Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Immerwährende Ost-West-Spaltung? | Lange Wege der Deutschen Einheit | bpb.de

Lange Wege der Deutschen Einheit Einleitung Ostdeutsche Lebenswirklichkeiten zu Zeiten der DDR Ostdeutschland als Teil der europäischen Transformation Innovation Gesundheit Arbeitsgesellschaft Lebenszufriedenheit in der DDR Zukunft der Transformation Die Systeme sozialer Sicherung Arbeit Immerwährende Ost-West-Spaltung? Ländliche Räume Parteienlandschaft Ostdeutsche Identität(en)? Gleichwertige Lebensverhältnisse Geschichte Der äußere Weg Äußere und innere Faktoren Beitrag der Bürger DDR-Wirtschaft DDR-Betriebe Institutionen Politischer Systemwechsel Institutionenbildung Verwaltung der Länder Kommunale Selbstverwaltung in Ost- und Westdeutschland Finanzausgleich Öffentliche Haushalte Private Haushalte Politik Einstellungen zu Politik, Demokratie und Gesellschaft Politische Repräsentation Entwicklung und Wandel des Parteiensystems Parteimitgliedschaften Wahlverhalten in Ost- und Westdeutschland Partizipation im Wandel Politischer Protest Unternehmerverbände und Gewerkschaften Gesellschaft Sicherheit Wertewandel und Kultur Der Wandel im Sport Eigentum Zusammenhalt und soziales Vertrauen Medienwandel Soziale Strukturen Engagement Kirchennähe Einkommen und Vermögen Soziale Schichtung Wohnen Umwelt Lebenszufriedenheit Wende in den Schulen Der Wandel an den Hochschulen Kitas und Kindererziehung Geschlechterrollen und Familienbild Kulturelle Infrastruktur Schrumpfende Regionen Preisgabe ländlicher Räume? Regionale Disparitäten Zug nach Westen Erinnertes Leben Wirtschaft und Arbeit Energiesystem und Energiewende Arbeit Zusammenbruch Der entindustrialisierte Osten Wirtschaft im Schock Strukturwandel nach Entindustrialisierung Anpassungsprobleme Selbständigkeit Niedriglohnsektor Arbeitslosigkeit Der Mangel an Fachkräften Landwirtschaft Verkehrsinfrastruktur Kontroversen Unrechtsstaat Soziale Gerechtigkeit Kosten der Einheit Treuhandanstalt und Wirtschaftsumbau Politische Einheit, gespaltene Meinungsmuster Ostdeutsche in den Eliten Ausländer in Ostdeutschland Blick zurück Einigung als Experiment Erklärfilme Glossar der Transformation Redaktion

Immerwährende Ost-West-Spaltung?

Oliver Holtemöller

/ 17 Minuten zu lesen

Welche Wachstumsperspektiven für Ostdeutschland gibt es? Oliver Holtemöller geht der Frage nach, wie sich die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Ostdeutschlands bis 2060 im Vergleich zu Westdeutschland entwickeln könnte.

Die Rügenbrücke verbindet die Insel Rügen mit Stralsund auf dem Festland. Die 2831 Meter lange Straßenbrücke über den Strelasund wurde 2007 eröffnet. (© picture-alliance, Jens Koehler)

Einleitung

In diesem Beitrag werden die Wirtschaftswachstumsperspektiven Ostdeutschlands im Zeitraum 2020 bis 2060 betrachtet. Wirtschaftswachstum ist zwar kein ökonomisches Ziel an sich; aber die Möglichkeiten, Bedürfnisse nach Konsum, Gesundheit, Freizeit usw. zu befriedigen, hängen von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ab. Ein wichtiges Maß für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ist das reale Bruttoinlandsprodukt je Einwohner. Es hängt eng mit einer Reihe von objektiven Wohlfahrtskriterien, zum Beispiel dem privaten Konsum und der Lebenserwartung, zusammen (Jones und Klenow 2016). In diesem Beitrag soll der Frage nachgegangen werden, wie sich die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Ostdeutschlands zukünftig im Vergleich zu Westdeutschland entwickeln dürfte. Es geht also nicht direkt darum, wie es um die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse bestellt ist. Verfügbare Einkommen, Konsummöglichkeiten und Lebenserwartung in Ost- und Westdeutschland sind deutlich stärker angeglichen als die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit (Holtemöller 2021). Eine Analyse der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit kann Ansatzpunkte dafür liefern, wie mit wirtschaftspolitischen Maßnahmen die ökonomische Angleichung (Konvergenz) weiter gefördert werden könnte.

Im Folgenden wenden wir uns in Abschnitt 2 zunächst den Wachstums- und Konvergenzperspektiven Ostdeutschlands vor dem Hintergrund des Konvergenzprozesses in den 30 Jahren nach der Deutschen Einheit zu. Der Abschnitt 3 ist den wirtschaftspolitischen Möglichkeiten zur Förderung des Wirtschaftswachstums in Ostdeutschland gewidmet. Der Beitrag schließt mit einem Fazit in Abschnitt 4.

Wirtschaftswachstums- und Konvergenzperspektiven Ostdeutschlands

Determinanten der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit

Im Jahr 2020, 30 Jahre nach der Deutschen Einheit, lag die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Ostdeutschlands, gemessen anhand des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts je Einwohner, bei etwa 76% des Niveaus in den westdeutschen Bundesländern (ohne Berlin), betrachtet man nur die ostdeutschen Flächenländer ohne Berlin, bei etwa 69%.

Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit lässt sich in folgender Formel abbilden:

Y/N = Y/L x L/E x E/N

Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (Y) je Einwohner (N) kann in die drei Komponenten Arbeitsproduktivität (preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen), Erwerbstätigenquote (Erwerbstätige je Erwerbspersonen) und Anteil der Personen im erwerbsfähigen Alter (Erwerbspersonen) an der gesamten Bevölkerung zerlegt werden:

Dabei bezeichnet L die Erwerbstätigen und E die Personen im erwerbsfähigen Alter. Somit ist Y/N das reale Bruttoinlandsprodukt je Einwohner, Y/L die Arbeitsproduktivität, L/E die Erwerbstätigenquote und E/N der Anteil der Erwerbspersonen in Relation zur Bevölkerung (Erwerbspersonenpotenzial). Die Arbeitsproduktivität liegt in Ostdeutschland geringfügig näher am westdeutschen Niveau als das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner, und sie nähert sich trendmäßig weiterhin langsam an. Aber in Ostdeutschland sind von den Erwerbspersonen weniger erwerbstätig als in Westdeutschland, d.h. die Erwerbslosigkeit ist höher. Ferner ist der Anteil der Personen im erwerbsfähigen Alter an der gesamten Bevölkerung deutlich niedriger als in Westdeutschland – und er nimmt schneller ab.

Der maßgebliche Treiber langfristigen Wirtschaftswachstums ist die Arbeitsproduktivität, denn die Erwerbstätigkeit wird durch die Bevölkerungsentwicklung langfristig beschränkt, auch wenn kurzfristig noch eine Steigerung der Erwerbstätigkeit bei gegebener Bevölkerung möglich scheint, unter anderem weil das Renteneintrittsalter schrittweise auf 67 Jahre steigt. Die Arbeitsproduktivität hängt von der Kapitalausstattung eines Arbeitsplatzes (der Kapitalintensität) und der totalen Faktorproduktivität ab. Letztere ist eine Restgröße: sie beschreibt, welcher Anteil des Wirtschaftswachstums nicht auf den Einsatz zusätzlicher Produktionsfaktoren (Arbeit und Kapital) zurückgeht (Solow 1956, 1957).

Die 1990er Jahre waren dadurch geprägt, dass die Kapitalintensität in Ostdeutschland deutlich gesteigert wurde. Dies geschah sowohl durch Investitionen in die Modernisierung und Erweiterung des Kapitalstocks (Bauten, Maschinen, Fahrzeuge, sonstige Anlagen) als auch durch Entlassung von Arbeitskräften. Kurz nach der Milleniumswende erreichte die ostdeutsche Wirtschaft die Kapitalintensität, die Westdeutschland bereits zehn Jahre zuvor aufwies. Die Arbeitsproduktivität hatte jedoch noch nicht das Niveau erreicht, das in Westdeutschland bei gleicher Kapitalintensität Anfang der 1990er Jahre herrschte. Im Jahr 2018 (neuere Daten für den Kapitalstock liegen derzeit nicht vor) besteht sowohl noch eine Lücke zwischen der Kapitalintensität in Ost- und Westdeutschland also auch zwischen der Arbeitsproduktivität bei identischer Kapitalintensität, also der totalen Faktorproduktivität.

Projektion des Bruttoinlandsprodukts je Einwohner

In welcher Größenordnung wäre eine weitere Angleichung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Ost- und Westdeutschlands in den kommenden Jahren zu erwarten, wenn die Trends der vergangenen Jahre andauern würden? Dieser Frage soll nun mit einem Simulationsmodell nachgegangen werden. Dazu nehmen wir an, dass die Arbeitsproduktivität Westdeutschlands mit der durchschnittlichen Wachstumsrate in den Jahren 2000-2019 zunimmt (Abbildung 1a) und dass sich die ostdeutsche Arbeitsproduktivität mit der durchschnittlichen Geschwindigkeit in diesem Zeitraum weiter an die westdeutsche Arbeitsproduktivität angleicht (Abbildung 1b). Die Anzahl der Erwerbstätigen wird aus der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung für Deutschland (Variante G2-L2-W2, moderate Entwicklung der Fertilität, Lebenserwartung und Wanderung) abgeleitet. Demnach wird die Bevölkerung langfristig schrumpfen, in Ostdeutschland auf 80% des Niveaus von 1991 (Abbildung 1c).

Abbildung 1. (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Die Anzahl der Personen im erwerbsfähigen Alter (das Erwerbspersonenpotenzial) wird allerdings noch deutlich stärker zurückgehen. Fielen im Jahr 2019 in Ostdeutschland noch 62,5% der Bevölkerung in die Altersgruppe 15 bis 64 Jahre, werden es in wenigen Jahren deutlich unter 60% sein (Abbildung 1d). Schreibt man nun die Erwerbstätigenquote vorsichtig fort (Abbildung 2e), so lässt sich die Anzahl der Erwerbstätigen ermitteln (Abbildung 2f). Multipliziert man schließlich die Arbeitsproduktivität mit der Anzahl der Erwerbstätigen und dividiert durch die Bevölkerung, so ergibt sich das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt je Einwohner (Abbildung 2g). In Westdeutschland wird es im kommenden Jahrzehnt aufgrund der Alterung der Bevölkerung voraussichtlich absolut sinken.

Abbildung 2. (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Unter der Annahme, dass die ostdeutsche Wirtschaft die Produktivitätslücke gegenüber Westdeutschland langsam weiter schließt, fällt die alterungsbedingte Dämpfung der wirtschaftlichen Aktivität in Ostdeutschland in den kommenden zehn Jahren nicht ganz so stark ins Gewicht wie in Westdeutschland, und das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner dürfte sich noch ein Stück weit stärker angleichen (Abbildung 2h). Die Alterung der Bevölkerung wird aber langfristig dafür sorgen, dass der Aufholprozess bei der Produktivität nicht vollständig bei der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, gemessen am Bruttoinlandsprodukt je Einwohner, ankommen wird. Mit einer vollständigen Angleichung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit in Ost- und Westdeutschland ist insgesamt in absehbarer Zeit nicht zu rechnen.

Wirtschaftswachstum und Wirtschaftspolitik

Simulation wirtschaftspolitischer Maßnahmen

Eine Möglichkeit, die ökonomische Konvergenz stärker voranzubringen, besteht darin, die Arbeitsproduktivität mehr zu steigern als in der Trendfortschreibung in Abschnitt 2 unterstellt. Um die Effekte wachstumsfördernder Maßnahmen darzustellen, wird ein stilisiertes Wachstumsmodell herangezogen. Der grundlegende Modellaufbau ist in Abbildung 3 dargestellt. Neben der (Sach-)Kapitalakkumulation sind der technologische Fortschritt und die Verbreitung neuen Wissens wichtig für das Verständnis von Wachstumsprozessen in fortgeschrittenen Volkswirtschaften. Bahnbrechend war in dieser Hinsicht die Arbeit von Romer (1990). Seine grundlegende Idee war, zwischen Gütern und Ideen zu unterscheiden. Sowohl für die Produktion von Gütern als auch von Ideen müssen Ressourcen aufgewendet werden.

Abbildung 3. (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Arbeitseinsatz, der in die Entwicklung von Ideen fließt – etwa Personal in Forschung und Entwicklung (FuE) –, steht nicht gleichzeitig für die Produktion von Gütern zur Verfügung. Ideen unterscheiden sich allerdings in einer zentralen Eigenschaft von Gütern: es besteht keine Rivalität in der Nutzung. Eine Idee kann mehrfach in Produktionsprozesse einfließen, ohne dass sie sich abnutzt oder verbraucht wird. Dadurch entsteht ein sogenannter externer Effekt: Diejenigen Unternehmen, die für die Entwicklung von Ideen Ressourcen aufwenden, generieren neues Wissen, das über kurz oder lang auch Dritten zur Verfügung steht. Bei dem privaten Kalkül, ob weitere Ressourcen in die Entwicklung von Ideen fließen sollen, werden die positiven Effekte für die Gesellschaft nicht berücksichtigt. Daher fallen die privaten Aufwendungen für die Ideenproduktion aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive zu gering aus, sodass mit öffentlichen, auf die Ideenproduktion abzielenden Maßnahmen die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit langfristig gesteigert werden könnte.

In dem Modell von Romer (1990) hängt der technologische Fortschritt (die Veränderung der totalen Faktorproduktivität) davon ab, wieviel Arbeitszeit in die Ideenproduktion fließt. Der Lohn für den Arbeitseinsatz in der Ideenproduktion muss aus dem Erlös des Verkaufs von Gütern finanziert werden. Die Kosten der Ideenproduktion kann man als gesamtwirtschaftliche Investitionen verstehen, denn es können in einer gegebenen Periode weniger Konsumgüter produziert werden, wenn mehr Arbeitszeit in die Produktion von Ideen fließt. Die Produktion von Ideen erfordert somit gesamtwirtschaftlich einen Konsumverzicht in der Gegenwart. Dem stehen jedoch aufgrund des Effektes neuer Ideen auf die Produktivität zukünftige höhere Konsummöglichkeiten gegenüber. Ähnlich verhält es sich mit Ausgaben für Bildung, also etwa Lehrpersonal und Schulinfrastruktur. Wir betrachten nun fünf verschiedene Szenarien, in denen die künftige Arbeitsproduktivität durch heutige Investitionen gesteigert wird:

  1. Private Investitionen in das Sachkapital,

  2. Investitionen in den öffentlichen Kapitalstock (Baxter and King 1993) wie zum Beispiel die Verkehrsinfrastruktur,

  3. Ausgaben für Forschung und Entwicklung, die zur Produktion von Ideen und damit über technologischen Fortschritt zu höherer Produktivität führen (Romer 1990, Jones 2005, Lucas 2009),

  4. Ausgaben für das Bildungswesen (Investitionen in das Humankapital), die den Stand des Wissens in der Bevölkerung verbessern (Uzawa 1965, Lucas 1988, Mankiw et al. 1992), in Form von Lehrerpersonal und

  5. in Form von Mehrausgaben für die Schulinfrastruktur.

Das Basisszenario ist so kalibriert, dass die Wachstumsrate des Bruttoinlandsproduktes je Erwerbstätigen dem ostdeutschen Mittelwert von 2011 bis 2019 in Höhe von 1,05% pro Jahr entspricht. Von der gesamten Produktion werden bestimmte Anteile für Investitionen in das Sachkapital (privat, öffentliche Infrastruktur, Schulen) verwendet. Die Summe dieser Anteile entspricht dem Anteil der Bruttoanlageinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt in Ostdeutschland, der im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2019 bei etwa 20% lag. Dementsprechend liegt die Konsumquote (öffentlicher und privater Konsum) in dem Modell bei 80%. Der Anteil der Beschäftigten, die im Bereich Forschung und Entwicklung tätig sind, wird den Daten für Ostdeutschland entsprechend mit 1,5% angesetzt. Der Anteil der im Bereich Bildung tätigen Beschäftigten wird anhand der Anzahl der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen in Relation zu den Erwerbstätigen insgesamt ermittelt und mit 1,6% angesetzt.

Abbildung 4. (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Die Maßnahmen werden so gestaltet, dass sie in der Ausgangsperiode einen Konsumverzicht in Höhe von 10% unterstellen (Abbildung 4a). In den Szenarien 1, 2 und 5 entsteht der Rückgang im Konsum dadurch, dass ein größerer Anteil der Produktion für Investitionen in Sachkapital verwendet wird, d.h. die Güterproduktion insgesamt und somit das Einkommen gehen in diesen Szenarien nicht zurück. In den Szenarien 3 und 4 werden mehr Erwerbstätige in der Forschung und Entwicklung bzw. im Bildungsbereich eingesetzt. Da diese Personen nicht mehr für die Güterproduktion zur Verfügung stehen, sinken in diesen beiden Szenarien anfänglich nicht nur der Konsum, sondern auch Produktion und Einkommen (Abbildung 4b).

Die Maßnahmen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer langfristigen Wachstumswirkungen erheblich. In der langen Frist hat ein höherer Personaleinsatz im Bildungsbereich (Szenario 4) einen größeren Effekt auf die Produktion und den Konsum als Investitionen in das Sachkapital. Allerdings muss dafür ein vorübergehender Rückgang der Einkommen hingenommen werden. Zusätzliche Investitionen in das private Sachkapital (Szenario 1) führen hingegen schneller zu einem Anstieg der Produktion und der gesamtwirtschaftlichen Einkommen. Kurzfristig sind in Szenario 1 die Konsummöglichkeiten am höchsten. Bildungsausgaben zahlen sich erst in der längeren Frist aus, denn es dauert eine gewisse Zeit, bis die besser ausgebildeten Personen auf dem Arbeitsmarkt aktiv werden und zur Güterproduktion beitragen. Den größten langfristigen Effekt auf die Konsum- und Produktionsmöglichkeiten haben Investitionen in FuE (Szenario 3). Allerdings dauert es bei ihnen noch länger, bis das Ausgangskonsumniveau wieder erreicht wird, und der Konsum übersteigt denjenigen in Szenario 4 – in der vorliegenden Kalibrierung – erst in der sehr langen Frist (außerhalb des in Abbildung 4 dargestellten Zeitraums).

Private Investitionsförderung

Die Wirtschaftspolitik kann Investitionen in das Sachkapital für Unternehmen attraktiver machen, indem sie Maßnahmen ergreift, die die Grenzproduktivität des Kapitals erhöhen oder die Kapitalnutzungskosten reduzieren. Die Grenzproduktivität des Kapitals lässt sich etwa durch eine bessere Ausstattung an ergänzenden Produktionsfaktoren, zum Beispiel öffentliche Infrastruktur oder Arbeitskräfte, steigern. Die Kapitalnutzungskosten lassen sich beispielsweise durch Subventionen für investierende Unternehmen oder Steuererleichterungen reduzieren (Criscuolo et al. 2019). In der Literatur bestehen allerdings erhebliche Zweifel, ob mit Unternehmenssubventionen oder Steuererleichterungen tatsächlich positive Wachstumseffekte erzielt werden. Es besteht dabei nämlich die Gefahr, dass Projekte in unproduktiven Unternehmen subventioniert werden oder dass nicht Start-ups, die zwar innovativ sind, aber noch keinen Gewinn erwirtschaften, sondern nur die etablierten Unternehmen von Steuererleichterungen profitieren (Bravo-Biosca et al. 2013).

Eine wichtige Rolle bei der Investitionsförderung in Deutschland spielt die Gemeinschaftsaufgabe regionale Wirtschaftsförderung (GRW). Die GRW-Förderung verfolgt insbesondere das Ziel, regionale Disparitäten zu reduzieren. Für die GRW-Förderung in den ostdeutschen Bundesländern finden sich insgesamt keine signifikanten Effekte auf die Arbeitsproduktivität der subventionierten Unternehmen; und positive Effekte auf die Sachkapitalakkumulation finden sich nur für die Dauer der Förderperiode (Brachert et al. 2018b). Untersuchungen für Sachsen-Anhalt deuten darauf hin, dass die gesamtwirtschaftlichen Effekte der GRW-Förderung dadurch geschmälert werden, dass die positive Beschäftigungsentwicklung der geförderten Unternehmen mit Beschäftigungsabbau bei nicht geförderten Unternehmen einhergeht (Brachert et al. 2018a). Es werden somit mit dieser Förderung im Großen und Ganzen keine nachhaltigen Produktivitätseffekte erzielt (Brachert et al. 2020).

Investitionen in die öffentliche Infrastruktur

Insgesamt gehen in fortgeschrittenen Volkswirtschaften wie Deutschland oder den USA zusätzliche Infrastrukturinvestitionen nur mit geringen Wachstumseffekten einher (Eck et al. 2015, Ramey 2020). Daher ist es wichtig, gezielt dort zu investieren, wo noch Wachstumseffekte zu erwarten sind. Nach der Deutschen Einheit standen in Ostdeutschland zunächst Bauinvestitionen und Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur im Vordergrund. Die Erhaltung und Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastruktur sind nach wie vor wichtige öffentliche Aufgaben. Prioritäten sollten heutzutage jedoch nicht allein bei der Verkehrsinfrastruktur, sondern verstärkt bei der digitalen Infrastruktur gesetzt werden. Bei der Verfügbarkeit von Breitband-Internetanschlüssen etwa liegen die ostdeutschen Flächenländer erheblich zurück.

Investive Ausgaben im Bereich Forschung und Entwicklung

Je näher eine Volkswirtschaft an die technologische Grenze kommt, desto wichtiger werden Innovationen für das weitere Wirtschaftswachstum (Acemoglu et al. 2006). Dabei kommt es vor allem auf hochqualifiziertes Personal und innovationsfreundliche Institutionen an. Ostdeutschland weist mit 1,5% einen unterdurchschnittlichen Anteil an Beschäftigten im FuE-Bereich auf; und auch die Ausgaben für FuE fallen in Ostdeutschland unterdurchschnittlich aus. Dies spricht dafür, dass die Politik diesem Bereich mehr Aufmerksamkeit widmen sollte. Zwar sind die Ausgaben für FuE vor allem im privaten Bereich unterdurchschnittlich. Aber auch die öffentlich geförderte Forschung kann im Wettbewerb mit den westdeutschen Bundesländern nicht mithalten. Bei dem jüngsten Wettbewerb um von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Exzellenzcluster sind drei ostdeutsche Flächenländer komplett leer ausgegangen. Grundlagenforschung, wie sie etwa in solchen Exzellenzclustern stattfindet, leistet einen wichtigen Beitrag für den Innovationsgrad und den Marktwert von Patenten (Schnitzer and Watzinger 2019). Für die weitere Entwicklung der Spitzenforschung in Ostdeutschland ist es wichtig, die Universitäten so zu stärken, dass sie wettbewerbsfähiger bei der Einwerbung von Drittmitteln werden.

Investive Maßnahmen im Bildungsbereich

Die größte volkswirtschaftliche Rendite im Bildungsbereich haben Maßnahmen zur Verbesserung der frühkindlichen Bildung. Es geht dabei in erster Linie um die Förderung der Sprachkompetenz und der Fähigkeiten zur Selbststeuerung vor Schuleintritt und in den ersten Schuljahren, vor allem bei sozial benachteiligten Kindern (Leopoldina et al. 2014, Francesconi und Heckman 2016). Solche Maßnahmen haben eine hohe volkswirtschaftliche Rendite, weil sie die Wahrscheinlichkeit eines Schulabschlusses erhöhen, die Anfälligkeit für Kriminalität verringern, die Gesundheit positiv beeinflussen und positive Effekte auf das individuelle Einkommen haben (Heckman et al. 2018). Anhaltspunkte dafür, dass Ostdeutschland die Potenziale in diesem Bereich nicht ausschöpft, sind etwa die Betreuungsrelationen in Kindertagesstätten und die Schulabbrecherzahlen. Der Personalschlüssel in Kindergartengruppen (Kinder ab 3 Jahren) liegt in Ostdeutschland bei etwa 11:1, in Westdeutschland hingegen bei 8:1. In Kinderkrippengruppen (Kinder unter 3 Jahren) beträgt das Verhältnis Kinder zu Personal in Ostdeutschland 6:1 im Vergleich zu 4:1 in Westdeutschland. Je ungünstiger der Betreuungsschlüssel im Kindergarten ist, desto höher fällt im Durchschnitt der Anteil derjenigen Schülerinnen und Schüler aus, die keinen allgemeinbildenden Schulabschluss erreichen. Im Jahr 2018 verließen in Ostdeutschland je nach Bundesand 7,5% bis 11,3% der Schülerinnen und Schüler die Schule ohne Abschluss, in den westdeutschen Flächenländern lag dieser Anteil bei lediglich 6%. Personen ohne Schulabschluss haben auf dem Arbeitsmarkt besonders schlechte Chancen, und es ist davon auszugehen, dass diese Probleme auch die Bildungschancen und die Beschäftigungswahrscheinlichkeit der Kinder der Betroffenen beeinträchtigen (Mäder et al. 2015).

Politökonomische Aspekte

Damit sich der technologische Fortschritt und neues Wissen in der Produktion auch tatsächlich verbreiten, ist es wichtig, dass Ressourcen von herkömmlichen Produktionsstätten in innovative Bereiche fließen (´schöpferische Zerstörung`, Schumpeter 1942). Dies ist in der Regel mit gesellschaftlichen Belastungen verbunden, weil etwa Beschäftigte in veralteten Produktionsstrukturen ihren Arbeitsplatz verlieren. Daher ist davon auszugehen, dass die Interessenvertreter bestehender Unternehmen Einfluss auf die Politik ausüben, um den Wettbewerb zu mindern (Acemoglu et al. 2006) oder um etwa mit Verweis auf den Erhalt bestehender Arbeitsplätze staatliche Protektion oder Subventionen zu erwirken (Grossman und Helpman 1994). Unternehmen, denen es gelingt, politisch Einfluss zu nehmen, können kurzfristig erfolgreicher sein als andere Unternehmen; aber langfristig besteht die Gefahr, dass sie weniger innovativ sind und damit den Produktivitätsfortschritt behindern (Akcigit et al. 2018).

Der technologische Fortschritt birgt die Gefahr, dass damit einhergehende Wohlfahrtsgewinne ungleich verteilt sind (Grossman und Helpman 2018) und dadurch eine Polarisierung in der Gesellschaft befördert wird (Peralta Alva und Roitman 2018). Aufgabe der sozialen Marktwirtschaft ist es, eine gerechte Verteilung der gesamtwirtschaftlichen Gewinne, die aus dem technologischen Fortschritt und der Reallokation von Ressourcen resultieren, zu gewährleisten. Dazu ist es notwendig, Steuern oder Beiträge zu erheben, um soziale Transfers wie etwa das Arbeitslosengeld zu finanzieren. Steuern wirken in der Regel verzerrend auf die Allokation der Ressourcen und vermindern somit für sich genommen die gesamtwirtschaftliche Produktion. Auch dies führt für sich betrachtet zu einem Konsumverzicht und sollte als Investition in die dauerhafte Akzeptanz und Funktionsfähigkeit einer dynamischen Marktwirtschaft mit gesamtwirtschaftlich vorteilhafter Verbreitung neuer Technologien und der damit verbundenen Reallokation von Ressourcen angesehen werden.

Demokratisch gewählte Politiker unterliegen bei ihren Entscheidungen der Erschwernis, die Wiederwahlchancen berücksichtigen zu müssen (Nordhaus 1975). Investive Maßnahmen, deren wachstumsfördernde Effekte weit in der Zukunft liegen, sind in dieser Hinsicht wenig attraktiv, während Maßnahmen, die kurzfristig öffentlichkeitswirksam, aber unter Umständen nicht nachhaltig sind, eine größere Wahrscheinlichkeit haben, umgesetzt zu werden. Dieses Problem kann auch anhand der Simulationen aus Abschnitt 3.1 nachvollzogen werden. Nimmt man an, dass der Zeithorizont der Regierung kürzer ist als der Zeithorizont der Bevölkerung und dass die Regierung stärker auf die Produktion insgesamt als auf die Konsummöglichkeiten der Bevölkerung achtet, so ergeben sich daraus langfristig suboptimale Investitionen in denjenigen Bereichen, die erst sehr langfristig das Niveau der Produktion bzw. des Konsums erhöhen, also im Bildungsbereich und im Bereich FuE; und es kann zu überhöhten Investitionssubventionen für private Unternehmen kommen.

Fazit

Bevölkerungsvorausberechnungen deuten darauf hin, dass auch bei einer weitgehenden Angleichung der Arbeitsproduktivität in Ost- und Westdeutschland vor allem aufgrund der Alterung der Bevölkerung keine weitere deutliche Angleichung des Bruttoinlandsproduktes je Einwohner an das westdeutsche Niveau absehbar ist. Eine stärkere ökonomische Konvergenz könnte mit wirtschaftspolitischen Maßnahmen, die auf die Sachkapitalausstattung – etwa im Bereich der digitalen Infrastruktur – und die bessere Qualifizierung der Menschen abzielen, erreicht werden. Investive Ausgaben in den Bereichen FuE sowie Bildung haben langfristig große Effekte auf das Wirtschaftswachstum und können angesichts des Rückstands Ostdeutschlands in diesen Bereichen zu einer weiteren Angleichung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit führen. Dabei geht es vor allem um mehr Personaleinsatz in diesen Bereichen. Freilich ist bei Entscheidungen über Bildungsinvestitionen auch der gravierende demografische Wandel zu berücksichtigen. Die zu erwartende Alterung der Bevölkerung dürfte sich in Zukunft als der wichtigste Engpassfaktor für die weitere wirtschaftliche Entwicklung der ostdeutschen Flächenländer herausstellen.

Die demografischen Probleme werden auch dadurch verstärkt, dass Fremdenfeindlichkeit, gemessen an der Anzahl rechtsextrem motivierter Gewaltstraftaten je Einwohner, in Ostdeutschland ausgeprägter ist als in Westdeutschland (Holtemöller und Pohle 2016). Dadurch wird die Region nicht nur für gut qualifizierte Zuwanderer unattraktiver, sondern auch die ökonomischen Vorteile von Internationalität und Diversität, vor allem in Hinblick auf Innovationen und Produktivitätsfortschritt, kommen weniger zum Tragen als in Westdeutschland (Holtemöller 2015). Ferner spielen die sektorale und die regionale Heterogenität eine wichtige Rolle; insbesondere ist der Stand des wirtschaftlichen Aufholprozesses in städtischen und ländlichen Regionen sehr unterschiedlich (Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) 2019). Schließlich sind regionale Disparitäten auch nicht nur auf die Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg und die Zentralverwaltungswirtschaft der Deutschen Demokratischen Republik zurückzuführen. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg bestanden große wirtschaftliche Unterschiede etwa zwischen dem heutigen Mecklenburg-Vorpommern und dem heutigen Baden-Württemberg (Holtemöller 2021). Auch innerhalb Westdeutschlands gibt es wirtschaftsschwache Regionen, in denen im Großen und Ganzen kein Aufholprozess zu beobachten ist. Das Ziel einer Angleichung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit in sämtlichen Regionen bleibt daher wenig realistisch.

Quellen / Literatur

Acemoglu, D.; Aghion, P; Zilibotti, F. (2006): Distance to frontier, selection, and economic growth, Journal of the European Economic Association 4(1), 37–74.

Akcigit, U.; Baslandze, S.; Lotti, F. (2018): Connecting to power: Political connections, innovation, and firm dynamics, NBER Working Paper 25136.

Alesina, A.; La Ferrara, E. (2005): Ethnic diversity and economic performance, Journal of Economic Literature 43, 762–800.

Altemeyer-Bartscher, M.; Holtemöller, O.; Wieschemeyer, M. (2016): Zur räumlichen Verteilung von Flüchtlingen im Föderalstaat, ifo Schnelldienst 69(4), 43-49.

Audretsch, D.; Dohse, D.; Niebuhr, A. (2010): Cultural diversity and entrepreneurship: a regional analysis for Germany, The Annals of Regional Science 45(1), 55-85.

Bandiera, O., Barankay, I.; Rasul, I. (2010): Social incentives in the workplace, Review of Economic Studies 77(2), 417-458.

Baxter, M.; King, R. G. (1993): Fiscal policy in general equilibrium, American Economic Review 83(3), 315–334.

Brachert, M.; Buch, C.; Dettmann, E.; Heimpold, G.; Titze, M.; Weyh, A. (2018a): Expertisen zur Evaluation der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" (GRW) in Sachsen-Anhalt, IWH Online 2/2018.

Brachert, M.; Dettmann, E.; Titze, M. (2018b): Public investment subsidies and firm performance – evidence from Germany, Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik 238(2), 103–124.

Brachert, M.; Dettmann, E.; Titze, M. (2020): Zu den betrieblichen Effekten der Investitionsförderung im Rahmen der deutschen Regionalpolitik, Wirtschaft im Wandel 26(1), 5–8.

Bravo-Biosca, A.; Criscuolo, C.; Menon, C. (2013): What drives the dynamics of business growth?, OECD Technology and Industry Policy Papers 1.

Cohn, A.; Fehr, E.; Herrmann, B.; Schneider, F. (2014): Social comparison and effort provision: Evidence from a field experiment, Journal of the European Economic Association 12(4), 877-898.

Criscuolo, C.; Martin, R.; Overman, H.G.; Van Reenen, J. (2019): Some causal effects of an industrial policy, American Economic Review 109(1), 48–85.

Dettmann, E.; Titze, M.; Weyh, A. (2017): Who benefits from GRW? Heterogeneous employment effects of investment subsidies in Saxony Anhalt, IWH Discussion Paper 27/2017.

Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina e.V.; acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften e.V.; Union der deutschen Akademien der Wissenschaften e.V. (2014): Frühkindliche Sozialisation. Biologische, psychologische, linguistische, soziologische und ökonomische Perspektiven.

Eck, A.; Ragnitz, J.; Scharfe, S.; Thater, C.; Wieland, B. (2015): Öffentliche Infrastrukturinvestitionen: Entwicklung, Bestimmungsfaktoren und Wachstumswirkungen, ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München.

Fackler, D.; Müller, S.; Stegmaier, J. (2021), Explaining wage losses after job displacement: Employer size and lost firm rents, Journal of the European Economic Association, forthcoming.

Falk, A.; Ichino, A. (2006): Clean evidence on peer effects, Journal of Labor Economics 24(1), 39-58.

Francesconi, M.; Heckman, J.J. (2016): Child development and parental investment: Introduction, The Economic Journal 126, F1–F27. Freeman, R.; Huang, W. (2015): Collaborating with people like me: Ethnic Co-authorship within the U.S., Journal of Labor Economics 33(S1), S289-S318.

Gächter, S.; Thöni, C. (2010): Social comparison and performance: Experimental evidence on the fair wage-effort hypothesis, Journal of Economic Behavior & Organization 76(3), 531-543.

Gathmann, C.; Helm, I.; Schönberg, U. (2020): Spillover effects of mass layoffs, 18(1), 427–468.

Glover, D.; Pallais, A.; Pariente, W. (2017): Discrimination as a self-fulfilling prophecy: Evidence from French grocery stores, Quarterly Journal of Economics 132(3), 1219-1260.

Grossman, G.M.; Helpman, E. (1994): Protection for sale, American Economic Review 84(4), 833–850.

Grossman, G.M.; Helpman, E. (2018): Growth, trade and inequality, Econometrica 86(1), 37-83.

Hamilton, B.H., Nickerson, J.A.; Owan, H. (2003): Team incentives and worker heterogeneity: An empirical analysis of the impact of teams on productivity and participation, Journal of Political Economy 111(3), 465-497.

Hanushek, E.A.; Wößmann, L. (2015): The knowledge capital of nations. Education and the economics of growth, MIT Press, Cambridge and London.

Heckman, J.J., Humphries, J.E.; Veramendi, G. (2018): Returns to education: The causal effects of education on earnings, health and smoking, Journal of Political Economy 126(S1), S197-S246.

Holtemöller, O. (2015): Wirtschaftspolitische Herausforderungen für Sachsen-Anhalt: Toleranz, Talente und Technologie, Wirtschaft im Wandel 21(3), 48–51.

Holtemöller, O. (2021): 30 Jahre nach der Wiedervereinigung hat das Bruttoinlandsprodukt als Indikator ausgedient, Wirtschaftsdienst 101(13), S. 37-40.

Holtemöller, O.; Irrek, M. (2012): Wachstumsprojektion 2025 für die deutschen Länder: Produktion je Einwohner divergiert, Wirtschaft im Wandel 18(4), 132-140.

Holtemöller, O.; Pohle, F. (2016): Aktuelle Trends: Fremdenfeindlichkeit als Standortnachteil im Osten? Besonders viele rechtsextremistisch motivierte Gewalttaten in den Neuen Ländern, Wirtschaft im Wandel 22(5), 92.

Holtemöller, O.; Schult, C.; Zeddies, G. (2018): Zu den rentenpolitischen Plänen im Koalitionsvertrag 2018 von CDU, CSU und SPD: Konsequenzen, Finanzierungsoptionen und Reformbedarf, Zeitschrift für Wirtschaftspolitik 67(3), 247-265.

Jones, C.I. (2005): Growth and ideas, in: Aghion, P; Durlauf, S.N. (Eds): Handbook of Economic Growth, Vol. 1B of Handbooks in Economics, Elsevier, Amsterdam, 1063-1111.

Jones, C.I.; Klenow, P.J. (2016): Beyond GDP? Welfare across countries and time, American Economic Review 106(9), 2426-2457.

Lee, N. (2015): Migrant and ethnic diversity, cities and innovation: Firm effects or city effects, Journal of Economic Geography 15(4), 769-796.

Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) (2019), Vereintes Land – drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall, Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Halle (Saale).

Lucas, R. E. (1988): On the mechanics of economic development, Journal of Monetary Economics 22(1), 3-42.

Lucas, R. E. (2009): Growth and ideas, Economica 76, 1–19. Mäder, M.; Müller, S.; Riphahn, R.T.; Schwientek, C. (2015): Intergenerational transmission of unemployment – evidence for German sons, Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik 235(4+5), 355–375.

Mankiw, N.G.; Romer, D.; Weil, D.N. (1992): A contribution to the empirics of economic growth, The Quarterly Journal of Economics 107(2), 407-437.

Mas, A.; Moretti, E. (2009): Peers at work, The American Economic Review 99(1), 112-145.

Niebuhr, A. (2010): Migration and innovation: Does cultural diversity matter for regional R&D activity?, Papers in Regional Science 89(3), 563-585.Nordhaus, W.D. (1975): The political business cycle, The Review of Economic Studies 42(2), 169–190.

Ottaviano, G.; Peri, G. (2006): The economic value of cultural diversity: evidence from US cities, Journal of Economic Geography 6(1), 9-44.

Ozgen, C.; Nijkamp, P.; Poot, J. (2013): Measuring cultural diversity and its impact on innovation: Longitudinal evidence from Dutch firms, IZA Journal of Migration 2, 1-24.

Parrotta, P.; Pozzoli, D.; Pytlikova, M.J. (2014): The nexus between labor diversity and firm’s innovation, Journal of Population Economics 27, 303.

Peralta Alva, A.; Roitman, A. (2018): Technology and the future of work, IMF Working Paper 18/207.

Ramey, V.A. (2020): The macroeconomic consequences of infrastructure investment, NBER Working Paper 27625.

Romer, P. M. (1990): Endogenous technological change, The Journal of Political Economy 98(5), 71–102.

Schnitzer, M.; Watzinger, M. (2019): Standing on the shoulders of science, CEPR Discussion Paper 13766.

Schumpeter, J.A. (1942), Capitalism, socialism and democracy, Harper & Brothers, London.

Solow, R. M. (1956): A contribution to the theory of economic growth, The Quarterly Journal of Economics 70(1), 65–94.

Solow, R. M. (1957), Technical change and the aggregate production function, The Review of Economics and Statistics 39(3), 312–320.

Uzawa, H. (1965): Optimum technical change in an aggregative model of economic growth, International Economic Review 6(1), 18-31.

Fussnoten

Fußnoten

  1. So nimmt etwa im Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit, zuletzt in der Ausgabe 2021, die Betrachtung des Bruttoinlandsprodukts (je Einwohner) in Ost- und Westdeutschland jeweils eine prominente Stellung ein.

  2. Als Personen im erwerbsfähigen Alter werden hier gemäß Eurostat-Definition die Personen zwischen 15 und 64 Jahren angesetzt; in anderen Zusammenhängen ist auch die Definition 15 bis 74 Jahre gebräuchlich. Bei einem steigenden Renteneintrittsalters könnte das Verhältnis von Erwerbstätigen zu Personen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren theoretisch über 1 liegen.

  3. Die Erwerbstätigenquote L/E wird ab dem Jahr 2020 mit der halben Vorjahresveränderung fortgeschrieben. Es wird somit davon ausgegangen, dass sich der Trend einer steigenden Erwerbstätigenquote, der auf ein steigendes Renteneintrittsalter und eine zunehmende Erwerbsbeteiligung von Frauen zurückgeht, noch eine gewisse Zeit lang fortsetzt, aber dass die Erwerbstätigenquote nicht dauerhaft steigt.

  4. Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, den Anteil der erwerbstätigen Personen an der Bevölkerung zu erhöhen, etwa durch eine längere Lebensarbeitszeit, vgl. Holtemöller, Schult und Zeddies (2018).

  5. Details zu dem Modell werden in einem separaten Technischen Anhang erläutert.

  6. Es wird unterstellt, dass der Saldo der Exporte und Importe im langfristigen Wachstumsgleichgewicht ausgeglichen ist.

  7. Vgl. Statistisches Bundesamt, Stifterverband Wissenschaftsstatistik, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder.

  8. Vgl. Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder.

  9. Dies ist eine Größenordnung, die in der Praxis wohl kaum erreicht werden könnte, aber die grafische Darstellung der grundlegenden Zusammenhänge wird dadurch erleichtert. Die Effekte sind qualitativ bei einem kleineren Maßnahmenumfang ähnlich.

  10. Vgl. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur: Aktuelle Breitbandverfügbarkeit in Deutschland (Stand Ende 2019). Erhebung der atene KOM im Auftrag des BMVI.

  11. Die Liste der 57 Exzellenzcluster kann hier abgerufen werden: Externer Link: https://www.dfg.de/gefoerderte_projekte/programme_und_projekte/listen/index.jsp?id=EXS.

  12. Auf den Zusammenhang zwischen der Gestaltung des Schulsystems und dem Wirtschaftswachstum wird hier nicht eingegangen, vgl. dazu Hanushek und Wößmann (2015).

  13. Vgl. Externer Link: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2018/august/kita-ausbau-kluft-zwischen-laendern-bleibt/.

  14. Vgl. Statistische Ämter des Bundes und der Länder: Regionaldatenbank Deutschland.

  15. So haben etwa Massenentlassungen negative Auswirkungen auf die regionale wirtschaftliche Entwicklung (Gathmann et al. 2020) und auf individuelle Erwerbsbiografien (Fackler et al. 2021).

  16. So sind regionale Forschungs- und Entwicklungs-Sektoren umso erfolgreicher, je höher die kulturelle Diversität der Belegschaft ist (Niebuhr 2010). Eine insgesamt höhere kulturelle regionale Diversität befördert zudem die Neugründung von Hightech-Firmen (Audretsch et al. 2010). Dies deckt sich tendenziell mit empirischen Befunden aus mehreren fortgeschrittenen Volkswirtschaften (Alesina und La Ferrara 2005, Freeman und Huang 2015, Lee 2015, Ottaviano und Peri 2006, Parrota et al. 2014, Ozgen et al. 2013). Allgemein fördert Heterogenität am Arbeitsplatz die Produktivität (Bandiera et al. 2010, Falk und Ichino 2006, Hamilton et al. 2003, Mas und Moretti 2009). Fremdenfeindlichkeit auf dem Arbeitsmarkt manifestiert sich durch Diskriminierung: Die Erfahrung von Diskriminierung am Arbeitsplätz schwächt die Produktivität der Betroffenen, was wiederum zu einer Verfestigung bestehender Vorurteile führt (Cohn et al. 2014, Gächter und Thöni 2010, Glover et al. 2017). Personen mit Migrationshintergrund sind in Ostdeutschland im Durchschnitt schlechter in den Arbeitsmarkt integriert als in Westdeutschland (Atemeyer-Bartscher et al. 2016).

Lizenz

Dieser Text ist unter der Creative Commons Lizenz "CC BY-NC-ND 4.0 - Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International" veröffentlicht. Autor/-in: Oliver Holtemöller für bpb.de

Sie dürfen den Text unter Nennung der Lizenz CC BY-NC-ND 4.0 und des/der Autors/-in teilen.
Urheberrechtliche Angaben zu Bildern / Grafiken / Videos finden sich direkt bei den Abbildungen.
Sie wollen einen Inhalt von bpb.de nutzen?

Weitere Inhalte

Professor Dr. Oliver Holtemöller ist stellvertretender Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle. Er ist Professor für Volkswirtschaftslehre (insbesondere Makroökonomik) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Leiter der Abteilung Makroökonomik am IWH.