Spontaner Ungehorsam: Junge Jenenser wollen ein selbstbestimmtes Leben führen (© KONTRASTE, Rundfunk Berlin-Brandenburg)
Spontaner Ungehorsam: Junge Jenenser wollen ein selbstbestimmtes Leben führen (© KONTRASTE, Rundfunk Berlin-Brandenburg)
In der DDR kursierte ein Witz: "Frage: Was sind die vier größten Feinde des Kommunismus? Antwort: Frühling, Sommer, Herbst und Winter."
Sooft die Menschen darüber auch lachten und dabei eigene Erfahrungen mit den Unwägbarkeiten des Wetters und den daraus entstehenden Problemen in der DDR reflektierten, die reale Grundlage des Witzes stimmte nicht ganz. Denn neben den Jahreszeiten gab es einen weiteren ebenso hartnäckigen "Feind" der Herrschenden, den sie zwar umwarben wie sonst niemanden, den sie aber nie beherrschen konnten, gerade weil er sich ständig veränderte: die Jugend.
In den 1950er Jahren kam ein Teil des energischen Widerstandes gegen die Diktatur aus Jugend- und Studentenkreisen. Mutige junge Menschen verurteilte diese zum Tode oder belegte sie mit hohen Gefängnisstrafen. In den 1960er Jahren, als Rockmusik und antiautoritäre Verhaltensweisen auch den Osten erreichten und erschütterten, entwickelte das MfS eigens Abwehrstrategien, um Teile der Jugend zu bezähmen. Vor allem junge Menschen protestierten im August 1968 gegen den Einmarsch der Warschauer Pakt-Truppen in die ČSSR, wo diese die zarten Knospen des "Prager Frühlings" militärisch zermalmten. In den 1970er und 1980er Jahren kam es, ähnlich wie in Westeuropa, zur Herausbildung einer vielfältigen jugendlichen Subkultur, die in der DDR allerdings oftmals mit polizeistaatlichen Mitteln verfolgt wurde.