Die Enthüllungen über den von der SED verehrten Stalin stürzten die Partei in eine große Verunsicherung. Es kam zu innerparteilichen Auseinandersetzungen und Kritik am Personenkult um den Parteivorsitzenden Walter Ulbricht. Stimmen nach einem „menschlichen Sozialismus“ wurden innerhalb der SED laut.
Ulbricht reagierte auf die Nachrichten aus Moskau am 4. März 1956 öffentlich mit einer Erklärung in der Parteizeitung „Neues Deutschland“. Er verkündete eine Entstalinisierung sei in der DDR nicht nötig. Entgegen früheren Darstellungen behauptete er, Stalin sei kein „Klassiker des Marxismus“ und ein Personenkult um ihn habe hierzulande nie bestanden. Damit machte er deutlich, dass die Parteiführung bereit war sich von Stalin abzuwenden, eine „Fehlerdiskussion“ aber nicht zulassen würde.
Eine Gruppe Parteiintellektueller um Wolfgang Harich und Walter Janka sah in dem politischen Tauwetter in der Sowjetunion eine Chance, die SED zu reformieren. Sie konzipierten eine „Plattform für den besonderen deutschen Weg zum Sozialismus“. Ihre Forderungen nach einer demokratischen Erneuerung der Partei und dem Aufbrechen stalinistischer Herrschaftsstrukturen wurden jedoch konsequent erstickt. Die Aufstände in Polen und Ungarn im Herbst 1956 lieferten Ulbricht den Vorwand, um radikal gegen die Reformer vorzugehen.
Wolfgang Harich und seine Mitstreiter wurden verhaftet und im März 1957 wegen „Bildung einer konspirativen staatsfeindlichen Gruppe“ in einem Schauprozess zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.