Der Volksaufstand vom 17. Juni traf die SED völlig unvorbereitet. Das Bild streikender Arbeiter, die im Arbeiter- und Bauernstaat gegen die Regierung demonstrieren, war für den Machtapparat unerträglich. Es sollte so schnell wie möglich korrigiert werden. Also deutete die SED-Führung den Aufstand kurzerhand propagandistisch um und ließ über die DDR-Medien verbreiten, es habe sich um eine vom Westen gesteuerte „faschistische Provokation“ gehandelt.
Die SED setzte aber nicht nur auf Propaganda. Allein bis zum 6. Juli 1953 verhafteten Polizei und Ministerium für Staatssicherheit (MfS) etwa 10.000 Menschen im Zusammenhang mit dem Volkaufstand. Auch sowjetische Einheiten nahmen Verhaftungen vor. Die Angeklagten wurden oft zu langjähriger Zwangsarbeit in sowjetischen Straflagern, einige auch standrechtlich zum Tode verurteilt. DDR-Gerichte führten Schauprozesse durch und verhängten von Juli 1953 bis Ende 1954 mehr als 1.500 Haftstrafen.
Der Volksaufstand sollte sich niemals wiederholen ‒ das wollte die SED sicherstellen. Deshalb baute sie ihren Überwachungs- und Repressionsapparat systematisch aus: Aus paramilitärischen Kampfgruppen wurden Betriebskampfgruppen gebildet, die Volkspolizei um 14.000 Stellen aufgestockt. Der Aufstand vom 17. Juni war für die SED-Führung ein Trauma, das bis 1989 die Politik beeinflusste.