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Nicht mehr mitmachen - Ausreise als Ausweg

Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk

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Kontraste lässt Personen zu Wort kommen, die es trotz gewissem Wohlstand und Erfolg in der DDR nicht mehr aushielten. Sie erzählen, warum sie im Westen ganz von vorne anfangen wollen.

Gefangen im eigenen Land: Wer flüchtet, muss in der DDR seit 1957 mit harten Strafen rechnen. (© KONTRASTE, Rundfunk Berlin-Brandenburg)

Die besondere deutsch-deutsche Geschichte wird nicht zuletzt an der Fluchtgeschichte aus der DDR in die Bundesrepublik deutlich. Zwischen der Staatsgründung 1949 und dem Mauerbau 1961 flüchteten aus der DDR rund 2,7 Millionen Menschen von ursprünglich knapp 18 Millionen in die Bundesrepublik. Bis zum Mauerfall 1989 kamen nochmals etwa 300.000 hinzu. Die Geschichte der DDR ist ohne die Geschichte der permanenten Fluchtbewegung überhaupt nicht zu verstehen. Seit Mitte der 1950er Jahre galt "Republikflucht" als "Verrat". Strafrechtlich geahndet wurde das illegale Verlassen der DDR bereits seit 1950, direkt unter Strafe gestellt jedoch erst ab 1957.

Besonders schwer für die SED wog die Flucht von Fachkräften und Wissenschaftlern. Diese konnten meistens nicht ersetzt werden. Die SED ging davon aus, dass die Fachkräfte vom Westen gezielt aus der DDR abgeworben würden. Das war aber nicht der Fall. Intern musste die SED das auch eingestehen. Nach dem Mauerbau war eine Flucht nicht mehr so ohne weiteres und vor allem nicht ohne erhebliche Gefahren für Leib und Seele möglich. Als die DDR aber 1973 Mitglied der UNO und Vertragspartner der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) wurde, musste sich der SED-Staat auch zur Einhaltung der allgemeinen Menschenrechte und Grundfreiheiten verpflichten. Weil er diese nicht respektierte, nutzten nun aber viele Menschen die Möglichkeit, um unter Berufung auf diese internationalen Vereinbarungen einen Ausreiseantrag zu stellen. Bis Oktober 1989 waren das über 250.000 Anträge auf "ständige Ausreise" aus der DDR.

Nicht mehr mitmachen

Ausreise als Ausweg

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KONTRASTE zeigt Menschen, die es trotz Wohlstand und Erfolg in der DDR nicht mehr aushielten. Sie erzählen, warum sie im Westen von vorne anfangen wollen.

Sogwirkung in den Westen

Viele Antragstellende mussten Erniedrigungen erdulden, bevor ihr Antrag genehmigt wurde. Zehntausende kamen ins Gefängnis, weil sie den Antrag immer wieder stellten, obwohl er abgelehnt worden war. Viele Ausreisewillige schlossen sich Bürgerrechtsgruppen an und formulierten auf Demonstrationen öffentlich ihr Begehren. Die SED versuchte mehrmals, den permanenten Aderlass zu stoppen, in dem sie auf einen Schlag viele Tausende in die Bundesrepublik "entließ". Es nützte nichts, die Sogwirkung wurde stattdessen nur größer, und es stellten immer noch mehr Menschen einen Ausreiseantrag. Letztlich trug diese Bewegung entscheidend zum Untergang der DDR bei.

Die SED konnte die Ausreisebewegung auch deshalb nicht stoppen, weil sie die Ursachen, die zu Ausreise und Flucht führten, nicht beseitigte. Denn die Menschen gingen zumeist wegen fehlender Freiheiten weg und weil sie sich unmündig fühlten. Sie wollten ihr Leben selbst bestimmen, auch um den Preis, in der Bundesrepublik materiell und beruflich völlig von vorn anfangen zu müssen. Diesen Preis haben viele nur zu gern bezahlt.

Fussnoten

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