Nachdem Erich Honecker Walter Ulbricht 1971 als Staatsoberhaupt abgelöst hatte, liberalisierte sich die Kulturpolitik in der DDR. Schriftsteller/-innen, die zuvor nicht publiziert wurden meldeten sich nun mit kritischen Werken zu Wort. In der Zeitschrift „Sinn und Form“ wurden künstlerische Debatten öffentlich ausgetragen und 1972 wurde Ulrich Plenzdorfs Roman „Die neuen Leiden des jungen W.“ dort publiziert. Die Erzählung handelt vom Zerbrechen eines jungen Mannes an den gesellschaftlichen Umständen im DDR-System.
Obwohl die teilweise sehr offene Gesellschaftskritik einiger Autor/-innen Unmut in der Partei hervorrief, reagierte die SED nicht mit mehr sofort mit Verboten. Unliebsame Werke verschwanden stattdessen einfach in der Schublade, es wurde genau ausgewählt, was publiziert wurde.
1976 reagierte das Politbüro auf die Provokationen des Liedermachers Wolf Biermann, indem es sich seiner durch Entzug der Staatsbürgerschaft entledigte. Nach einem Auftritt in der Bundesrepublik wurde Biermann die Rückkehr in die DDR verweigert. Auf diese Zwangsausbürgerung reagierten DDR-Schriftsteller/-innen mit offenem Protest. Etwa 100 Künstler/-innen verließen die DDR Richtung Westen, entweder durch freiwillige Ausreise oder weil sie ihrerseits ausgebürgert wurden.
In den darauffolgenden Jahren bildete sich eine lebendige Untergrundliteratur. Nicht zur Veröffentlichung freigegebene Manuskripte wurden im Westen publiziert und in die DDR zurückgeschmuggelt. Die literarischen Untergrundtätigkeiten wurden von der Stasi engmaschig überwacht, inoffizielle Mitarbeiter arbeiteten an der „Zersetzung“ der unliebsamen Kritiker.