Sammelrezension zu:
Ulrich Schröter, Harald Schultze (Hg.): Im Schatten des Domes. Theologische Ausbildung in Naumburg 1949–1993, Leipzig: Ev. Verlagsanstalt 2012, 350 S., € 28,–, ISBN: 9783374030484.
Werner Braune: Abseits der Protokollstrecke. Erinnerungen eines Pfarrers an die DDR, Berlin: Wichern 2009, 224 S., € 19,80, ISBN: 9783889812667.
Ingrid Jander: Politische Verfolgung in Brandenburg 1949 bis 1953. Der Kampf gegen die Ost-CDU, Bauern und Kirchen im Spiegel der Akten von SED und Staatssicherheit (Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte; 59), Düsseldorf: Droste 2012, 628 S., € 49,–, ISBN: 9783770019106.
Im Schatten des Domes
"Im Schatten des Domes", nota bene des Naumburger Domes, befand sich während der DDR-Zeit das Katechetische Oberseminar (KOS). 1949 in Wittenberg gegründet, war es in Naumburg von 1952 bis zu seiner Auflösung im Jahre 1993 in den Räumen einer ehemaligen Domkurie untergebracht. Diese Kurie mit der romanischen Ägidienkapelle war ein wirklich angemessenes Domizil für die neugeschaffene Ausbildungsstätte. Ulrich Schröter, anscheinend der Spiritus rector des Publikationsunternehmens über das KOS, kommt regelrecht ins Schwärmen: "Tritt man aus der Tür, steht der Dom vor Augen. In Domnähe aber studiert es sich anders." Das Jahrhunderte alte Gebäude mit seinen berühmten Kunstschätzen weise "auf eine Kontinuität christlichen Lebens hin, die über ein Studiensemester und über mögliche Probleme während des Studiums weit hinausgeht". (227)
Damit ist der Haupttitel des Buches erklärt. Erklärungsbedürftig ist auch der Name der Institution, um die es hier geht. Das KOS sollte Katecheten für die Oberschulen in der DDR ausbilden, wobei der Schwerpunkt – neben der Theologie – natürlich auf der Pädagogik lag. Sehr bald entwickelte sich jedoch das Oberseminar zu einer Einrichtung, die vom Studium der Theologie mit dem Berufsziel Pfarrer bestimmt wurde. Das heißt: Das Naumburger KOS war faktisch eine Kirchliche Hochschule – ebenso wie das Evangelische Sprachenkonvikt in Ost-Berlin und das Theologische Seminar, das ehemalige Missionshaus, in Leipzig; aber die Kirchenleitungen vermieden wohlweislich die Bezeichnung "Hochschule". Auch die katholische Kirche benutzte für ihre Pfarrerausbildungsstätte in Erfurt einen tiefstapelnden Namen: "Philosophisch-theologisches Studium".
Selbstverständlich interessierte man sich staatlicherseits für diese im Grunde illegalen Hochschulen. Die Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen wusste Bescheid, doch wurde 1984 selbstkritisch festgestellt, dass die Pläne zur politischen Einflussnahme nicht den gewünschten Erfolg gehabt hatten. (225) Es war nicht gelungen, die kirchlichen Hochschulen in der Bedeutungslosigkeit verschwinden zu lassen; vielmehr erfreuten sich diese wachsender Anerkennung nicht nur in der Bundesrepublik, sondern auch im Ausland.
Wichtig für das Naumburger Oberseminar war nicht zuletzt der auf regionaler und lokaler Ebene agierende Staatsapparat. Dabei handelte es sich vor allem um Überwachung und Einflussnahme. Dazu gehörte die überfallartige Bücherrevision im Sommer 1958, eine Aktion, von der allerdings nicht nur das KOS betroffen war. Es gab aber auch die praktisch unumgänglichen Kontakte, bei denen beide Seiten ernsthaft um vernünftige Lösungen bemüht waren. Das Buch widmet diesem Thema ein ganzes Unterkapitel, in dem auch auf die Rolle des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) eingegangen wird. Natürlich rechnete man im Oberseminar damit, dass man ausgespäht wurde. Dass aber ausgerechnet der neue Verwaltungsleiter 1978 als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) eingeschleust wurde, war wohl nicht erwartet worden.
Kernstück des Buches ist das Kapitel über die Geschichte der "Hochschule im Wandel der Jahrzehnte". Nicht ganz verständlich ist, warum ein kleines Kapitel ("Das Projekt im Wandel") vorangestellt ist. Wiederholungen – nicht nur in der Überschrift – sind dann unvermeidlich, zumal wenn der Verfasser ein anderer ist. Auch das Hauptkapitel und die anderen Kapitel sind von verschiedenen Autoren geschrieben. Bei den – insgesamt 33! – Autoren handelt es sich übrigens fast ausschließlich um ehemalige Studenten, Assistenten und Dozenten des KOS. Es ist also viel Insiderwissen versammelt. Das ist auch notwendig, denn die Lebenswirklichkeit wird nun einmal von Archivalien nur unzureichend abgebildet. Die Herausgeber danken vor allem dem Archiv der Kirchenprovinz Sachsen, dem Bundesarchiv und der Magdeburger Außenstelle des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen.
Die Schwerpunktverlagerung von der Katechetik zur Theologie, von der schon die Rede war, wurde befördert, als 1952 die Landeskirche, die Kirchenprovinz Sachsen, "ihre" Theologiestudenten von den westdeutschen Universitäten zurückrief, damit sie im Bereich ihrer Heimatkirche ihr Studium beendeten und das erste Examen ablegten. Dafür kam nur das Oberseminar in Naumburg in Betracht. Merkwürdigerweise wird die Sonderreifeprüfung nicht erwähnt, die im Juni 1953 – schnell improvisiert – am Oberseminar für Schüler abgehalten wurde, die wegen ihres Engagements in den Jungen Gemeinden nicht zum Abitur zugelassen worden waren. Schließlich gehört die Organisierung eines Notabiturs nach dem Volksaufstand in der DDR – es musste ja auch für Unterkunft und Verpflegung gesorgt werden – nicht zu den Routineaktivitäten einer akademischen Lehranstalt. Später – ab 1961 – gab es "Sonderreifeprüfungen, die solchen Bewerbern den Zugang zum Theologiestudium eröffneten, die unter den DDR-Bedingungen keinen anderen Weg zur Erlangung der Hochschulreife fanden". (51f)
Bei der Gründung des KOS muss die Kirchenprovinz Sachsen über so etwas wie eine wissenschaftliche "Kaderreserve" verfügt haben. Plötzlich waren Dozenten da: Pfarrer mit Doktor-Titel bzw. dem damals schon altmodischen Lizentiaten (Lic. theol.) oder überhaupt Leute mit wissenschaftlichen Ambitionen. Außerdem gab es veritable Universitätsprofessoren, die der SED-Staat nicht mehr haben wollte. Doch die Nachwuchsfrage bereitete den Verantwortlichen Sorgen. Da eine Hochschule, die keine sein durfte, nicht berechtigt ist, Promotionen und Habilitationen durchzuführen, wurden "Qualifikationsprüfungen" eingeführt, und zwar in zwei Stufen: Einmal sollte die "Befähigung zur theologisch-wissenschaftlichen Forschung" nachgewiesen werden und zum anderen die "Befähigung zur theologisch-wissenschaftlichen Lehrfähigkeit". Zur Theologischen Fakultät (später Sektion) im nahen Halle hatte das Naumburger Oberseminar das engste Verhältnis, obwohl an den ähnlich nahe gelegenen Universitäten in Leipzig und Jena ebenfalls theologische Fakultäten existierten. Eine Rolle spielte sicher, dass Halle wie Naumburg in der Kirchenprovinz Sachsen liegt. Es waren nicht immer spannungsfreie, aber im Großen und Ganzen gute Beziehungen.
Bemerkenswert ist, dass in dieser Veröffentlichung über die Naumburger Hochschule auch auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen eingegangen wird. Im letzten Kapitel werden Beiträge über Gebäude, Wohnverhältnisse und die Küche des Oberseminars zusammengefasst, also sehr alltägliche, aber lebensnotwendige Dinge, die übrigens – was die Küche betraf – auch die Mitwirkung der Studierenden erforderte. Ein weiteres Unterkapitel hat die Bibliothek zum Gegenstand, und schließlich geht's ums liebe Geld (Haushalt, Betriebsmittel, Patenschaft).
Das Buch enthält eine Sammlung von 13 Dokumenten (Beschlüsse, Verlautbarungen, Statuten, Vorlesungsverzeichnisse, Berichte, Thesen und anderes). Im Übrigen ist an wissenschaftlichem Zubehör alles vorhanden, was man von einer solchen Publikation erwarten kann: Abkürzungsverzeichnis, Quellen- und Literaturverzeichnis, biografische Daten der hauptamtlichen Dozenten, eine Übersicht über die Rektoren, Gastdozenten, Repetenten und Assistenten, Studieninspektorinnen bzw. -inspektoren, die Verwaltungsangestellten und Bibliothekare, außerdem ein Personenregister und ein Autorenverzeichnis. Interesse findet sicherlich auch die Sammlung von Fotos in der Buchmitte.
Alles in allem: ein wichtiger Beitrag, der eine Forschungslücke zur kirchlichen Zeitgeschichte der DDR füllt.
Abseits der Protokollstrecke
Werner Braune: Abseits der Protokollstrecke (© Wichern)
Werner Braune: Abseits der Protokollstrecke (© Wichern)
Auch in dem Buch von Werner Braune geht es um das Verhältnis von Staat und Kirche, genauer: der evangelischen Kirchen in der DDR. Man kann auch sagen: Es geht um die Selbstbehauptung der Kirche unter einem atheistischen Regime. "Abseits der Protokollstrecke" – der Buchtitel spielt auf die Klement-Gottwald-Allee, wie sie damals hieß, in Berlin-Weißensee an. Diese Straße war ein Abschnitt der Strecke, auf der sich morgens und abends die in Wandlitz wohnenden Partei- und Staatsfunktionäre in schwedischen Limousinen bei ausgeschalteten Ampeln und von Polizisten handgeregeltem Verkehr zum Dienst bzw. nach Hause fahren ließen.
Dieses spätfeudale Zeremoniell kennt Werner Braune aus eigener Anschauung sehr gut: Er war von 1979 bis zu seinem Ruhestand im Jahre 2001 Direktor der evangelischen Stephanus-Stiftung in Berlin-Weißensee. Die "Erinnerungen eines Pfarrers an die DDR" – so der Untertitel seines Buches – sind unberührt von DDR-Nostalgie; das ist schließlich nicht selbstverständlich. Braune schildert ungeschönt die Repressionen, denen er als Gemeindepfarrer, als Landespfarrer und eben als Leiter der Stephanus-Stiftung ausgesetzt war.
Die meist unliebsamen Kontakte zum Staat und insbesondere zur Stasi nahmen offensichtlich im Laufe der Zeit zu, was wohl nicht zuletzt mit dem Amt zusammenhing, das Braune als Direktor dieser großen Anstalt innehatte – ein Amt, dem in der geteilten Stadt eine besondere Bedeutung zukam. Werner Braune, Jahrgang 1936, ist in Lobetal geboren und aufgewachsen – dort, wo Erich und Margot Honecker 1990 nach langem Hin und Her eine vorläufige Zuflucht finden sollten. An der Lösung dieser heiklen Quartierfrage war auch Braune beteiligt.
Die ersten Einsatzorte eines jungen Pfarrers pflegen nicht die komfortabelsten zu sein. Das gilt vor allem dann, wenn sich die – zugewiesene – Pfarrstelle im Grenzgebiet befand, in Niederneuendorf bei Hennigsdorf. Als bald nach dem Einzug das Sperrgebiet eingerichtet wurde (Juni 1963), ergab es sich, dass das über den Hof zu erreichende Klo im Sperrgebiet lag.
Braune berichtet immer wieder von heute kaum noch vorstellbaren Schwierigkeiten bei der Gewinnung von Handwerkern und bei der Beschaffung von Baumaterial. Häufig gelang es, auf Umwegen, manchmal auf unerlaubten Wegen zum Ziel zu kommen. Kennzeichnend ist die Redensart aus dem DDR-Alltag: "Initiative ist Disziplinlosigkeit mit positivem Ausgang" (159). Erstaunlich ist der Einfallsreichtum, der von den Beteiligten dabei entwickelt wurde. Die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen vollzog sich im Allgemeinen in sachlichen Formen, aber es gab eben keine Rechtssicherheit. Braune war stets darauf bedacht, Außenstehende einzuladen und auf die Probleme seiner Anstalt aufmerksam zu machen.
Der Autor, der zusammen mit seiner Frau ständig bespitzelt wurde, hat kein Verständnis für den Satz: "Es war nicht alles schlecht in der DDR". Das sei wohl "eine der unbedarftesten Aussagen" und werde weder "durch die häufige Wiederholung noch durch Beispielfütterung" richtig. (208)
Politische Verfolgung in Brandenburg 1949 bis 1953
Ingrid Jander: Politische Verfolgung in Brandenburg 1949 bis 1953 (© Droste)
Ingrid Jander: Politische Verfolgung in Brandenburg 1949 bis 1953 (© Droste)
Kein Sammelband, kein Erinnerungsbuch, sondern eine Monografie, begrenzt auf das Land Brandenburg und beschränkt auf die Frühzeit der DDR – das ist die hier vorzustellende Abhandlung von Ingrid Jander, eine mit Akribie geschriebene Dissertation, die im Wintersemester 2008/09 vom Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin angenommen wurde. Das Buch gliedert sich in drei Teile, von denen der weitaus größte jener ist, der den "Kampf gegen die Ost-CDU" zum Gegenstand hat. Die Autorin schildert sehr detailliert den "Klassenkampf", mit dem der SED-Apparat im Verein mit der Landesregierung und dem Staatssicherheitsdienst die Ost-CDU gefügig machen wollte. Dieser Kampf sollte nicht primär mit polizeilichen Mitteln geführt werden, aber er wurde sehr rigoros geführt, flächendeckend, "bis ins letzte Dorf" (347), wie Jander mit ihrem gründlichen Aktenstudium zu den einzelnen Landkreisen zeigt. Neben strafrechtlichen Maßnahmen gehörten zu den typischen Methoden alle möglichen Varianten der Einschüchterung oppositioneller oder unangepasster CDU-Mitglieder, der Diffamierung, Nötigung, Drohung, Überwachung durch das MfS usw.
Im Oktober 1950 war die alte Führungsschicht der CDU auch auf den unteren Ebenen fast gänzlich durch kooperationswillige Funktionäre ersetzt worden. Ziel und Endpunkt dieser Kampagne war der 15. Oktober 1950, an dem Volkskammerwahlen stattfanden, die an sich zum Zeitpunkt der DDR-Gründung ein Jahr vorher fällig gewesen wären. Tatsächlich war die CDU bis dahin weitgehend gleichgeschaltet worden, auch wenn es noch an der Basis Widerstand gegen den prokommunistischen Kurs der Parteiführung gab. Dass der Parteiapparat der SED mit solcher Energie gerade gegen die CDU vorging, ist aus deren Sicht wohlbegründet: Die Christdemokraten traten "bedeutend aktiver in Erscheinung" als die Liberaldemokraten (65), sie waren – jedenfalls in Brandenburg – die größere Partei und verfügten außerdem wegen ihrer Verankerung im christlichen Milieu über den größeren gesellschaftlichen Einfluss". (95) Bekanntlich blieb es bei der Existenz von CDU und LDP(D), die Fassade eines Mehrparteiensystems sollte aufrecht erhalten werden. Die Autorin vermutet, dass hierbei gesamtdeutsche Erwägungen Stalins eine Rolle gespielt hätten (352), was nicht ausschließt, dass auch die DDR-Führung Interesse am Fortbestand der CDU hatte, die ja als "Transmissionsriemen" zu den Kirchen und dem – damals noch sehr großen – christlichen Bevölkerungsteil nützlich sein konnte.
Den "Kampf gegen Bauern und Kirchen" (Teil B von Janders Abhandlung) gemeinsam zu behandeln liegt insofern nahe, als die Kirchen – wohl schon wegen der Größenverhältnisse vor allem die evangelische Kirche – sich für bedrängte Bauern einsetzten, indem sie sich kritisch zur Kollektivierung der Landwirtschaft äußerten, Tagungen für Bauern organisierten und Sprechstunden abhielten. Nicht von ungefähr gab es in dieser Zeit dienstlich angeordnete Gottesdienstbesuche von Leuten, die sonst nicht in die Kirche gingen. Dies belegen zahlreiche Predigtmitschriften der von SED, Volkspolizei und MfS eingesetzten Beobachter. (449) Es überrascht nicht, dass besonders intensiv die – besonders gut besuchten – Weihnachtsgottesdienste überwacht wurden.
Die SED versuchte, auch Einfluss auf die Besetzung leitender Kirchenämter zu nehmen. Als Beispiel wird der Seelower Superintendent angeführt, der 1950 veranlasst werden sollte, sein Amt aufzugeben. (419f) Aber auch mit der Forderung, den Sitz der Berlin-Brandenburgischen Kirchenleitung von West-Berlin in die Stadt Brandenburg zu verlegen (1950/51), hatte die SED keinen Erfolg. Natürlich sollte nicht zuletzt der bei der politischen Führung unbeliebte Bischof Otto Dibelius isoliert werden. Auch auf die Wahl und die Arbeit der evangelischen Gemeindekirchenräte wollte die SED einwirken, insbesondere war man bestrebt, "Fortschrittliche" einzuschleusen. Das blieb ab 1954 "Teil einer systematisch betriebenen" Kirchenpolitik der SED. (456)
Leider unterlässt Ingrid Jander eine Bewertung der Kirchenpolitik für den Untersuchungszeitraum. Vom Kirchenkampf in den 50er-Jahren war in besonderer Weise die Jugendarbeit der Kirchen betroffen. Die Autorin behandelt die Verfolgung der Jungen Gemeinden ausführlich am Beispiel des Bezirkes Potsdam. Verdienstvoll ist, dass die Verfasserin ein Unterkapitel der Bahnhofsmission widmet – einem Thema, dem in der zeithistorischen Literatur relativ wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Im Teil C ("Die Konfrontation mit den bürgerlichen Parteien, Bauern und Kirchen im Vergleich") versucht Jander eine Summe ihrer Arbeit zu ziehen, indem sie die Rolle der Anfang der 50er-Jahre keineswegs geschlossen auftretenden Täter und der verschiedenartigen Opfergruppen erörtert. Für den Vergleich bieten sich vor allem die Methoden der Gleichschaltung an, wobei sich die Wahl der Mittel vornehmlich nach der jeweiligen Opfergruppe richtete.
Im Anhang sind neun Dokumente abgedruckt: Berichte über sogenannte Aktionen zur Einschüchterung oppositioneller Kräfte, Pläne und Anweisungen zur Durchführung solcher "Aktionen", Sitzungsprotokolle und Ähnliches. Das Buch verfügt natürlich über ein umfassendes Quellen- und Literaturverzeichnis, ein Abkürzungsverzeichnis, ein Personen- sowie ein Ortsregister und ein Sachregister – beides nicht selbstverständlich, aber sicherlich vom Leser durchaus begrüßt.
Der vorherrschende Eindruck ist, wenn man das Buch beiseite legt, das immense Archivmaterial, das Ingrid Jander verarbeitet hat. Bei aller Anerkennung dieser enormen Arbeitsleistung mag die Frage erlaubt sein, ob die minuziöse Darstellung auch immer einen zusätzlichen Erkenntnisgewinn bringt.