Der „Bitterfelder Weg“ war eine Doktrin, die auf eine Autorenkonferenz 24. April 1959 im Kulturpalast des VEB Elektrochemisches Kombinat in Bitterfeld zurückging. Hier forderte Walter Ulbricht sowohl Schriftsteller/-innen als auch Arbeiter/-innen dazu auf, die Trennung zwischen Kunst und Produktion zu überwinden und den Arbeiter ins Zentrum der Gegenwartsliteratur zu stellen.
Die DDR-Literaten sollten in die Betriebe gehen und ihre Arbeit von den Beobachtungen in Zechen und Fabriken inspirieren lassen. So sollte eine moderne, relevante, sozialistische Gegenwartsliteratur entstehen. Problematisch war allerdings, dass die Schriftsteller/-innen zu Recht davon ausgingen, dass sich die SED-Regierung keine wirklich realistische Darstellung der Arbeitsbedingungen in der DDR wünschte – zu stark hätte sich diese vom propagandistischen Bild der Partei unterschieden.
Umgekehrt sah der Bitterfelder Weg vor, dass die Arbeiterschaft selbst unter dem Motto „Greif zur Feder Kumpel“ aus ihrem Arbeitsalltag literarisches Kapital schlug. Um die „Zirkel schreibender Arbeiter“ anzuleiten und zu unterstützen, wurden junge Hochschulabsolvent/-innen in die Betriebe geschickt. Die Schriftstellerin Brigitte Reimann leitete einen solchen Zirkel im Kombinat „Schwarze Pumpe“ in Hoyerswerda. Ihre Erfahrungen verarbeitete sie im Roman „Ankunft im Alltag“, der ein großer Erfolg wurde und zum Namensgeber der "Ankunftsliteratur", die sich in den 1960er Jahren mit dem sozialistischen Alltag auseinandersetzte.
Das Genre der „Ankunftsromane“ zeichnet sich dadurch aus, dass im Mittelpunkt jeweils ein junger Held steht, der zunächst in Konflikt zu den sozialistischen Lebensverhältnissen gerät, sich dem Sozialismus aber schließlich wieder zuwendet. Im Gegensatz zur „Aufbauliteratur“ der 1950er Jahre betrachteten die „Ankunftsromane“ manche Umstände in der DDR kritisch, ohne dabei jedoch das System in Frage zu stellen.