seinen Wurzeln ausgerottet ist, einem Staat, der das Vermächtnis aller Opfer des Faschismus erfüllt hat. Die kleine Zahl der Juden in der DDR teilt diese Dankbarkeit mit mir.“
Die genauen Motivationen und der mögliche reale oder aber gefühlte Druck, die die Gemeindevorsitzenden zu solchen mit der Propaganda konformen öffentlichen Äußerungen brachten, werden sich nicht mehr aufklären und nachweisen lassen. Vieles im System DDR blieb unausgesprochen und beruhte auf vorauseilendem Gehorsam. Insgesamt aber waren auch diese Äußerungen angetan, der offiziellen Propaganda ein "jüdisches Feigenblatt" zu verleihen.
Doktrinärer Antizionismus
Der jüdische Historiker Helmut Eschwege, der als Kommunist 1946 aus dem Exil in Palästina nach Deutschland zurückgekehrt war und an der Technischen Hochschule Dresden in inferiorer Stellung arbeitete, ist Kronzeuge für den doktrinären Antizionismus, der die DDR-Politik auch in der Praxis bestimmte. Eschweges Geschwister und seine Mutter lebten in Israel und er bekam gelegentlich (1957 und 1961) die Erlaubnis, dorthin zu reisen, öfter wurde ihm die Ausreise verweigert. Begründet wurde das von ganz verschiedenen Instanzen einmal damit, dass „keine diplomatischen Beziehungen zu Israel bestehen, auch Israel fortgesetzt Aggressionsakte begeht“.
Taktische Annäherung
Die Wende in der Haltung der DDR zu Israel kam im letzten Jahr ihrer Existenz. Das Bedürfnis Erich Honeckers, die internationale Anerkennung der DDR durch einen Staatsbesuch in Washington zu krönen, sollte mit der Einladung an den Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, den Amerikaner Edgar Bronfman, gefördert werden. Im Vorfeld der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der „Reichskristallnacht“, die 1988 erstmals in Ostberlin aufwändig begangen wurden, besuchte Bronfman im Oktober die DDR. Außenminister Oskar Fischer holte ihn in New York ab, SED-Chef Honecker dekorierte den Gast mit einem Orden und bat ihn um Vermittlung beim dringenden Wunsch, diplomatische Beziehungen mit Israel aufzunehmen.
Dann wurde es aber peinlich und provinziell. In spröder Funktionärsprosa würdigte Fischer den Beitrag deutscher Juden zur Geschichte und Kultur. Insbesondere war die Rede von den „jüdischen Menschen, die gemeinsam mit Kommunisten und anderen fortschrittlichen Kräften den Kampf gegen den Faschismus führten“. Eine am Vortag eröffnete Ausstellung über die Judenverfolgung, die Verpflichtung der FDJ, den jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee zu pflegen, der Beschluss zur Restaurierung der Synagoge in der Oranienburger Straße wurden als stolze Bilanz jüdischen Lebens und der staatlichen Zuwendung an die Juden – das waren damals in der ganzen DDR noch 400 Personen – vorgeführt. Zu den philosemitischen Beteuerungen des Ministers gehörte der Hinweis, Lessings „Nathan der Weise“ stehe auf dem Spielplan der Theater der Republik und ihrer Hauptstadt.
Ein feindseliges Erbe
Weder den Austausch von Botschaftern zwischen Israel und der DDR noch den Staatsbesuch Honeckers in den USA verzeichnen die Geschichtsbücher. Die Existenz der DDR als Staat endete im Oktober 1990. Zu ihrem Erbe gehören ein feindseliges Israelbild und die Definition des Zionismus als Kampfbegriff, der dem Staat Israel die Legitimation abspricht und Antisemiten wie dem AfD-Politiker Gedeon und Konsorten als Ventil für Ressentiments dient, die angeblich aber nicht „den Juden“ gelten sondern „nur den Zionisten“, nicht dem Judentum, sondern dem Staat Israel. Ohne Differenzierung und Definition verbirgt sich hinter solcher Israelkritik der gewöhnliche Antisemitismus im aufbegehrenden Gestus „man werde doch noch feststellen dürfen, dass…“. Und auf Vorhalt heißt es beleidigt, man dürfe offensichtlich nichts Kritisches über Israel äußern. Das eine, die Tarnung von Antisemitismus als Antizionismus, ist infam, das andere, die Behauptung, Israel zu kritisieren sei verboten, ist falsch.
Konrad Weiss, der als Parlamentarier kurz vor dem Ende der DDR die „Gemeinsame Erklärung der Volkskammer“ als Bekenntnis der Schuld gegenüber den Juden anregte und verfasste, schrieb im Sommer 1995 in der deutsch-jüdischen New Yorker Zeitschrift Aufbau über „Die DDR und Israel“, der Stalinismus in der DDR habe wirklichen Antifaschismus unmöglich gemacht. Das sei nirgendwo so deutlich geworden wie an der Feindschaft zu Israel:
„Deutsche haben nach Auschwitz wiederum Juden verfolgt und aus dem Land getrieben, haben sich mit den blutigen Feinden Israels solidarisiert und ihren Kampf gegen die Überlebenden der Shoah mit Geld und Waffen unterstützt. Das ist ein furchtbares Kapitel in vierzig Jahren DDR.“
Man muss das aus der Erfahrung des Autors genährte vernichtende emotionale Urteil des Bürgerrechtlers nicht teilen, aber die Fakten sind so eindeutig wie nachhaltig wirkungsvoll:
„1967, mit dem Sechs-Tage-Krieg, begann eine neue Hetzkampagne. Die SED erklärte Israel zum ‚Internationalen Rechtsbrecher‘ und ‚Aggressorstaat‘. Die Medien beschmutzten und verleumdeten Israel, wo immer es ging. Da war von ‚Bonns Blutschuld im Nahen Osten‘ zu lesen, denn Westdeutschland habe ‚einen Strom von Waffen und Munition nach Israel gepumpt‘, und so sähe die westdeutsche Wiedergutmachung aus.“
Ein Kristallisationspunkt für das Israelbild der DDR war die Wiedergutmachungsproblematik im Wettbewerb der antagonistischen Staaten Bundesrepublik und DDR, festgemacht am Luxemburger Abkommen von 1952. Einen anderen bildete das Verhältnis Israels zu seinen Nachbarn, wahrgenommen im Osten als „Aggression“ in der Suezkrise 1956, im Sechstagekrieg 1967 und dann durchgehend. Damit im Zusammenhang steht das ideologische Verdikt über den Zionismus, denunziert als kapitalistische, imperialistische und rassistische Bedrohung des Friedens in der Region. Den Juden wurde nicht nur mangelndes Klassenbewusstsein zum Vorwurf gemacht, sondern auf der Grundlage tradierter Stereotypen über den vermuteten besonders ausgeprägten jüdischen Geschäftssinn waren sie die „Kapitalisten“ schlechthin, also Feinde. Die von den DDR-Bürgern geforderte bedingungslose Parteinahme für die arabische Seite bei gleichzeitiger Verdammung Israels als Schurkenstaat war nach Jahrzehnten der Indoktrination nicht einfach aufzulösen oder durch einen differenzierten Blick zu ersetzen. An „richtig“ oder „falsch“ gewöhnt und dazu erzogen, das Richtige zu tun und zu denken, haftete das Feindbild lange in den Köpfen (das gilt nicht nur für Bürger der einstigen DDR, hier ist aber deren Blick von Interesse
Das östliche Feindbild Israel korrespondierte mit solidarischen Emotionen im Westen angesichts palästinensischem Leid und berechtigter Kritik an Entscheidungen und Handlungen der israelischen Regierung wie der De-facto-Verweigerung einer Zwei-Staaten-Lösung. Die Legende, die Bundesrepublik zahle an Israel Reparationen in Form von Waffen, verstärkte das in der DDR generierte, absolute Feindbild Israel. Die Skepsis westlicher Bürger und der Wunsch nach Frieden verbinden sich mit den von der DDR-Propaganda genährten Sorgen über die israelische Militärmacht, die bis zu Verschwörungsphantasien reichen.
Natürlich sind die Ursachen für die Sympathieverluste Israels in den Jahrzehnten der Intifada nicht samt und sonders in der DDR zu finden, aber verstärkende und bestätigende Wirkung auf verbreitete Ressentiments hat das von der SED verordnete Weltbild über das Ende der DDR hinaus.
Zitierweise: Wolfgang Benz, Das Israelbild der DDR und dessen Folgen, in: Deutschland Archiv, 18.4.2017, Link: www.bpb.de/246359