Wahlen, die keine waren: die Kommunalwahlen 1989 - weder frei, noch geheim (© KONTRASTE, Rundfunk Berlin-Brandenburg)
Wahlen, die keine waren: die Kommunalwahlen 1989 - weder frei, noch geheim (© KONTRASTE, Rundfunk Berlin-Brandenburg)
Die Forderung nach freien, geheimen und demokratischen Wahlen gehörte zum Forderungskatalog jeder DDR-Oppositionsgruppe. In der DDR gab es nur so genannte Einheitslistenwahlen. Die Wähler hatten nur die Möglichkeit, eine Liste mit Namen zu wählen, wobei das Wort "wählen" in diesem Fall eine euphemistische Umschreibung für "bestätigen" ist. In den Wahlräumen stand oft gar keine Wahlkabine, weil bereits das Betreten einer Wahlkabine als subversiv oder "staatsfeindlich" angesehen wurde. Diejenigen, die gegen den Listenvorschlag stimmen wollten, mussten alle Namen durchstreichen und zwar einzeln. Niemand wusste eigentlich genau, wie ein Wahlzettel aussehen musste, der gegen den Vorschlag gerichtet war.
Es kam vor, dass auf dem Wahlzettel handschriftlich stand "Nieder mit den Kommunisten", die Stimme aber für den Vorschlag gezählt wurde, weil die Namen nicht durchgestrichen worden waren. Im Prinzip war es ohnehin völlig egal, was man mit dem Wahlzettel tat, weil seit den ersten Wahlen in der DDR 1950 alle Wahlergebnisse von der SED gefälscht wurden. Ihr Problem dabei war, dass sie sich keine Steigerungsmöglichkeiten gelassen hatte, weil die Wahlen immer mit einem Ergebnis von 99,... Prozent für den Vorschlag ausfielen. Hätte die DDR noch etwas länger existiert, so spöttelten manche, so wären bei den Wahlen irgendwann über 100 Prozent für den Vorschlag "ausgezählt" worden.