Der Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Krieges sollte auch ein Aufbau einer neuen Gesellschaft am Vorbild der Sowjetunion sein. Die Architektur wurde – wie alle anderen Lebens- und Arbeitsbereiche – in den Dienst des Aufbaus des Sozialismus gestellt. Die neuen Bauten sollten sich klar vom bisherigen Wohnumfeld der Arbeiterklasse in düsteren, engen Häusern mit schmutzigen Hinterhöfen abheben. Die sozialistische Architektur sah moderne, helle, funktionale Gebäude vor, die den Optimismus und die Zukunftszugewandtheit der neuen Gesellschaft reflektierten.
Mitte der 1950er Jahre begann eine rationalere Phase des DDR-Städtebaus. Statt prestigeträchtiger „Arbeiterpaläste“ und monumentaler Aufmarschachsen, wie sie in der Berliner Stalin-Allee, später Karl-Marx-Allee, gebaut worden waren, begann man mit dem Wohnungsbau in Plattenbauweise. Besonders an den Stadträndern entstanden riesige Plattenbauviertel, mit denen schnell und preisgünstig der akute Wohnungsmangel behoben werden sollte.
In den 1960 Jahren waren die schlimmsten Kriegszerstörungen behoben und man konnte sich darauf fokussieren, das Gesicht der Städte grundlegend zu verändern. In allen DDR-Städten wurden Altbauten abgerissen, um Platz zu machen für die neue Vision. In den Stadtzentren wurden repräsentative Bauten im Stil des sozialistischen Realismus errichtet. Beliebt waren sogenannte Dominanten wie der Berliner Fernsehturm, der 1968 fertiggestellt wurde. Es entstanden in der DDR zahlreiche neue Gebäude für Kultur, Freizeit und Konsum. Der Stil war schlicht, sachlich, technisch und modern – die Unterschiede der Bauweise zwischen Ost und West waren zu dieser Zeit nicht sehr markant.
In den 1980er Jahren gab es eine gewisse Rückbesinnung auf die Gemütlichkeit von Altstädten und sie wurden teilweise rekonstruiert – so etwa das Berliner Nikolaiviertel 1987. Während in der Bundesrepublik viele Menschen aus den Städten aufs Land zogen, blieb in der DDR das städtische Leben zentral.