Textversion des Video-Interviews
Es sind im Jahre 1996 interne Papiere aufgefunden worden – der SED –, wo sehr genau nachzuvollziehen war, welche Anweisungen an die Dienststellen, also an die Untergliederung der SED und an die Dienststellen der Stasi, gegeben worden sind, dass im Vorfeld der Weltfestspiele unangepasste Personen – also die Assis, die Rowdies und solche Leute – erstmal von der Straße gefischt wurden.
Es hat nie, in der Geschichte der DDR, so viele Strafgefangene gegeben wie im Jahr ´73. Aber andererseits war eben Honecker auch von Anfang an der Mann der Sicherheit, der also nichts aus der Kontrolle geben wollte. Und das hat man im Nachhinein sehr exakt erfahren, welche Maßnahmen ergriffen worden sind, damit diese Weltfestspiele mit diesem immensen Zulauf aus aller Welt – vor allem natürlich auch mit Leuten aus der Bundesrepublik, vom Klassenfeind – dass dieses unter Kontrolle gehalten wurde. Es war natürlich dieser Eintritt auf Weltniveau. Das war doch immer sein Propagandaschlagwort. Und nun hatte er die Gelegenheit dazu!
Sicherlich sind die Weltfestspiele etwas zufälligerweise zu diesem Zeitpunkt nach Ostberlin vergeben worden, aber er hatte die Chance, zu diesem Zeitpunkt, gerade nach Abschluss des Grundlagenvertrags und nachdem jetzt die Öffnung in den Westen stattfand, nun zu zeigen, wozu die DDR im Stande ist. Das war sozusagen eine Leistungsschau. Er hat sich natürlich geschmückt mit den prominenten Figuren aus dem Ausland, mit Angela Davis, Yassira Arafat... und ich weiß nur, dass er eben bei Angela Davis ihren Kampf für die Rechte der Bürger so gerühmt hat und man sich eigentlich fragen musste: Ist er nicht auf die Idee gekommen, dass dieses zurückschlagen könnte? Dass also vielleicht auch DDR-Bürger fragen könnten: Und wie hältst du es damit, mit diesen Freiheitsrechten?
Das war eine inszenierte Show. Die ist am letzten Tag zu Ende gegangen. Es ist wieder abgeschottet worden. Dieses war eine Offenheit für den Moment.