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Von der Stasi zum BGS - Alte Schnüffler in neuen Uniformen | Kontraste - Auf den Spuren einer Diktatur | bpb.de

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Von der Stasi zum BGS - Alte Schnüffler in neuen Uniformen

Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk

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An den DDR-Grenzen kontrollierten Stasi-Offiziere die Pässe. Kontraste enthüllt: Jetzt arbeiten dieselben Leute für den Bundesgrenzschutz.

Grenzübergang Schönberg in Sachsen: auch hier werden nach der Wende viele ehemalige MfS-Mitarbeiter vom Bundesgrenzschutz übernommen (© KONTRASTE, Rundfunk Berlin-Brandenburg)

"Stasi in die Produktion" – das war eine zentrale Forderung im Herbst 1989. Gemeint war damit, dass das Ministerium für Staatssicherheit aufgelöst und die flächendeckende Bespitzelung, die für niemanden ein Geheimnis war, aufhören sollte. Die Menschen wollten endlich angstfrei leben. Sie riefen nach Recht und Gerechtigkeit, nach Transparenz und Wahrheit. Mit der Forderung "Stasi in die Produktion" war auch die selbstverständliche Forderung verbunden, dass zum Beispiel MfS-Offiziere nicht mehr an sensiblen und vertrauensvollen Stellen der Gesellschaft tätig sein sollten. Sie sollten nicht auf einmal als Lehrer oder Hochschullehrer arbeiten, nicht bei der Polizei, in Gerichten, in Verwaltungsbehörden oder beim Zoll.

Von der Stasi zum BGS

Alte Schnüffler in neuen Uniformen

Von der Stasi zum BGS

An den DDR-Grenzen kontrollierten Stasi-Offiziere die Pässe. KONTRASTE enthüllt: Jetzt arbeiten dieselben Leute für den Bundesgrenzschutz.

Solche Selbstverständlichkeiten stellten sich schnell als Trugschlüsse heraus. Zunächst trug dazu ein Beschluss der letzten SED-Regierung unter Hans Modrow bei, nach dem alle ihre Personalunterlagen "säubern" durften. Sodann kam hinzu, dass nach der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 Bundeseinrichtungen für sich reklamierten, sie bräuchten ostdeutsche "Fachkräfte", um ihren Aufgaben gerecht werden zu können. In vielen Bereichen wurden frühere IM schon für geringfügige Taten fristlos entlassen, aber ausgerechnet das Bundesinnenministerium übernahm mehr als eintausend hauptamtliche MfS-Mitarbeiter und stellte sie beim Bundesgrenzschutz an. Deren Aufgabe bestand bis 1989 darin, die "Feinde" der DDR zu bekämpfen.

Zu diesen Feinden zählten stets die Bundesrepublik und die meisten ihrer Bürger. Nun, frisch über Nacht gewendet, sollten ausgerechnet diese MfS-Mitarbeiter die Außengrenzen der Bundesrepublik schützen und kontrollieren. Sie selbst hatten keine Gewissensbisse. "Ich brauche mir nichts vorzuwerfen!", war ein häufig gehörter Satz. Jegliche individuelle Schuld oder Mitschuld bestritten die meisten. Viele Menschen, die das Treiben der früheren MfS-Mitarbeiter mit ansehen mussten, waren fassungslos und konnten nur mit dem Kopf schütteln. Von einer Hetzjagd auf frühere MfS-Mitarbeiter, wie manche glaubten beobachten zu können, war jedenfalls nichts zu sehen. Die ostdeutsche Gesellschaft hat ihre Revolution nicht nur friedlich begonnen, sondern auch friedlich zu Ende gebracht.

Fussnoten

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