Auf dem 8. Parteitag der SED im Juni 1971 verkündete Erich Honecker das Programm der „Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik“. Zentraler Punkt war die Verbesserung des „materiellen und kulturellen Lebensniveaus“ in der DDR. Er reagierte damit auf eine Versorgungskrise, die 1970 aufgrund unrealistischer Wachstumsziele in der Industrie ausgebrochen war.
Das Programm enthielt diverse sozialpolitische Maßnahmen. Ein umfassendes Bau-, Renovierungs- und Sanierungsprogramm sollte die prekäre Wohnungssituation in der DDR verbessern. Daneben wurden Mindestlöhne und Mindestrenten sowie die Urlaubszeit erhöht, die Arbeitszeiten für Frauen verkürzt, zinslose Kredite für junge Ehepaare gewährt und der Ausbau der staatlichen Kinderbetreuung vorangetrieben.
Diese Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensstandards sollten auch den rückläufigen Geburtenzahlen und damit dem Arbeitskräftemangel entgegenwirken. Besonders durch den Ausbau der Kinderbetreuung, den verlängerten Mutterschaftsurlaub und die finanziellen Erleichterungen für junge Eltern gelang es der DDR die Geburtenzahl zeitweilig zu steigern und die Berufstätigkeit von Frauen auf einen Stand von 87 Prozent (1980) zu heben.
Wirtschaftlich verbanden sich mit Honeckers sozial- und wirtschaftspolitischem Kurswechsel jedoch neue Probleme. Die Erhöhung des Lebensstandards ließ sich nur mit einer schnell wachsenden Verschuldung bei den westlichen Industriestaaten finanzieren. Die zugunsten sozialpolitischer Projekte zurückgefahrenen Investitionen in Forschung und Entwicklung führten zu einer Wirtschaftskrise, die Anfang der 1980er Jahre offensichtlich wurde.