Durch die Entstalinisierung ermutigt, begannen im Juni 1956 im polnischen Poznán etwa 100.000 Arbeiter zu streiken. Ende des Monats wurde der Protest von der Armee zerschlagen. Im Oktober desselben Jahres stoppte der neue Generalsekretär Władisław Gomułka die Zwangskollektivierung der polnischen Bauern und erließ Amnestien für politische Häftlinge. In der DDR wurden diese Liberalisierungen, die als „polnischer Oktober“ in die Geschichte eingegangen sind, mit Sorge beobachtet. Die SED-Führung versuchte die Ereignisse vor der Bevölkerung zu verbergen.
Ebenfalls im Oktober 1956 brach in Ungarn ein bewaffneter Aufstand aus, der sich schnell sich aufs ganze Land ausbreitete. Der reformorientierte Staatschef Imre Nagy reagierte, indem er eine neue Regierung bildete, ein Mehrparteiensystem einführte und freie Wahlen ankündigte. Ungarn erklärte am 1. November seine Unabhängigkeit und den Austritt aus dem Warschauer Pakt.
Diesem eigenmächtigen Handeln begegnete die Sowjetunion mit bedingungsloser Härte. Sie sandte unverzüglich ihre Armee und schlug den Aufstand innerhalb von knapp zwei Wochen in blutigen Kämpfen nieder. 20.000 Ungarn verloren ihr Leben und weitere 200.000 flohen ins westliche Ausland.
Bei der Bevölkerung beider Teile Deutschlands lösten die Nachrichten über die brutalen Ereignisse Entsetzen aus. Die Bundesrepublik nahm ungarische Flüchtlinge auf und auch in der DDR solidarisierten sich Viele mit den Aufständischen. Für die SED-Führung lieferten die Militäreinsätze dagegen einen Anlass, mit den aufkeimenden Protesten im eigenen Land und den Reformwilligen in der Partei hart ins Gericht zu gehen.
In der DDR hatten dosierte soziale Zugeständnisse nach dem 17. Juni 1953 dazu geführt, dass der Lebensstandard höher war als in anderen Ostblockstaaten. Der gezielte Ausbau des Sicherheits- und Repressionsapparates und die traumatische Erfahrung der Arbeiterschaft taten ihr Übriges, dass es hierzulande zu keinen größeren Ausschreitungen mehr kam.