DA: Was war die wichtigste Erkenntnis, die Sie auf der Deutschlandforschertagung gewonnen haben?
Prof. Dr. Heiner Timmermann: Die wichtigste Erkenntnis war wohl das hohe Interesse an der Tagung aus dem In- und Ausland, und zwar von "gestandenen" Wissenschaftlern als auch von Nachwuchswissenschaftlern. Aufgrund des Call for Papers gingen 50 Referatsangebote ein, in denen neue Forschungsergebnisse vorgestellt wurden.
DA: Hat die (überwundene) Teilung Deutschlands noch eine Relevanz für die nachfolgenden Generationen oder wird die DDR rückblickend nur eine Fußnote der Geschichte bleiben?
Prof. Dr. Heiner Timmermann: Die noch vorhandenen Unterschiede in Gesellschaft und Politik sind eine zu vernachlässigende Größe, mental werden sie noch andauern. Die "Fußnote in der Geschichte" ist zu plakativ und wird der Geschichte und der DDR mit ihren heftigen Menschenrechtsverletzungen und der Zerstörung von Biografien nicht gerecht.
DA: Wie muss DDR-Geschichte im Sinne der politischen Bildung vermittelt werden, um die Nach-Wende-Generation zu erreichen?
Prof. Dr. Heiner Timmermann: Wir wollten eine Deutschlandforschertagung, keine DDR-Forschertagung durchführen. Das ist nicht immer gelungen. Es müssten innerdeutsche und internationale Themen im Zusammenhang mit beiden Staaten in Deutschland in den Vordergrund gerückt werden. Das Thema wird mehr und mehr Geschichte, sodass die Geschichtsdidaktiker besonders gefragt sind.
DA: In seinem Einführungsvortrag hat Christoph Kleßmann gefordert, die Geschichte der beiden deutschen Staaten nicht unabhängig voneinander zu betrachten. Warum brauchen wir eine solche integrierte deutsche Nachkriegsgeschichte?
Prof. Dr. Heiner Timmermann: Es ist eine schwierige Gratwanderung. So wie es im 19. Jahrhundert deutsche Geschichten (zumindest bis 1871), keine deutsche Geschichte, gegeben hat, so gibt es von 1949-1990 zwei deutsche Geschichten, aus der man nicht eine machen kann. Es gab ein Beziehungsgeflecht, mal eng, mal großmaschig.