Das Lebensmittelangebot war über die Jahrzehnte hinweg das ständige Sorgenkind der SED-Führung. Umgekehrt war die mangelhafte Versorgung für die Bevölkerung ein immerwährender Grund zur Unzufriedenheit und zu Beschwerden und Eingaben. Die Lebensmittelversorgung sollte auf der heimischen Produktion basieren. Das wäre auch ohne weiteres möglich gewesen. Das Territorium der DDR war bis 1945 ein landwirtschaftliches Überschussgebiet gewesen. Einen schweren Einbruch bildete jedoch bereits die Bodenreform vom September 1945. Aus politischen Gründen wurde aller Grundbesitz ab einer Größe von 100 Hektar entschädigungslos enteignet und in Kleinbauernwirtschaften aufgeteilt. 1950 lag die landwirtschaftliche Produktion bei 50 Prozent des Vorkriegsstandes.
Die Versorgung erfolgte über Lebensmittelkarten zu subventionierten Preisen. Die Kaufkraft wurde durch die 1948 gegründete Handelsorganisation (HO) abgeschöpft. 1958 endete die Rationierung durch Lebensmittelkarten. Doch es dauerte nicht lange, bis die SED-Führung durch die Zwangskollektivierung der Bauernwirtschaften 1960 in eine neue Versorgungskrise stürzte. Die Flucht von Bauern in den Westen verschärfte die Situation weiter und erst Mitte der sechziger Jahre stabilisierte sich die Versorgung. Durch die Einführung der Goldbroilergaststätten und der Restaurantkette „Gastmahl des Meeres“ sollte der zu hohe Verbrauch von Rind- und Schweinfleisch gesenkt werden.
Grundversorgung mit gestützten Preisen
Die Grundversorgung mit Lebensmitteln konnte die DDR stets sichern. Das kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass entgegen der offiziellen Lesart Mangelwirtschaft herrschte und demzufolge die Beschaffung von Lebensmitteln für die häusliche Versorgung teilweise durch Tauschgeschäfte und Beziehungen geschah, oder durch die Bewirtschaftung eigener Kleingärten erfolgte.
Die Beschaffung von nicht in der DDR anbaubarem Obst und Gemüse, wie beispielsweise Südfrüchten, war jedoch nur mit erheblichen Schwierigkeiten möglich: Eines der bekanntesten Beispiele sind die Orangen aus Kuba, die im Rahmen von Tauschgeschäften importiert wurden, jedoch auf Grund des dortigen Klimas eine grüne, harte Schale aufwiesen, die eher abschreckend wirkte (Spitzname: Grönland-Orangen) – was wiederum die DDR-Führung in den achtziger Jahren jedes Jahr um die Weihnachtszeit veranlasste, mit Devisen Orangen und andere Südfrüchte aus dem „Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet“ einzukaufen.
Delikatläden
Erst ab Ende der 1970er standen verschiedene Lebensmittel (darunter auch Südfrüchte) als hochpreisige Artikel, vorrangig Konserven, in den Delikatläden zur Verfügung. Anderes Obst wie z. B. Aprikosen oder Pfirsiche wurden in einigen RGW-Staaten (z. B. Ungarn, Rumänien, Bulgarien, südliche UdSSR) angebaut und waren, wenn auch selten, im Handel erhältlich.
Kaffee entwickelte sich bis in die siebziger Jahre zu einem der wichtigsten Posten im Budget der DDR-Privathaushalte insgesamt, wobei Geschenke westdeutscher Verwandter etwa 20 Prozent des Bedarfs deckten. Auch sonst blieben Westpakete ein erstaunlich wichtiger Faktor bei der Versorgung der DDR-Bevölkerung. Das betraf mehr noch Kleidung. Nach internen Erhebungen der DDR, die allerdings nur für einige Jahre vorliegen, gelangten beispielsweise mehr Damenblusen aus Westpaketen als aus dem Einzelhandel der DDR an die Verbraucherinnen.