Die Sowjetunion war als Besatzungsmacht bei der deutschen Bevölkerung um vieles unbeliebter als die Westalliierten. Während die Amerikaner versucht waren, eher als Befreier denn als Besatzer aufzutreten, und vielerorts mit Erleichterung empfangen wurden, herrschte große Angst vor der Roten Armee. Das hatte seine Gründe einerseits in der jahrelangen antibolschewistischen NS-Propaganda. Andererseits häuften sich Berichte von Vertriebenen aus den Ostgebieten des Reiches über das grausame Vorgehen der Roten Armee gegenüber der Zivilbevölkerung.
Berlin, Nachkriegszeit 1945: Ein sowjetischer Besatzungsoldat versucht einer Berlinerin das Fahrrad wegzunehmen. (© picture-alliance/akg)
Berlin, Nachkriegszeit 1945: Ein sowjetischer Besatzungsoldat versucht einer Berlinerin das Fahrrad wegzunehmen. (© picture-alliance/akg)
Tatsächlich kam es vielerorts zu Übergriffen von Rotarmisten auf Zivilist/-innen. Frauen und Mädchen litten in besonderer Weise – sie wurden in großer Zahl Opfer sexueller Gewalt. Bis heute sind sich Historiker/-innen uneinig über die Zahl sexueller Übergriffe durch Soldaten der Roten Armee. Schätzungen schwanken zwischen 500.000 und zwei Millionen. Jüngere Untersuchungen legen nahe, dass es auch in den westlichen Besatzungszonen zu massenhaften Vergewaltigungen kam.