Im sozialistischen Establishment hatten sich die verschiedenen Aufsteiger der DDR zu sozialen Milieus formiert und zwar in ein:
Statusorientiertes Milieu: Diese Menschen hatten ein mittleres und hohes Bildungsniveau, errangen mittlere und hohe Führungspositionen mit hohen Einkommen. Es waren oft auch politische Funktionäre in der DDR. Wichtigstes Lebensziel war es, sich gesellschaftliches Ansehen und Macht zu erwerben. Das geschah durch die Identifikation mit der herrschenden Ideologie, oft verbunden mit Fortschrittsglaube und Technik-Faszination.
Technokratisches Milieu: Die Vertreter dieses Milieus hatten höhere Bildungsabschlüsse, häufig im wirtschaftlichen und technischen Bereich, waren leitende Angestellte in den Betrieben der DDR. Sie waren effizienz- und erfolgsorientiert, mit Vertrauen in wissenschaftliche Rationalität und Zukunftsoptimismus. Erfolg zu haben, war in diesem Milieu Pflicht, man durfte sich nicht mit Mittelmaß zufriedengeben. In Beruf und Alltag wurde nach Perfektion gestrebt, bei durchaus pragmatischen Grundeinstellungen.
Humanistisches Milieu: Diese Menschen hatten hohe Bildungsabschlüsse, waren qualifizierte und leitende Angestellte in den Bereichen Bildung, Kultur, Verwaltung, Gesundheit, darunter viele Hochschullehrer, Naturwissenschaftler, Rechtsanwälte, Ärzte, Lehrer. Sie erzielten auch in der DDR hohe Einkommen. Tugenden der "Protestantischen Ethik" wie Pflichterfüllung, Disziplin und soziales Engagement dominierten die Lebensziele. Sehr auf humanistische Bildung bedacht, familien- und traditionsbezogen, in Ablehnung materialistischen Strebens, versuchten sie im harmonischen Einklang mit dem sozialen Umfeld zu leben.
Die traditionalen Lebenswelten hatten sich im Wesentlichen die Dimensionen ihrer Lebensführung erhalten können. Sie bestandenen aus dem:
Gelegenheitsorientierten Arbeitermilieu: Überwiegend Menschen mit einfacher und mittlerer formaler Bildung, Facharbeiter, Angelernte. Ihr Lebensziel hieß, Anschluss an die in der DDR gut verdienende Facharbeiterschaft zu halten, anerkannt zu werden. Aufgrund der begrenzten finanziellen Mittel oft "von der Hand in den Mund" lebend, spontan, neue Trends aufgreifend, heute und hier lebend.
Traditionellen Arbeitermilieu: Berufsstolzes Facharbeitermilieu, überwiegend mit einem Schulabschluss der Klasse 10. Das Lebensziel hieß hier, sein Ding zu machen, sein gutes Auskommen zu haben, d.h. vor allem einen sicheren Arbeitsplatz oder eine sichere Rente bei bescheidenen Konsumansprüchen. Geselligkeit unter Kollegen und Freunden wurde hoch veranschlagt, man mochte unter seinesgleichen sein und integriert und anerkannt werden. Wenig Prestigedenken, statt modischer werden solide und haltbare Produkte bevorzugt.
Kleinbürgerlichen Milieu: Dieses umfasste Menschen mit meist mittlerer Bildung, Facharbeiter, oft in leitenden Funktionen (Meister), die in der DDR verbliebenen Handwerksmeister und Einzelhändler, aber auch Verwaltungsangestellte im Finanzwesen, im Bildungs- und Gesundheitswesen. Sicherheit und familiäre Geborgenheit waren die wichtigsten Ziele, den Verhältnissen wurde das Beste abgerungen, meist eine optimistische Lebenseinstellung. Es wurde Wert auf Statusdemonstration und Politikferne gelegt, allerdings hielt man sich an die Konventionen und geltenden Regeln, wollte nicht exponieren.
Die seit Ende der 1960er Jahre neu entstandenen sozialen Milieus werden vom Sinus-Institut beschrieben als:
Hedonistischen Arbeitermilieu: Die Kinder traditioneller Arbeiter und Angestellter bildeten dieses Milieu. Sie hatten eine mittlere Bildung mit Zusatzqualifikationen, waren Facharbeiter oder Angestellte, die das Arbeitsethos von ihren Eltern übernommen hatten, aber nicht mehr so bescheiden leben wollten wie jene. Ihre Lebensziele waren ein angenehmes Leben, den Lebensstandard genießen, sich nicht unter Druck setzen lassen und alle sich bietenden Gelegenheiten und Vorteile in Anspruch nehmen. Der Besitz materieller Güter war wichtig, auch das Repräsentieren mit Neuem, was man sich leisten kann.
Links-alternatives Milieu: Hohes Bildungsniveau und Tätigkeiten zumeist in Bildung, Forschung und Kultur, mittlere bis hohe Einkommen. Wichtigstes Lebensziel war die Selbstverwirklichung, oft gekoppelt mit einem ausgeprägten ökologischen Denken. Die eigene Selbstverwirklichung sollte jedoch der Gesellschaft dienen. Charakteristisch war eine Distanz zur Konsumgesellschaft und ein Engagement für eigene Ideale und Wertvorstellungen in sozialen, künstlerischen oder ökologischen Projekten.
Subkulturelles Milieu: Jüngere Menschen, meist mit mittlerer Bildung, viele Abbrecher, viele noch in Schule oder Ausbildung befindlich, auch Facharbeiter. Meist geringes Einkommen. Wichtigster Lebenswert war Eigenständigkeit. Man wollte ungebunden von den ideologischen Vorgaben der DDR das Leben genießen, gab sich sehr kommunikativ, spontan, ohne Schablonen. Demonstrative Geringschätzung materieller Güter und längerfristiger Lebensplanung, Abgrenzung von den Normalbürgern, der eigene Geschmack (z. B. Punk, Grufti, Skin usw.) wurde ostentativ zur Schau gestellt.