Parallel zu den wirtschaftlichen Reformen erfolgten ab dem 6. SED-Parteitag 1963 kulturpolitische Lockerungen. Durch den Mauerbau sah die Regierung die innere Stabilität der DDR gesichert und ließ sich auf eine Liberalisierung ein. Bücher westlicher Autor/-innen wie Max Frisch oder Ingeborg Bachmann wurden für den DDR-Markt lizenziert und der Einzug amerikanischer und britischer Literatur und Beatmusik wurde toleriert.
DDR-Künstler/-innen nahmen die Öffnung zum Anlass, sich in ihren Werken mit den Problemen in der DDR auseinanderzusetzen. Eines der bekanntesten Beispiele ist Christa Wolfs Roman „Der geteilte Himmel“, der die Situation des geteilten Deutschlands kritisch behandelt. Das Buch wurde mit dem Heinrich-Mann-Preis ausgezeichnet und 1964 von der DEFA unter der Regie von Konrad Wolf verfilmt.
Kurt Maetzig und Manfred Bieler schufen 1965 mit dem Film „Das Kaninchen bin ich“ ein Kunstwerk, welches sich in ungewohnt offener Weise mit der politischen Strafjustiz in der DDR auseinandersetzte. Der Film „Denk bloß nicht, ich heule“, ebenfalls aus dem Jahr 1965, dreht sich um einen Oberschüler, der aus politischen Gründen von der Schule verwiesen wird.
So viele Kulturschaffende übten mit ihren Werken Kritik, dass die SED-Führung nach kurzer Zeit einen Kontrollverlust befürchtete. Die Phase der kulturpolitischen Öffnung in der DDR endete daher bereits 1965 mit dem 11. Plenum des ZK der SED.