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Die Galerie Artefakt | Autonome Kunst in der DDR | bpb.de

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Die Galerie Artefakt

Uta Grundmann

/ 2 Minuten zu lesen

Die Gründung der Galerie Artefakt der Brüder Frank und Ralf Lehmann im Jahre 1988 stand in der Dresdner Tradition privater Wohnungsgalerien.

Frank und Ralf Lehmann in ihrer Wohnungsgalerie „Artefakt“, 1989. (© Archiv Galerie Gebr. Lehmann, Dresden/Berlin (Fotograf unbekannt))

Die Gründung der Galerie Artefakt – eine Antwort auf die „gefühlte Unwirklichkeit des Lebens in der DDR“ (Ralf Lehmann) im vorletzten Jahr ihres Bestehens – stand in der Dresdner Tradition privater Wohnungsgalerien. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Frank, einem gelernten Tischler, und befreundeten Künstlern richtete der studierte Architekt Ralf Lehmann Ende 1987 drei Zimmer seiner Fünfraumwohnung in der Institutsgasse für Ausstellungen her. Vorbild war die bereits legendäre Kellergalerie der Malerin, Maskenbildnerin und Restauratorin Inge Thiess-Böttner, mit der die beiden jungen Dresdner befreundet waren und die sie 1989 mit einer Solopräsentation ehrten. Der ersten Gemeinschaftsschau unter dem Titel "Figur“ im Januar 1988 folgten bis Ende 1989 siebzehn weitere Gruppen- und Einzelausstellungen mit etwa achtzig Künstlern, darunter den Altmeistern Willy Wolff und Wilhelm Müller.

Im Februar 1989 eröffnete die Kreisdienststelle der Staatssicherheit in Dresden den Operativen Vorgang "Elegie“ gegen die Brüder Lehmann – sie unterstellte den Galeristen den "Missbrauch von Ausstellungen“, um "Personen aus dem Bereich des politischen Untergrundes zusammenzuführen“, und vermutete "Hintermänner“ in der Bundesrepublik. Zahlreiche Maßnahmen sollten die Ausstellungstätigkeit behindern, blieben jedoch wirkungslos: So bezahlten die Brüder eine Geldstrafe wegen Ruhestörung aus den Auktionserlösen von eigens geschaffenen Bildern befreundeter Künstler. Und sie beantragten zum Spaß eine offizielle Lizenz zum Betrieb einer eigenständigen Galerie beim Rat der Stadt. Eine Reaktion gab es selbstverständlich nicht – die Möglichkeiten legalen professionellen Arbeitens sollten sich erst einige Monate später ergeben.

Heute behauptet sich die Galerie mit dem Namen "Gebrüder Lehmann“ – am Dresdner Stammsitz und mit einer Dependance in Berlin – als eine der wenigen ehemaligen Privatgalerien der DDR neben der Interner Link: Galerie Eigen+Art und der Loock Galerie am internationalen Kunstmarkt.

Quellen / Literatur

Yvonne Fiedler: Hunger nach Antworten. Privatgalerien in der DDR zwischen Eigensinn und Illegalität. In: Galerie Boykott. Eine kunsthistorische Betrachtung zur Geschichte der privaten Galerien in der DDR. Chemnitz 2010.

Fussnoten

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Geb. 1965, Kunsthistorikerin, arbeitet als freiberufliche Autorin und Lektorin in Berlin.