Im Westen spielt die Musik: 1987 versammeln sich in Ost-Berlin Tausende Jugendliche, um einem Konzert im Westen zu lauschen (© KONTRASTE, Rundfunk Berlin-Brandenburg)
Im Westen spielt die Musik: 1987 versammeln sich in Ost-Berlin Tausende Jugendliche, um einem Konzert im Westen zu lauschen (© KONTRASTE, Rundfunk Berlin-Brandenburg)
Vor allem Jugendliche fühlten sich in der DDR in den 1980er Jahren von der übrigen Welt immer mehr ausgeschlossen. Sie hörten jeden Tag Westradio, sahen täglich Westfernsehen und stießen jeden Tag in Ost-Berlin auch noch buchstäblich an die Grenzen und Mauern des kommunistischen Systems. Die westliche Kultur, vor allem die Rockmusik, hatte seit den 1960er Jahren den Wunsch vieler Jugendlicher beflügelt, frei leben zu können.
Die SED versuchte zwar, eine eigene "DDR-Rockmusik" zu gestatten, aber diese kam bei den jugendlichen Fans nur an, wenn sie sich an den großen westlichen Vorbildern orientierte. Immer wieder wurden Bands verboten, weil sie aufmüpfige Texte sangen. Zuweilen kamen Musiker auch ins Gefängnis. Fans initiierten in Ost-Berlin und an anderen Orten oft Proteste gegen das Regime, 1969 beispielsweise, als das Gerücht umging, die Rolling Stones würden auf dem Axel-Springer-Hochhaus direkt an der Berliner Mauer spielen oder 1977, als es am Rande eines Konzertes zum "Republikgeburtstag" zu blutigen Unruhen kam.
Zehn Jahre später, 1987, fanden direkt an der Mauer vor dem Reichstag in West-Berlin zwischen dem 6. und 8. Juni mehrere Konzerte statt. Dabei traten weltbekannte Rockgruppen und Künstler wie David Bowie, Phil Collins und die Eurythmics auf. Im Osten versammelten sich 4.000 junge Menschen, die der Musik lauschen wollten. Als Polizei- und MfS-Kräfte begannen, die jungen Fans vom Brandenburger Tor und anderen neuralgischen Punkten in der Innenstadt abzudrängen, weil Mauerdurchbrüche befürchtet wurden, eskalierte die Situation. Polizeihunde, Sperrketten, Schlagstöcke und elektrische "Schweinetreiber" gelangten seitens der Sicherheitskräfte zum Einsatz. Die jungen Menschen blieben gewaltfrei. Sie zitierten aus der kommunistischen Internationale "erkämpft das Menschenrecht", riefen "Gorbi, Gorbi" und skandierten "Die Mauer muss weg" sowie "Wir wollen Freiheit". Es kam zu Hunderten Festnahmen.