Gregor Gysi (© KONTRASTE, Rundfunk Berlin-Brandenburg)
Gregor Gysi (© KONTRASTE, Rundfunk Berlin-Brandenburg)
Die "Partei des Demokratischen Sozialismus" (PDS) ist die Rechtsnachfolgerin der "Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands" (SED), jener Partei, die vierzig Jahre lang die Diktatur in der DDR befehligte. Eine zentrale Rolle innerhalb der Nachfolgepartei spielt bis heute ein Mann, der im Herbst 1989 als Notar und Anwalt seiner Partei und seiner Parteigenossen in der Öffentlichkeit agierte: Gregor Gysi.
Geboren 1948 in Berlin, wuchs Gysi in einer kommunistischen Funktionärsfamilie auf. Sein Vater arbeitete als Botschafter, Kulturminister und Staatssekretär. 1966 bis 1970 studierte Gregor Gysi Rechtswissenschaften, wurde 1967 Mitglied der SED, promovierte 1976 über "Die Vervollkommnung des sozialistischen Rechts im Rechtsverwirklichungsprozeß" und arbeitete ab 1971 als Rechtsanwalt in der DDR. In dieser Funktion verteidigte er Systemkritiker wie Rudolf Bahro, Robert Havemann, Ulrike Poppe und Bärbel Bohley.
Am 4. November 1989 sprach er vor 500.000 Menschen auf der berühmt gewordenen Massenkundgebung auf dem Berliner Alexanderplatz und forderte ein neues Wahlrecht sowie ein Verfassungsgericht. Seine Eloquenz und rhetorische Begabung ließen ihn schnell zu einem der Medienstars des Herbstes werden. Im Winter 1989/90 lehnte Gysi als neuer Vorsitzender der SED/PDS deren Auflösung mit der Begründung ab, das Eigentum der Partei, viele Arbeitsplätze innerhalb des Apparates und letztlich das große Vermögen retten zu wollen. Bis heute ist nicht restlos geklärt, wie es der PDS unter Gysi gelang, das weitverzweigte Vermögen zu sichern bzw. um wie viel Geld es dabei ging.