Erinnertes Leben im Osten – die DDR im Generationengespräch
Bernd Martens
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Welche Erinnerungen an die DDR und die Wendezeit bestehen in Ostdeutschland? Lassen sich Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Generationen ausmachen? Welchen Einfluss hat die persönliche Erfahrung auf die Erinnerung? Gibt es Kontinuitäten von Überzeugungen innerhalb von Familien zwischen Kindern, Eltern und Großeltern? Auf der Grundlage eines Projektes (Martens/Holtmann 2017), in dem 54 Interviews in 18 ostdeutschen Familien geführt wurden, wird im Folgenden auf diese Fragen eingegangen.
Der Historiker Martin Sabrow hat vorgeschlagen, die unterschiedlichen Formen des Gedächtnisses an die DDR in drei Konzepten zusammenzufassen, die bis heute die Erinnerung an die DDR bestimmen, nämlich erstens: "Das Diktaturgedächtnis, das auf den Unterdrückungscharakter der SED-Herrschaft und ihre mutige Überwindung in der friedlich gebliebenen Revolution von 1989/90 abhebt" (Sabrow 2009, S. 18). Sehr pointiert und klar für diese Form der Erinnerung äußerte sich der damalige Direktor des Münchner Instituts für Zeitgeschichte, Horst Möller, 2006 in einer öffentlichen Anhörung zu den Empfehlungen der Expertenkommission "Aufarbeitung der SED-Diktatur": "In meinen Augen ist der Staatssicherheitsdienst charakteristischer für die DDR als die Kinderkrippen" (Sabrow et al. 2007, S. 56).
Zweitens nennt Martin Sabrow das Arrangementgedächtniss, "das vom richtigen Leben im falschen weiß" (Sabrow 2009, S. 19). Diese Form der Erinnerung an die DDR sei bis heute in Ostdeutschland dominant. In diesem Gedächtnis gehe es darum, wie man sich mit den gesellschaftlichen Anforderungen und staatlichen Zumutungen in seiner Lebenswelt auseinandersetzte. Wie man persönlich ein Arrangement fand, das vielleicht ein ungeliebter Kompromiss war. Doch die Erinnerung daran verbinde beispielsweise das Blauhemd der FDJ nicht nur mit der Parteimacht, "sondern auch [mit der] glücklichen Zeit der eigenen Jugend", und der Einkaufsbeutel erinnere nicht nur an die Mangelwirtschaft, "sondern auch an den einstigen Wert der Dinge".
Das dritte Gedächtnis bezeichnet Sabrow als Fortschrittsgedächtnis, bei dem die DDR von ihrem Anfang her gedacht werde, als Versuch, eine gerechtere Gesellschaft aufzubauen. Zwar werde zugebilligt, dass dieser Versuch gescheitert sei, doch als Bekräftigung der an sich guten Absichten, werden immer wieder Institutionen oder gesellschaftliche Umstände in der DDR genannt, die positiv gesehen werden müssten.
Alle drei Gedächtnisse stehen bis heute nebeneinander. In ihrem Kräftefeld werde "die DDR-Vergangenheit täglich neu verhandelt" (Sabrow 2009, S. 19). Wer sich an was erinnert wird im Folgenden vorgestellt. Dabei wird deutlich werden, dass keiner Generation ein Gedächtnis zugeordnet werden kann. Stattdessen stellen alle drei Gedächtnisse Argumente zur Strukturierung der Erinnerung zur Verfügung. Die konkreten Erinnerungen der Personen stellen immer "Mischungsverhältnisse" dar.
Was ist wem wichtig?
Bei den erwähnten Interviews standen zwei Altersgruppen im Zentrum. Einmal Personen der Geburtsjahrgänge 1972-80, die die DDR als Kinder oder Jugendliche erlebt haben und zum anderen Personen der Geburtsjahrgänge 1985-94 die oftmals über keine bewussten Erinnerungen an diese Zeit verfügen. Zusätzlich wurden in den Familien jeweils mit einem Eltern- und einem Großelternteil Interviews geführt. Gesprächsinhalte waren u.a. das Leben in der DDR und im heutigen Deutschland sowie Diskussionen über politische Fragen in den Familien.
Gegenüberstellung der Generationenordnung der DDR und den Altersverteilungen der vier Interviewgruppen
Generationsordnung1
Interviewgruppen2
Zitate
Großeltern 1918-1943
"Wir haben es nicht verstanden, die Mehrheit der Menschen zu überzeugen" "Wir haben eben immer den Mittelweg gesucht" "Unsere Kinder wussten alle, dass wir nicht mit dem System einig sein konnten, aber wir mussten uns fügen, weil es Gottes Wille war" "Was die Sicherheit anbetrifft, hat ja jedes Land seine Gesetze. Ob nun das negativ sein muss..." "Also ich könnte wieder in der DDR leben, aber schöner ist es doch jetzt" "Wir waren hier auf dem Dorf und da war alles friedlich" "Also wir haben uns eingeordnet in eine gewisse Grundrichtung"
Aufbau- generation 1925-1932
funktionierende Generation 1935-1943
Eltern 1948-1970
"… man hat sich halt arrangiert" "Wobei die persönliche Diktatur [der Eltern] für mich größer war als das, was vom Staat kam" "… also eigentlich das halbe Leben umsonst gelebt, das ist eine Katastrophe" "Ich habe schon immer die Parteigänger gehasst, die wirklich nur wegen der Vorteile da eingetreten sind" "Der Kapitalismus an sich ist schon nicht sehr menschlich, aber der Sozialismus war es auch nicht" "Ich war damals Kandidat der SED. Aber durch die Wende […] hat sich das dann erledigt gehabt" "Nach dem Mauerfall regierte nur noch das Geld" "… würde ich mir trotzdem manchmal wünschen, dass die DDR damals nicht so schnell aufgegeben hätte" "Ich find nicht so viel Negatives [an der DDR], außer […] diesem Stasischeiß" "Ich war überhaupt nicht so programmiert, dass es Leute geben kann, die über andere was schreiben und die vielleicht denunzieren"
integrierte Generation 1949-1956
entgrenzte Generation 1960-1970
ältere Kinder 1972-1980
"Man muss einfach [bei der Arbeit heute] funktionieren, und wenn du nicht funktionierst, dann bist du draußen.“ "Sollen die [Politiker] ihr Ding machen und mich in Ruhe lassen" Die DDR sei höchstens ein "Kinderparadies" gewesen, dem man spätestens mit der Pubertät entwachsen war" "Die DDR war eine "Diktatur, die keinen Widerspruch geduldet hat. Und keine Kritik an der Verfassung"
jüngere Kinder 1985-1994
"Ich empfinde [Markt und Geld] als einzige Möglichkeit, eine Gesellschaft zu formen" Anpassung sei das Motto der Großmutter gewesen, "das geht heute nicht mehr, man muss auffallen, um irgendwie mit dem Arsch an die Wand zu kommen" "War ja nicht immer so [in der DDR], dass man die ganze Zeit nur in Angst rumgerannt ist und nicht wusste, was man sagen soll, sondern man hat auch mal was gesagt" "Jeder kann quasi [heute] machen, was er will. […] Ich empfinde es als gerechter als in der DDR-Zeit"
Fußnote: 1 Generationsordnung nach Ahbe/Gries (2011, S. 79)
Fußnote: 2 Verteilung der Interviewgruppen nach Martens/Holtmann (2017)
Quellen: Ahbe/Gries (2011, S. 79), Martens/Holtmann (2017)
Die Generationen sprechen Themen verschieden häufig an. Die drei Themen mit den jeweils häufigsten Nennungen sind
für die Großeltern: Anpassung, Widerspruch/Kritik (zu DDR-Zeiten) und Entfremdung zwischen den Generationen;
für die Eltern: Stasi, Widerspruch/Kritik (zu DDR-Zeiten) und Anpassung;
für die ältere Kinderkohorte: die Kindersicht auf die DDR, Anpassung, Informationsquellen über die DDR, das Wirtschaftssystem der DDR und Stasi;
für die jüngere Kindergruppe: Schule, unpolitisches Verhalten, Stasi und Wachstumskritik an der heutigen Gesellschaft.
Damit lassen sich zwischen den Familiengenerationen thematische Zusammenhänge herstellen. Bei den Großeltern, Eltern und den älteren Kindern ist es das Thema Anpassung, während die Eltern und die beiden Kindergruppen das Thema Stasi (staatliche Repression) verbindet.
Das dominante Thema der Eltern ist Anpassung, die aber anders akzentuiert wird als von den Großeltern, bei denen Zwang und Notwendigkeit im Mittelpunkt stehen. Die Eltern sprechen ganz unterschiedliche Aspekte an, die sich auch mit den weitergehenden Folgen von Anpassung beschäftigen. Das sind u.a.:
als folgenloses Spiel, das mit dem wirklichen Leben nichts zu tun hat;
als Verhalten, das man moralisch vertreten und zu dem man stehen muss;
als allgemeines Prinzip in allen Gesellschaften;
als Strategie, um nicht aufzufallen;
als Option, um sich selbst zu verwirklichen;
als Opportunismus oder
die Ablehnung von Anpassung, die als abweichendes Verhalten anzusehen ist, das bestraft werden muss.
Verglichen mit den Großeltern zeigt sich bei den Eltern eine größere Bandbreite von angepassten, kritisierten oder widerständigen Verhaltensweisen, die sich durch mehr Freiheitsgrade auszeichnen. Immer wieder verweisen die interviewten Eltern darauf, dass sie für sich Grenzen der Anpassung gesetzt hätten und die seien enger gewesen als die der eigenen Eltern.
Ein weiterer Themenschwerpunkt der Eltern ist die Stasi. In den Erzählungen zeigen sich hier Ähnlichkeiten zu den Kindern: das Diktaturgedächtnis stellt einen Ausgleich, ein partielles Korrektiv des lebensweltlichen Arrangementgedächtnisses dar, doch es ersetzt es nicht. Die Erinnerung an die DDR wird durch die neuen Informationen ergänzt. Häufig wird darauf hingewiesen, dass man durch nun zugängliche Informationen, etwa durch die Lektüre von Stasi-Unterlagen oder die Medienberichterstattung über Repressionsmaßnahmen, neue Einblicke und Einsichten gewonnen habe. Das heißt aber nicht, dass nun das Diktaturgedächtnis dominiert.
Bei den älteren Kindern besteht eine positive Sicht auf die DDR, die durch ihre Kindheitserfahrungen dominiert wird. In vielfachen Variationen wird eine im Wesentlichen unbeschwerte Kindheit geschildert. Die Erfahrungen, die erzählt werden, beziehen sich auf das eigene Erleben. Man war zufrieden, es gab einen sozialen Zusammenhalt, man habe sich wohlgefühlt, habe ein gutes Leben geführt, in dem man nichts vermisst habe (Bild 2). Von einigen Interviewpartnern wird auf die Beschränkungen dieser schönen Kindheitserfahrungen verwiesen, und es wird angemerkt, dass man als Erwachsener die DDR wahrscheinlich anders, repressiver, wahrgenommen hätte.
Bei der jüngeren Gruppe von Kindern existieren notwendigerweise keine eigenen Erfahrungen mit der DDR-Wirklichkeit, sondern es wird sehr auffällig hauptsächlich auf Erzählungen von Eltern und Großeltern rekurriert. Manchmal zeigt sich bei diesen jüngeren Kindern eine eigentümliche Mischung von Gedächtnissen, wenn etwa die Fortschrittlichkeit der DDR und gleichzeitig deren Unrechtscharakter geschildert werden.
Ein interessanter Gesichtspunkt, der kein Thema im Interviewleitfaden war, aber insbesondere seitens der jüngeren Kindergeneration selbstständig immer wieder angesprochen wird, ist eine wachstums- und konsumkritische Interpretation der DDR-Mangelwirtschaft. Der Mangel wird als positives Gegenteil des Überflusses gesehen. Bilder und Lesarten des DDR-Alltags, mit seinen Beschwerlichkeiten und Einschränkungen, werden anscheinend bei der Kindergeneration zur Interpretationsfolie heutiger Erfahrungen, so wie in den Erinnerungen der Großeltern häufig die Wendezeit gerade mit der Erfüllung lang ersehnter Konsumwünsche verbunden wird.
Es fällt auf, dass historische Ereignisse in den Erzählungen fehlen. Dies ist vor allem bei den Großeltern zu beobachten und bezieht sich beispielsweise auf die Kollektivierung der Landwirtschaft, den Stalinismus (Bild 3), den Prager Frühling oder den Zusammenbruch des sozialistischen Staatensystems. Stattdessen ist der Schwerpunkt der Alltag. Das wird aber seitens der Kinder kritisiert, dass nämlich außerhalb des Alltäglichen die gesellschaftlichen und politischen Dimensionen der DDR nicht greifbar seien.
Inhaltliche Leerstellen in der Kommunikation zwischen den Generationen sind für viele Kinder die inhaltliche Dimension von Anpassung und Arrangieren bei den Eltern und Großeltern. Was hat man mitgemacht? Wo war die "Schmerzgrenze"? Dabei fallen Äußerungen wie: "Also ich war praktisch ja ein Funktionär, Abteilungsleiter zählte ja zu der höheren Ebene und da musste man natürlich wissen, was man durfte und nicht durfte" (ein Interviewpartner der Elterngeneration). Oder: "Ich habe eben mitgemacht, sagen wir mal so, was sich eben gehört" (eine Interviewpartnerin der Großelterngeneration). Solche Äußerungen führen aber zu dem Herumrätseln jüngerer Altersgruppen, ob man denn überhaupt Geschichtslehrer in der DDR werden konnte, ohne bei der Stasi mitgearbeitet zu haben oder welches Ausmaß an Kooperation bei der staatlichen Überwachung die Arbeit des Großvaters bei der Post beinhaltete. Die Interviews weisen also häufig Leerstellen über die konkrete Mitarbeit am Funktionieren des Staates auf; das, was sich "gehörte", was man "durfte" oder "nicht durfte", bleibt im Ungefähren.
Familie stellt für die Mehrheit der Gesprächspartner den Kern einer als unpolitisch begriffenen privaten Lebenswelt dar. Wobei man darüber streiten kann, ob diese Dichotomie von politischer Umwelt und privater Lebenswelt in der DDR so existierte (Bild 4). Der englische Historiker Paul Betts (2009) vertritt die Auffassung, dass es "dieses merkwürdige Zusammenspiel von Privatheit und Politik in einer Welt ohne eine wirkliche bürgerliche Öffentlichkeit [war], das letztlich das soziale Leben in der DDR kennzeichnete" (S. 324).
Um den inneren lebensweltlichen Raum abzuschirmen, waren Schweigen und Lügen (im Sinne von Sichverstellen) häufige Praxis. "Wir mussten ja alle schwindeln in der DDR", sagt ein Interviewpartner der Elterngeneration. Das "Schweigen, um keinen Schaden anzurichten", habe man als Schüler in der DDR schnell gelernt und praktiziere es bis heute, meint der Journalist Robert Ide (2007, S. 80). Unterschiedliche Sichtweisen, beispielsweise über das Ausmaß an Anpassung, werden zwischen Älteren und Jüngeren nicht ausgesprochen oder gar offen ausgetragen. Stattdessen werden innerhalb der Familien Rücksichtnahme und Schonung geübt, was allerdings neuerliches Schweigen befördert.
Die Gegenwart als Bezugspunkt der Erinnerung
Arrangement- und Diktaturgedächtnis dominieren die Erinnerung an die DDR. Das Fortschrittsgedächtnis spielt hingegen in Bezug auf die Thematisierung der DDR als eines historischen Projekts zur Realisierung einer gerechteren Gesellschaft hauptsächlich nur noch bei einigen älteren Interviewpartnern eine Rolle. Wird Fortschritt jedoch weitergefasst als Organisationsform gesellschaftlicher Teilsysteme, die irgendwelche Vorteile gegenüber heutigen Zuständen aufweisen, bemühen viele Interviewpartner das Fortschrittsgedächtnis.
Dabei fällt ein weiterer Aspekt auf. Es handelt sich um das Framing der Erinnerungen. Framing meint dabei den interpretativen und argumentativen Rahmen, in dem Aussagen platziert werden. Bei Görlich (2009, S. 331) findet sich die Vermutung, dass die Erinnerung immer selektiv sei und "ihre eigentlichen Wurzeln nicht in der Vergangenheit, sondern in der Gegenwart findet". Die Analyse der Interviews bestätigt diese Hypothese, denn implizit besteht der interpretative Rahmen hinsichtlich der DDR-Erinnerung häufig im heutigen, wiedervereinigten Deutschland. Deshalb antworten die meisten der Interviewpartner auf die Aufforderung, eine persönliche Charakterisierung der DDR zu geben, von sich aus komparativ, in Form vergleichender Aussagen: Das Leben in der DDR war unfreier, aber weniger stressig als heute. Oder es war einfacher und sicherer, allerdings auch langweiliger. Damit wird eine Relativierung ausdrückt. Den Interviewten geht es darum, nicht 'schwarz' oder 'weiß', sondern unterschiedliche 'Grautöne' auszudrücken. Zugleich wird damit eine Kritik sowohl an der Gegenwart als auch an der DDR möglich.
Beispielsweise fällt die Bilanz der DDR-Wirtschaftspolitik über alle Interviewgruppen hinweg verheerend aus. Die thematische Rahmung ist die eines umfassenden Scheiterns auf wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und ökologischer Ebene, gerade im deutsch-deutschen Vergleich. Die kapitalistische Wirtschaft – die Marktwirtschaft in Deutschland wird von den Interviewten überwiegend in einer solchen Begrifflichkeit beschrieben – mag nicht optimal sein, doch in der Lesart der meisten Gesprächspartner hat sich erwiesen, dass die sozialistische Planwirtschaft nach dem Muster der DDR keine Alternative darstellt.
Hinsichtlich anderer Politikbereiche bietet sich jedoch ein divergentes Bild. Sehr prominent ist dabei die Bildungspolitik, deren föderale Verfasstheit und heutige Tendenzen (es wird zum Beispiel die Privatisierung der Schulbildung genannt) vor der Interpretationsfolie der DDR-Bildungspolitik aus der Sicht vieler Gesprächspartner schlecht bewertet wird. Dabei wird schon in Rechnung gestellt, dass die zentralisierte DDR-Bildungspolitik ideologischen Zwecken diente, die man nicht gutheißt. Doch unabhängig davon bietet der Vergleich den Interviewten Möglichkeiten, die heutige Bildungspolitik zu kritisieren, ohne in DDR-Nostalgie zu verfallen. Dabei geht es nicht darum zu entscheiden, ob das Framing der Gesprächspartner wahr oder falsch ist, sondern die Argumentationsmuster sind interessant, mit denen die Wahrheit und Bedeutsamkeit von Aussagen behauptet werden.
Fazit
Die Unterschiede der DDR-Bilder zwischen den Generationen sind größer als die Ähnlichkeiten der Ansichten innerhalb der Familien. Es gibt Trends, die offenbar durch den gesellschaftlichen Umbruch 1989/90 gefördert wurden und "quer" zu den Familien verlaufen. Das betrifft insbesondere eine Säkularisierung auch in traditionell christlich geprägten Familien und eine Entpolitisierung. Kontinuitäten politisch-historischer Sichtweisen innerhalb der Familien (oder auch die Abgrenzung voneinander, weil den Älteren zu große Anpassungsbe-reitschaft vorgeworfen wird) treten besonders zwischen Großeltern und Eltern auf, doch die Konflikte bleiben großenteils latent, werden nicht mehr – vermutlich auf Grund des Alters der Großeltern – ausgetragen.
Am ehestens gibt es ausgeprägte familiäre Kontinuitäten des Unpolitischen. Die politischen Rituale der DDR hatten viele innerlich nicht wirklich berührt. Nach 1990 entfiel die Notwendigkeit, den äußeren Schein politischer Folgebereitschaft aufrechtzuerhalten. Gleichwohl werden Erinnerungen, insbesondere als argumentative Ressourcen, weiterbestehen bleiben.
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