Als Michail Gorbatschow am 11. März 1985 das Amt des Generalsekretärs der KPdSU antrat, tat er dies mit der Intention, das System grundlegend zu reformieren. Bereits im April 1985 verkündete er sein Programm „Perestrojka“ – was soviel wie Umgestaltung bedeutet. Gorbatschow wollte die innerparteilichen Verkrustungen, den Machtmissbrauch und die Korruption beseitigen. Sein Ziel war dabei nicht die Abschaffung des Sozialismus, sondern eine Beendigung der „Zeit der Stagnation“.
Konkret betraf Gorbatschows Kritik das ineffiziente zentralistische Wirtschaftssystem, die politische Selbstisolierung und den mangelnden Informationsfluss, die Korruption in Gesundheits-, Bildungs- und Sozialpolitik sowie den kostspieligen militärischen Expansionismus der Sowjetunion. Er forderte eine Modernisierung und die Rückkehr zu „echten sozialistischen Idealen“. Was das aber politisch genau bedeutete, definierte er nicht näher. Gorbatschow hielt weiterhin an der Einparteienherrschaft der KPdSU fest und auch eine Abwendung von der Planwirtschaft war nicht gewollt. Die wichtigste Errungenschaft war die Möglichkeit zur Benennung von Missständen – darüber wie diese zu beheben seien, wurde dagegen heftig gestritten. Dass Perestrojka und „Glasnost“ (Öffnung) neues Vertrauen der Bevölkerung in die KPdSU wecken würden, erwies sich bald als Fehlannahme. Stattdessen waren die Menschen entsetzt über die Enthüllungen von Umweltlügen und politischer Korruption.
Glasnost und Perestrojka wurden zu Schlagworten einer Erneuerungsbestrebung, die vielen Ostblockstaaten – so auch der DDR – Hoffnung schenkte. Die SED erteilte diesen Hoffnungen jedoch mit ihrer Abwendung von der Doktrin der unzerstörbaren Freundschaft mit der UdSSR eine Absage. Wo vorher galt „von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen“, äußerte Politbüromitglied und SED-Chefideologe Kurt Hager 1987 in einem Interview mit dem Stern: „Würden Sie, nebenbei gesagt, wenn Ihr Nachbar seine Wohnung tapeziert, sich verpflichtet fühlen, Ihre Wohnung ebenfalls neu zu tapezieren?".