Trotz der Gründung beider deutscher Staaten, trotz des Kalten Krieges in seinen mal mehr, mal weniger heißen Phasen und trotz des kaum überwindbaren Eisernen Vorhangs verbanden beide Blöcke über den gesamten Zeitraum der Systemauseinandersetzung hinweg auch integrative Austausch- und Wechselbeziehungen miteinander. Christoph Kleßmann hatte diese in Bezug auf die DDR und die BRD bereits vor 30 Jahren auf den Begriff der "asymmetrisch verflochtenen Parallelgeschichten" gebracht. Diese Verflechtungen können auch als "Löcher in der Mauer" betrachtet werden.
Im vorliegenden Beitrag werden diese Löcher, ausgehend vom linken Buchhandel für die 1970er-Jahre, zunächst von der westdeutschen Seite betrachtet. Anders als es vielleicht zu vermuten ist, gab es auch hier feste Verbindungen. Einer einführenden Skizze des linken Buchhandels Westdeutschlands für die 1970er-Jahre folgt in einem Dreischritt der Versuch, sich der im Titel gestellten Frage differenziert anzunähern. Der Perspektivwechsel am Ende ergibt eine zusätzliche Überlegung zum wechselvollen Verhältnis zwischen den politischen Linken Ost und den politischen Linken West seit 1967/68.
Linker Buchhandel – der VLB
Beim linken Buchhandel der 1970er-Jahre handelte es sich um ein politisch-literarisches Feld von etwa 150 – 200 Verlagen, Vertrieben, Buchläden und Druckereien, von Projekten, die fest im linksalternativen Milieu
Der VLB gründete sich im Anschluss an die Frankfurter Buchmesse 1970. Sollte es beim ersten Treffen zunächst nur um konkrete Absprachen und die Koordination zwischen verschiedenen Raubdruckproduzenten gehen, so entwickelte sich in nur wenigen Monaten ein Verband mit eigenem Sekretariat sowie verbindlichen Produktions- und Distributionsrichtlinien für die assoziierten Verlage, Vertriebe und den politischen Buchläden, die zur damaligen Zeit in nahezu jeder westdeutschen Stadt mit Hochschulanbindung wie Pilze aus dem Boden schossen.
Während die Einen danach in großen Teilen zu dem 1973 gegründeten Kommunistischen Bund Westdeutschlands (KBW) übergingen, errichtete die übrig gebliebene Mehrheit unter dem Namen VLB ein strukturell loses Netzwerk, das bis Ende der 1970er-Jahre bundesweit Bestand haben sollte. Auch wenn sich hierin vor allem der buchhändlerischen Selbsthilfe gewidmet wurde, gingen daraus in Abgrenzung zum "bürgerlichen Buchhandel" vielfältige Kooperationen hervor und lebte in ihm der Geist der antiautoritären Revolten fort. Insbesondere im Kampf gegen politische Zensur wurde es zu einer wichtigen Adresse für die westdeutsche radikale Linke. Wichtigste Schaltstelle in der Kommunikation untereinander war die Frankfurter Sozialistische Verlagsauslieferung (SOVA). Jenseits von Staat einerseits und von Terrorismus andererseits repräsentierten ihre Projekte Mitte der 1970er-Jahre ein breites politisches Spektrum, dessen kleinster gemeinsamer Nenner eine antistalinistische Grundhaltung gewesen ist. Zu den bekanntesten Verlagen des VLB zählten: Neue Kritik, VSA, Karin Kramer, Wagenbach, Olle & Wolter, Nautilus, Politladen Erlangen, Trikont, Frauenoffensive, Rotbuch, Merve, Association und nicht zuletzt der Frankfurter Verlag Roter Stern, gegründet durch den früheren SDS-Vorsitzenden Karl Dietrich "KD" Wolff. Ihr Pluralismus schlug sich auch in der Sortimentgestaltung der assoziierten Buchläden wieder. Nachdem die unmittelbaren Revolutionshoffnungen verflogen waren, verstanden sie sich Mitte der 1970er-Jahre als parteiunabhängige Literaturdienstleister für die verschiedenen sozialen und politischen Bewegungen. Aus Agitationszentralen hatten sie sich zu fest installierten Kommunikationsorten und Nachrichtenbörsen innerhalb des linksalternativen Milieus Westdeutschlands entwickelt.
Viele der Gründerinnen und Gründer dieser Buchhandelsunternehmen einte neben ihrer vergleichsweise undogmatischen Haltung innerhalb des Spektrums der radikalen Linken, Kinder der BRD zu sein und damit in der Breite auch das Phänomen, dass ihnen Rom vertrauter war als Dresden und ihnen Che Guevaras Guerilla-Zug durch die Wälder Boliviens Ende der 1960er-Jahre näher lag als ein reformkommunistisches Frühlingserwachen in Prag, welches zumindest für den osteuropäischen Raum ein neues Kettenkarussell aus Hoffnung und Enttäuschung in Bewegung setzte. Weder mit der als grau wahrgenommenen Wirklichkeit in der DDR wollten sie etwas anfangen, noch konnten sie als Neue Linke dem sowjetischen Kommunismusmodell etwas abgewinnen. Gerd Koenen meinte in Bezug auf diese, seine Generation, die DDR sei zu "einem weißen Fleck auf der Netzhaut ihres Weltbildes" geworden: "Was wirklich dort vor sich ging, ob in der DDR oder in China, wollten wir möglichst nicht so genau wissen."
Rudi Dutschke, der sich 1968, kurz vor dem Attentat auf ihn, in Prag mit tschechischen Studenten traf, und die Gruppen des im Dezember 1973 gegründeten Sozialistischen Osteuropakomitees (SOK) seien hier stellvertretend genannt. Mit dem SOK war die Absicht verbunden, "sich speziell um die verfolgte Linke in den Staaten des 'real existierenden Sozialismus' zu kümmern – über sie zu informieren, ihnen eine Publikationsmöglichkeit in der BRD anzubieten."
Ein erster Blick: Was sagen die Zahlen?
Für eine erste Antwort muss der Blick sofort auf die im Volksmund "Blaue Bände" genannten Marx-Engels-Werke (MEW) fallen. Von diesem Exportschlager der DDR konnten in der Renaissance des Marxismus an den westdeutschen Hochschulen linke Buchhandlungen jährlich mühelos Hunderte Exemplare absetzen. Einer Fieberkurve gleich stiegen die Produktionsziffern der MEW von 1968/69 über Nacht steil nach oben. Die erhöhte Temperatur hielt in diesem Fall ein volles Rotes Jahrzehnt lang an: Von 1968/69 bis 1979 druckte der Dietz Verlag in Ost-Berlin fast ebenso viele Exemplare von "Das Kapital" (305.800) wie in den 21 Jahren zuvor (311.000).
In Quellen und Dokumenten zum VLB findet sich für diese Zeit der Versuch einer direkten Kontaktaufnahme zu westdeutschen DDR-Verlagsauslieferungen und -Kommissionären. Das damalige Sekretariat des Verbandes wollte mit ihnen (Brückenverlag, Werbe- und Literatur-Vertriebs GmbH, Röderbergverlag und anderen) über Rabatte und Lieferbedingungen verhandeln. (Die dazu vom Sekretariat erhobenen Daten über den tatsächlichen Umsatz von DDR-Literatur in den VLB-Läden haben sich nicht erhalten. Einer in der Abteilung Verkehr beim Zentralkomitee der SED hinterlegten Notiz ist zu entnehmen, dass er 1972 bei etwa 500.000 DM gelegen habe.
Mitte der 1970er-Jahre hatte sich in den meisten Städten ein einander ignorierendes Nebeneinander von DKP-kontrollierten und VLB-orientierten Buchläden entwickelt. Ein überparteilich gestaltetes Marburger AStA-Erstsemesterinfo empfahl schon 1972 präferenzlos sowohl den "Roten Buchladen" als auch den "Wissen und Fortschritt"-Buchladen der DKP für die Lektürewünsche der Studierenden.
Die Zahlen sprechen für sich: Bei den Verbindungen des linken Buchhandels zur DDR handelte es sich eindeutig um eine Marginalie, sieht man einmal von den Exportschlagern der Blauen Bände ab. Doch selbst diese konnten sich Bundesbürgerinnen und Bundesbürger in den 1970er-Jahren so problemlos wie billig direkt aus der DDR mitbringen lassen.
Ein zweiter Blick: Väter und Söhne
Wird nun ein zweiter Blick direkt auf die Programme der linken "Gesinnungsverlage"
Klaus Wagenbach hatte seinen Verlag nach dem Bau der Berliner Mauer gezielt auch zur Förderung des deutsch-deutschen Literaturaustauschs begründet. Seine West-Ost-Projekte sind vergleichsweise breit rezipiert.
Von Autoren aus der DDR erschienen bei Rotbuch in den 1970er-Jahren Stücke und Gedichte von Karl Mickel und Schriften von Paul Gratzik, dessen schroffes Portrait im Film "Vaterlandsverräter" jüngst für die Kinos gezeichnet wurde. Vom Dramatiker Heiner Müller, der in den 1970er-Jahren allenfalls als Geheimtipp gehandelt wurde, veröffentlichte Rotbuch in Zusammenarbeit mit dem westdeutschen Verlag der Autoren und dem ostdeutschen Henschel Verlag "Gesammelte Schriften", zum Teil unter Umgehung des DDR-Büros für Urheberrechte.
Thomas Brasch, "Vor den Vätern sterben die Söhne": Statt eines Klappentextes setzte der Rotbuch Verlag erstmals ein Foto des Autors mit biografischen Angaben auf die Rückseite eines seiner Titel (© Rotbuch Verlag)
Thomas Brasch, "Vor den Vätern sterben die Söhne": Statt eines Klappentextes setzte der Rotbuch Verlag erstmals ein Foto des Autors mit biografischen Angaben auf die Rückseite eines seiner Titel (© Rotbuch Verlag)
Zu den herausragenden literarischen Rotbüchern aus dieser Reihe gehörte Thomas Braschs Prosasammlung "Vor den Vätern sterben die Söhne". Sein Erstlingswerk blieb das einzige Buch, das er bei Rotbuch veröffentlichen sollte.
Thomas Brasch war 1945 in eine Familie des kommunistischen Hochadels hinein geboren worden. Sein Vater, Horst Brasch, stieg nach seiner Remigration aus Großbritannien in der DDR zum stellvertretenden Kulturminister auf. Thomas jedoch geriet – wie so viele Kinder der Nomenklatura – schon früh in Konflikt mit den Organen des Staates. Bereits vom Studium der Journalistik wegen "Verunglimpfung führender Persönlichkeiten der DDR" und "existenzialistischer Anschauungen" relegiert, wurde er 1968 nach seinem Protest gegen den Einmarsch der Staaten des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei wegen "staatsfeindlicher Hetze" zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Neben Arbeiten, in denen er sich unter anderem in der "Produktion bewähren" durfte, war er ab 1972 als freischaffender Schriftsteller tätig.
Durch einen befreundeten westdeutschen Journalisten wurde das Manuskript über die Grenze geschmuggelt. Der Verlag versprach, den Text 1977 zu veröffentlichen, sah sich aber durch eine unvorhergesehene Dynamik der Ereignisse gezwungen, ihn doch früher und außerhalb des turnusmäßigen Wechsels vom Herbst- zum Frühjahrsprogramm auf den Markt zu bringen. Denn auch Brasch hatte seine Unterschrift unter eine Protestresolution gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns gesetzt. Seine berufliche Perspektive in der DDR schien nun vollends verbaut. Selbst der zuvor schon Bedenken tragende Rostocker Hinstorff Verlag war nicht mehr in der Lage, seine Texte zu veröffentlichen.
Thomas Brasch und Katharina Thalbach nach ihrer Ausreise aus der DDR bei der Ankunft auf dem Stuttgarter Flughafen, 14. Dezember 1976 (© picture-alliance, Dick)
Thomas Brasch und Katharina Thalbach nach ihrer Ausreise aus der DDR bei der Ankunft auf dem Stuttgarter Flughafen, 14. Dezember 1976 (© picture-alliance, Dick)
Im Dezember 1976 reiste Brasch zusammen mit seiner Lebensgefährtin Katharina Thalbach und ihrer Tochter Anna aus der DDR aus.
Die 8.000 Exemplare von "Vor den Vätern sterben die Söhne" erschienen zum Jahreswechsel 1977 und waren im Handumdrehen vergriffen. Innerhalb der nächsten zwölf Wochen wurde die Auflage des Buches jeden Monat erhöht. Es erhielt während dieser Zeit über 70 Rezensionen. Für das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" wurde ein Hintergrundgespräch arrangiert. Funk und Fernsehen Westdeutschlands sendeten Interviews und aktuelle Berichte. Im Februar 1977 wählten die 27 Kritiker des SWR das Buch auf Platz 1 ihrer Bestenliste. Das ZDF strahlte am Pfingstsonntag ein Portrait des Autors aus. Schließlich bekam Brasch am 16. Mai 1977 auch den Förderpreis des Hamburger Lessing-Preises verliehen.
Mit diesen Beispielen vor Augen kann in Bezug auf den linken Buchhandel und die DDR nicht unbedingt von einer Marginalie gesprochen werden. Die Literaturproduktion linker Verlage im Westen war nicht zu vernachlässigen, wenn es darum ging, Einblicke in die DDR oder zumindest in die durch Literatur vermittelte Landschaft ihrer Opposition zu bekommen. Darüber hinaus wirkungsvoll konnte sie in diesem Zusammenhang werden, wenn sie als Tamisdat verstanden wurde, als "dort verlegt" bzw. "Dort-Verlag", um diesen eigentlich eher in Bezug auf die sowjetische Dissidenz der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gebräuchlichen Begriff zu benutzen.
Rudolf Bahro bei einer Pressekonferenz in Bonn, Oktober 1979 (© ddp/AP)
Rudolf Bahro bei einer Pressekonferenz in Bonn, Oktober 1979 (© ddp/AP)
In diese Rubrik fällt ebenso Rudolf Bahros "Die Alternative", 1977 durch die Europäische Verlagsanstalt veröffentlicht. Jene zeitgenössisch wohl bedeutendste Kritik am "real existierenden Sozialismus" erzeugte nicht nur im Westen ein gewaltiges Echo, als deren Verstärker auch Verlage aus dem Spektrum des VLB fungierten,
Dritter Blick: Ein Perspektivwechsel
Der Begriff des Tamisdat führt in einem Perspektivwechsel schließlich hin zu den ostdeutschen Leserinnen und Lesern. Nach dem schönen Bild von Mark Lehmstedt tummelten sie sich zumeist "im Dickicht hinter der Mauer".
Rainer Eckert hat sieben Wege und Quellen der Literaturbeschaffung genannt. Letztlich sei es nach seiner Einschätzung in der DDR für jede und jeden möglich gewesen, ein jedes Buch zu bekommen, "wenn auch in langen Zeiträumen" und "unter schwierigen Bedingungen".
Oppositionelle Marxisten, so wie die im Mai 1975 gegründete Gruppe um Klaus Wolfram beispielsweise, die nach konspirativen Regeln nicht konforme Texte studierte. Als Einstiegswerk in ihre Diskussionen erwies sich Leo Trotzkis erstmals 1936 veröffentlichtes Werk über die "Verratene Revolution". Die Tante Wolframs schmuggelte es unterm Rock über die Grenze. Nach knapp zwei Jahren intensiver Textarbeit befand sich die Gruppe bereits im Übergang vom "staatsfeindlichen Lesen zum staatsfeindlichen Schreiben"
In einem Interview gaben die beiden Zeithistoriker Thomas Klein und Bernd Gehrke weitere Beispiele. Beide waren sie seit den frühen 1970er-Jahren ebenfalls in verschiedenen oppositionellen Gruppen organisiert und am illegalisierten Literaturaustausch beteiligt, bis sie 1989 zu den Mitbegründern der Initiative Vereinigte Linke gehörten. Einander kennengelernt hatten sie sich am Zentralinstitut für Wirtschaftswissenschaften der Akademie der Wissenschaften der DDR, in dem sie sich unter anderem als Leser der Zeitschrift "Prokla" (Probleme des Klassenkampfs) bemerkten. Sich diesem damals führenden Diskussionsorgan der westdeutschen radikalen Linken zu widmen, konnte als Erkennungszeichen oppositioneller Grundeinstellungen fungieren. Klein gewöhnte sich in den 1970er-Jahren eine eigene Lesetechnik an. So lernte er die in der DDR überall frei zugänglichen DKP-nahen Einschätzungen über die politische Entwicklung der Ultralinken im Westen "über Bande" zu lesen. Intensiv studierte er die dort gesetzten Fußnoten und erfuhr von Büchern, die er sich für seine politisch-oppositionelle Praxis in der DDR notwendig anzuschaffen hatte.
"Das politische Buch". Der "Katalog sozialistischer Literatur" von 1972 (© Uwe Sonnenberg)
"Das politische Buch". Der "Katalog sozialistischer Literatur" von 1972 (© Uwe Sonnenberg)
Bernd Gehrke kann aus seinem Bücherregal noch heute ein Jahrzehnte lang gehütetes, fast verlagsfrisches Exemplar des "Katalogs sozialistischer Literatur" hervorziehen. Mit diesem Katalog hatte der VLB 1972 "das aktuelle Sortiment des politischen Buchhandels in der BRD und Westberlin" zusammenzutragen versucht. Zwar fiel die Herausgabe dieser Aufstellung direkt in die Spaltungsphase des Verbandes und bestach in Aufmachung und Inhalt durch den auffallend sektiererischen Charakter der westdeutschen K-Gruppen, doch boten die rund 3.000 gelisteten Titel für Gehrke und seine Gruppengenossen eine unverzichtbare Informationsquelle und Orientierungshilfe. Erhalten hatte er den Katalog von einem westdeutschen Studenten, den Theateraufführungen am Berliner Ensemble in regelmäßigen Abständen nach Ost-Berlin führten.
Miteinander verbunden waren die halb-, gegen- oder ersatzöffentlichen
In deren Bestandsliste aufgeführt sind auch Bücher, die verschiedene Lesephasen in den ostdeutschen oppositionellen Gruppen nahelegen und auf eine zeitlich oder zeitversetzt parallele Entwicklung der Diskussionsprozesse oppositioneller Gruppen aus Ost- und Westdeutschland hindeuten: von der Wiederaneignung kritischer Marxismusdiskurse über die Kontroversen der Friedensbewegung bis hin zur Entdeckung neuer Umwelt- und Naturschutzgedanken. Sie können als Indiz für das Entstehen verschiedener Neuer Sozialer Bewegungen auch im oppositionellen Milieu der DDR gelten. In Standardwerken zur Opposition in der DDR ist bereits die Rede von ihnen
Als Fazit der hier unternommenen Blicke durch das "Loch in der Mauer" hindurch kann für die 1970er-Jahre festgehalten werden: Indem er die oppositionellen Gesprächskreise der DDR mit immer neuem Lesestoff belieferte, half der Buchhandel des VLB zugleich mit, die geschlossene Gesellschaft der DDR einen Türspalt weit offen zu halten. Was wie eine Marginalie in der Geschichte des deutschen Buchhandels erscheint und in Bezug auf spezifische Einblicke in die literarische Landschaft der DDR als nicht unwichtig einzuschätzen war, erweist sich heute, 51 Jahre nach dem Bau der Berliner Mauer, als zweifellos ernst zu nehmender Faktor und Bindeglied in der noch nicht geschriebenen asymmetrisch verflochtenen Geschichte grenzübergreifender radikaler Opposition und widerständigen Handelns in beiden deutschen Nachkriegsstaaten.