Im Dezember 1965 tagte das Zentralkomitee (ZK) der SED zum 11. Mal. Das Treffen der 181 Mitglieder und Kandidat/-innen des ZK schrieb als „Kahlschlagplenum“ Geschichte. Die SED-Führung machte hier in aller Deutlichkeit klar, dass die kurze Phase der Liberalisierung in Kunst und Kultur zu Ende war.
Bereits in den Monaten vor dem Plenum war einem Großteil der DDR-Bands, die „dekadente westliche Musik“ spielten, die Lizenzen entzogen worden. Eine darauffolgende illegale Demonstration von Beatbands in Leipzig war von der Volkspolizei zerschlagen worden, über 250 Jugendliche mussten danach wochenlang Zwangsarbeit leisten, manchen wurde der Prozess gemacht.
Damit hatte sich bereits angedeutet, welchen kulturpolitischen Kurs die SED künftig verfolgen würde. Am Vorabend des 11. Plenums wurde den Teilnehmenden im Kino des ZK die DEFA-Filme „Das Kaninchen bin ich“ sowie „Denk bloß nicht, ich heule“ vorgeführt. Im Verlauf des Plenums rechnete der Sekretär des Nationalen Verteidigungsrates und ehemalige FDJ-Vorsitzende Erich Honecker mit der Kunst- und Kulturszene der DDR ab. Für die „Ausschreitungen“ der Jugendlichen in Leipzig machte er Filme, Fernsehsendungen, Romane und Theatervorstellungen verantwortlich – die am Vortag gezeigten Kinofilme hob er ausdrücklich hervor. Dem SED-kritischen Dichter und Liedermacher Wolf Biermann warf Honecker Staatsverrat vor.
Walter Ulbricht, der die vorhergegangenen Lockerungen ja verantwortet hatte, richtete ebenfalls klare Worte an die Künstler/-innen: „Sie dürfen doch nicht denken, dass wir uns als Partei- und Arbeiterfunktionäre weiter von jedem beliebigen Schreiber anspucken lassen, liebe Genossen! Das ist zu Ende, absolut zu Ende!“.
Infolge des „Kahlschlagplenums“ wurden insgesamt zwölf DEFA-Spielfilme verboten, in der Produktion befindliche Filmprojekte wurden abgebrochen. Zahlreiche Bücher, Theaterstücke und Fernsehproduktionen wurden aus dem Verkehr gezogen und Schriftsteller/-innen und Musiker/-innen mit Arbeits- und Auftrittsverboten belegt.
Während das Plenum vielen Kulturschaffenden sprichwörtlich das Genick brach, gelangten andere – wie Wolf Biermann – durch die Abrechnung der SED erst richtig zu Berühmtheit.