Die politische und wirtschaftliche Gleichberechtigung der Frau gehörte seit dem 19. Jahrhundert zu den wichtigen Zielen der Arbeiterbewegung. In der frühen DDR wurde dieses Anliegen sehr ernst genommen. Es gab umfangreiche Bemühungen zur Förderung von Frauen. Insbesondere sollten mehr Frauen die Universitäten besuchen. Um die Alltagsprobleme kümmerte sich seit 1947 Demokratische Frauenbund Deutschlands (DFD), dessen Angebote wie Strickzirkel und Kochkurse allerdings oft dem traditionellen Rollenschema verpflichtet waren. Der 8. März wurde in der DDR als internationaler Frauentag begangen und erlangte im Unterschied zu manch anderer verordneter Feierlichkeit eine gewisse Popularität.
Frauen im Beruf
Doch neben dem gesellschaftspolitischen Anliegen gab es auch konkrete ökonomische Erfordernisse. Ein andauernder Mangel an Arbeitskräften erforderte eine stärkere Einbeziehung der Frau in die Arbeitswelt. Um dies möglich zu machen, gab es vielfältige Bemühungen der Technisierung des Haushalts durch Küchengeräte, Waschmaschinen, elektrische Kühlschränke, Fertig- und Schnellgerichte. Wichtiger noch war die flächendeckende Einrichtung von Kinderbetreuungsmöglichkeiten bis hin zu Wochenkrippen.
In den achtziger Jahren waren über 90 Prozent der Frauen berufstätig oder in Ausbildung. Man traf Frauen in typischen Männerberufen und auch in mittleren Leitungspositionen.
Das gesellschaftliche Rollenbild veränderte sich dadurch allerdings kaum. Nach internen Studien der DDR leisteten von insgesamt 47,1 Stunden Hausarbeit pro Woche die Frauen 1970 noch immer 37,1 Stunden. Außerdem brachten sie die Kinder weg, erledigten die Behördengänge sowie den zeitaufwändigen Einkauf, der oft mit Schlangestehen und „Rumrennereien“ verbunden war.
Patriarchalische Gesellschaft
Die hochgelobte Gleichberechtigung der Frau hatte sich auch in der DDR gesellschaftlich kaum durchgesetzt. Die höheren Sphären der Macht blieben Männern vorbehalten. So war niemals eine Frau Vollmitglied des Politbüros der SED, also des obersten Machtorgans der DDR. Auch den Ausnahmefrauen in der Elite, wie die berüchtigte Justizministerin Hilde Benjamin, die viele politische Todesurteile zu verantworten hatte oder die Volksbildungsministerin Margot Honecker stiegen nicht in die höchsten Gremien auf.
So blieb der Frauentag am 8. März der Tag der verkehrten Welt. Die männlichen Kollegen banden sich eine Schürze um, servierten im Büro den Kuchen um und wuschen nach der Kaffeerunde das Geschirr ab. Am nächsten Tag herrschte dann wieder Normalität.