Sozialwissenschaftlicher Begriff für eine Veränderung gesellschaftlicher Normen und Wertvorstellungen. In soziologischen Untersuchungen in den 1970er Jahren, insbesondere Ronald Ingleharts, wurde die Richtung des Wertewandels im Westen vor allem als Vormarsch sogenannter postmaterialistischer Werte (Selbstverwirklichung, Emanzipation, Partizipation) gegenüber den materialistischen Werten (Sicherheit, Recht, Ordnung) beschrieben (Inglehart 1989). Dieser Wandel führte zu einem Individualisierungsschub, der wiederum (vor allem von der Soziologin Elisabeth Noelle-Neumann) als abnehmender Gemeinsinn kritisiert wurde. In den vor allem in den Medien geführten und von Stereotypen nicht freien Ossi-Wessi-Debatten der 1990er bis 2010er Jahre wurde oftmals der "arrogante Wessi" als von diesem Wertewandel geprägt dem "Jammer-Ossi" mit weniger Emanzipations- und Partizipationsstreben gegenübergestellt (→ Dossier