Trotz Fluchtwelle und Demonstrationen feierte das SED-Regime am Externer Link: 7. Oktober 1989 unbeirrt den 40. Jahrestag der Republik. Mit einem riesigen Fackelzug des staatliche Jugendverbands Externer Link: FDJ und einer Militärparade der Nationalen Volksarmee in Ost-Berlin zeigte die Staatsführung demonstrativ Stärke. Doch gegen die staatliche Selbstinszenierung formierte sich Protest, nicht nur in der Hauptstadt der DDR, sondern auch in Potsdam, Leipzig, Plauen und vielen anderen Orten.
Zum offizielle Festakt im Palast der Republik waren auch ausländische Ehrengäste wie der sowjetische Staatschef Externer Link: Michail Gorbatschow geladen. Von internationalen Medien auf die reformunwillige SED-Führung angesprochen, sagte Gorbatschow: „Ich glaube, Gefahren warten nur auf jene, die nicht auf das Leben reagieren.“ Aus diesem Satz wurde das geflügelte Wort: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“
Wie an jedem Siebten eines Monats seit Aufdeckung der Wahlfälschung am 7. Mai 1989, demonstrierten auch an diesem Tag Oppositionelle auf dem Alexanderplatz. Volkspolizei und Staatssicherheit beobachteten die Lage genau, verhielten sich vor den Augen der Weltöffentlichkeit jedoch zunächst ruhig. Binnen kurzer Zeit versammelten sich rund 3.000 Demonstrierende und skandieren Rufe wie „Gorbi, hilf uns!“.
Erst als Gorbatschow abgereist war, prügelten die Sicherheitskräfte auf die Protestierenden ein, Hunderte wurden festgenommen. Abgedrängt aus dem Zentrum, bewegte sich der Zug spontan zur Gethsemanekirche im Prenzlauer Berg. Hier fand seit Tagen eine Mahnwache für die bei den Leipziger Montagsdemos Inhaftierten statt.
Zwei Tage später, am 9. Oktober, hatten die Sicherheitskräfte in Leipzig aufgerüstet. Viele befürchteten, dass die geplante Montagsdemo gewaltsam verhindert werden sollte. Die Stimmung war zum Zerreißen gespannt. Doch auch an diesem Abend kamen mindestens 70.000 Mutige zusammen, sie riefen „Wir sind das Volk“ und „Keine Gewalt“ – die Sicherheitskräfte griffen nicht ein. Sechs Tage nach dem Protest, am 17. Oktober 1989, trat Staats- und Parteichef Externer Link: Erich Honecker zurück.