Erklärtes Ziel von Kindergarten, Schule, Berufs- und Hochschulbildung war die Schaffung einer allgemein gebildeten sozialistischen Persönlichkeit. Dazu gehörten hohe fachlichen Leistungen, der Bereitschaft und Fähigkeit zur Verteidigung der Heimat, gesellschaftliches Engagement für die Ziele des sozialistischen Staates, Disziplin, moralisches Verhalten und ehrliche Überzeugung, die durch ständige Bereitschaft, an Ernteeinsätzen, Subbotniks und Aufmärschen teilzunehmen, unter Beweis zu stellen war.
Die Mitgliedschaft bei den Jungen Pionieren bzw. der FDJ sowie die Teilnahme an der Jugendweihe waren keine Pflicht, die Verweigerung aber verringerte die Chancen auf einen Platz in der Abiturstufe und einen Studienplatz selbst bei hervorragenden Zeugnissen erheblich. So gelang es, Jugendliche aus christlichen Familien dauerhaft zu benachteiligen und sie von der höheren Bildung auszuschließen. Ähnliches galt für Kinder aus Familien von selbständigen Handwerkern. Bevorzugt wurden stets Arbeiterkinder, zu denen man aber auch hauptamtlichen Mitarbeiter der SED und Angehörige der bewaffneten Organe rechnete, um nicht die Kinder systemtreuer Familien zu benachteiligen.
Leistung und Disziplin
Das Bildungssystem war neben diesen politischen Vorgaben extrem leistungsorientiert, insbesondere im Sport und den naturwissenschaftlich-technischen Fächern. In Mathematik, Physik und Chemie war der Unterricht stark verwissenschaftlicht. Zudem gab es ein strenges Ausleseprinzip. Nur etwa 10 bis 12 Prozent der Schüler legten das Abitur ab und erhielten damit die Hochschulreife. Die Mehrheit ergriff nach der Schule einen Ausbildungsberuf. Erklärtes Ziel der Ausbildung war ein gut qualifizierter Facharbeiterstamm, aus dem sich Absolventen der Fach- und Ingenieurschulen rekrutierten. Allerdings galt auch die Ausbildung an den Technischen Universitäten und Hochschulen als hervorragend. Die geisteswissenschaftlichen Fächer dagegen litten extrem unter den ideologischen Restriktionen. Staatsbürgerkunde war ein reines Bekenntnisfach, in dem keine konkreten Kenntnisse, sondern das Nachbeten der vorgegebenen Parolen erwartet wurde.
Zudem waren die Pionierorganisation und die FDJ in den Schulen sehr präsent. Oft gab es gar keine genaue Grenze zwischen rein schulischen Anforderungen und Veranstaltungen der Kinder- und Jugendorganisationen. Die Pionierleiter waren regelrechte Angestellte der Schulen und oft wurden die Veranstaltungen auch einfach vom Klassenlehrer geleitet. Genauso war es mit den Jugendstunden zur Vorbereitung der Jugendweihe. Die Meldung zur Jugendweihe und die Kontrolle der Teilnahme an den Jugendstunden erfolgte im Klassenverband. Der Religionsunterricht dagegen lag bei den Kirchen und musste außerhalb der Schule in kirchlichen Räumen stattfinden. Die Teilnahme war erlaubt, wurde aber misstrauisch beäugt und die Teilnahme galt als potenzieller Minuspunkt bei der Bewerbung zur Erweiterten Oberschule.